
Amylin als Therapiebegleitung

Nicht nur im Zusammenhang mit Typ-2-Diabetes, sondern auch bei Menschen mit Typ-1-Diabetes sind in allen Altersgruppen Übergewicht und Adipositas zunehmend verbreitet, berichtete Privatdozentin Dr. Angela Galler von der Pädiatrischen Diabetologie und Diabetesambulanz an der Berliner Charité. Zur Gewichtszunahme in den ersten Jahren nach der Diagnose trägt die Insulintherapie bei. „Zum anderen müssen Menschen mit Typ-1-Diabetes aber immer mal snacken, um Unterzuckerungen zu vermeiden, und nehmen damit mehr Kalorien zu sich“, sagte Dr. Galler. Eine dramatische Entwicklung, da bei Typ-1-Diabetes das Risiko für eine kardiovaskuläre Erkrankung im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung ohnehin fünfmal höher sei. Insbesondere Frauen mit Typ-1-Diabetes sind der Referentin zufolge stark gefährdet: Bei ihnen ist das kardiovaskuläre Risiko sogar doppelt so hoch – eine Beobachtung, für die es bislang keine wirkliche Erklärung gibt. Auch Personen, die sehr jung erkranken, müssen mit einem erhöhten kardiovaskulären Risiko leben. Der HbA1c-Wert ist mit vielen Risikofaktoren assoziiert, aber „nur 50 % des Effekts des HbA1c sind mit ‚traditionellen‘ Risikofaktoren erklärbar.“
„Double Diabetes“: SGLT2-Hemmer ja oder nein?
Mittlerweile hat sich für das Zusammentreffen von Typ-1- und Typ-2-Diabetes unter Diabetolog*innen der Begriff des „Double Diabetes“ etabliert. Welche therapeutischen Optionen hierfür bislang in der Versorgungswirklichkeit angekommen sind, erläuterte Professor Dr. Thomas Haak, Chefarzt des Diabetes Zentrums Mergentheim: Lebensstiländerung, „Hafertage“, bariatrische Operation, Metformin, GLP1-Rezeptoragonisten (GLP1-RA) und duale Agonisten. Die Off-Label-Verordnung von SGLT2-Hemmern sieht Prof. Haak – anders als sein Kollege Professor Dr. Thomas Danne (s. Kasten) aufgrund des erhöhten Ketoazidose-Risikos und des Haftungsrisikos hingegen kritisch. Die Lösung bei der ICD-Codierung des „Double Diabetes“ liege derzeit in der Zusatzziffer U69.75 (Insulinresistenz bei Erwachsenen mit T1D).
Professor Dr. Thomas Forst, Mannheim, erinnerte daran, dass bei zerstörten Betazellen gleichzeitig ein Verlust der Amylinproduktion vorliegt. Amylin wird in äquimolarer Menge mit Insulin aus den Betazellen freigesetzt, adressiert verschiedene Rezeptoren im zentralen Nervensystem, beeinflusst die Magenmotilität, hemmt die postprandiale Glukagonfreisetzung aus den Alphazellen und verstärkt das Sättigungsgefühl, so Prof. Forst. Amylin komme somit eine Rolle in der postprandialen Glukosekontrolle und der Kontrolle der Nahrungsaufnahme zu.
Fixkombination aus Insulin und Amylin entwickelt
Das synthetische Amylin-Analogon Pramlintid ist zwar seit Jahren zur begleitenden Therapie bei Typ-1-Diabetes zugelassen, spielte bislang aber keine große Rolle: „Bislang konnte man Amylin nicht mit Insulin mischen, was zusätzliche Injektionen bedeutet. Das war ein Hemmschuh“, erklärte Prof. Forst.
Doch nun habe man mit ADO09 eine Fixkombination aus Insulin und Amylin entwickelt; ADO09 verbessere aufgrund der verzögerten Magenentleerung die postprandiale Glukosekontrolle. In einem Closed Loop zusammen mit Insulin Fiasp eingesetzt, konnten die Proband*innen deswegen gänzlich auf die Eingabe der verzehrten Kohlenhydrate verzichten. Das Amylin-Analogon allein berge kein Hypoglykämie- Risiko. Allerdings müsse die Insulindosis angepasst werden, damit das Risiko nicht steigt. Vielversprechend erscheint auch die Kombination aus GLP1-RA und Pramlintid, die aktuell untersucht werde, allerdings zunächst beim Typ-2-Diabetes. „Wir werden aber sicher auch bald Daten zum Einsatz bei Typ-1-Diabetes sehen.“
Quelle: Diabetes Kongress 2024
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