
An diesen Schrauben können Sie bei chronischer Nierenerkrankung drehen

Der in Deutschland beliebte Begriff der chronischen Niereninsuffizienz hat laut KDIGO*-Initiative inzwischen ausgedient. Da das Funktionsdefizit der Niere die Prognose nicht alleine bestimmt, spricht man heute lieber von chronischer Nierenerkrankung (chronic kidney disease, CKD), schreibt Professor Dr. Matthias Girndt von der Klinik für Innere Medizin II der Universität Halle-Wittenberg. Die geschätzte (estimated) GFR (eGFR) bildet dabei die Basis der Stadieneinteilung. Sie wird heute bevorzugt nach der CKD-Epidemiology (CKD-EPI)-Formel kalkuliert, die auch für Menschen über 70 Jahre evaluiert ist.
Die Proteinurie, bevorzugt als Quotient aus Albumin und Kreatinin (ACR-Quotient) angegeben, fließt aufgrund ihrer prognostischen Relevanz ergänzend zur eGFR in die Stadieneinteilung ein. Man unterscheidet drei Stadien:
Die chronische Nierenerkrankung verursacht nur wenig Symptome. Manche Betroffene klagen über eine Abnahme der körperlichen Leistungsfähigkeit, in einigen Fällen finden sich periphere Ödeme, in fortgeschrittenem Stadium auch eine pulmonale Wassereinlagerung, die eine Atemnot bedingen kann.
Krea steigt erst, wenn die GFR schon halbiert ist
Die eGFR sollte das Serum-Kreatinin als Routineparameter ablösen, da letzteres von der Muskelmasse und -aktivität abhängt und entsprechend stark variiert. Außerdem beginnt das Kreatinin erst zu steigen, wenn die GFR schon um mehr als 50 % unter der Norm liegt.Die Proteinurie, bevorzugt als Quotient aus Albumin und Kreatinin (ACR-Quotient) angegeben, fließt aufgrund ihrer prognostischen Relevanz ergänzend zur eGFR in die Stadieneinteilung ein. Man unterscheidet drei Stadien:
- < 30 mg/g (normal)
- 30–300 mg/g (Mikroalbuminurie)
- > 300 mg/g (Makroalbuminurie)
Die chronische Nierenerkrankung verursacht nur wenig Symptome. Manche Betroffene klagen über eine Abnahme der körperlichen Leistungsfähigkeit, in einigen Fällen finden sich periphere Ödeme, in fortgeschrittenem Stadium auch eine pulmonale Wassereinlagerung, die eine Atemnot bedingen kann.
Differenzialdiagnosen zur Glomerulonephritis
Bei glomerulärer Proteinurie ohne Akanthozyten können hypertensive Schäden, eine diabetische Nephropathie oder entzündlich-glomeruläre Krankheiten dahinterstecken. Einige davon kann man eventuell serologisch ausschließen. Dazu gehören Vaskulitiden, Lupus erythematodes, Antibasalmembrannephritis, membranöse Glomerulonephritis, Kryoglobulinämie und mit einer Virushepatitis assoziierte Nierenerkrankungen.
Immer wieder werden deshalb Patienten erst im fortgeschrittenen Stadium diagnostiziert, weil z.B. anlässlich einer Routineuntersuchung ein erhöhtes Kreatinin auffällt. Dann stellt sich die Frage, ob eine bisher nicht erkannte chronische Nierenerkrankung dahintersteckt oder ob sich die Nierenfunktion akut verschlechtert hat. Zu den Indizien für einen schon länger fortschreitenden Prozess zählen:
Es gilt daher, bei jeder chronischen Nierenerkrankung an allen Schrauben zu drehen, die die Progression verlangsamen können. Der Autor nennt dazu:
- sonographisch verkleinerte Nieren mit schmalem oder vernarbtem, hyperdensem Parenchym
- normochrome, normozytäre Anämie
- erhöhtes Parathormon
- konzentrische Linksherzhypertrophie
- diffus hyperpigmentierte gelbliche Haut
Nephrone läuten ihren eigenen Untergang ein
Die Progression einer Nierenfunktionsstörung neigt dazu, sich zu verselbstständigen. Das geschieht, weil noch funktionierende Nephrone kompensatorisch die Arbeit zerstörter Kollegen übernehmen. Um diese Mehrarbeit leisten zu können, hypertrophieren sie und läuten damit ihren eigenen Untergang ein. Erschwerend kommt hinzu, dass die zunehmende Nierenfunktionsstörung eine arterielle Hypertonie im Gefolge hat, die den Prozess weiter beschleunigt.Es gilt daher, bei jeder chronischen Nierenerkrankung an allen Schrauben zu drehen, die die Progression verlangsamen können. Der Autor nennt dazu:
- den arteriellen Blutdruck auf systolische Werte zwischen 120 und 130 mmHg einstellen, bevorzugt mit Hemmern des Renin-Angiotensin-Systems
- die Proteinurie unter 1 g pro Tag senken. Dazu trägt eine moderate Beschränkung der Proteinzufuhr – bevorzugt pflanzliche Eiweiße – auf 0,8 g/kg täglich bei
- eine metabolische Azidose mit Natriumbicarbonat ausgleichen
- strikter Nikotinverzicht
- nephrotoxische Medikamente konsequent meiden, insbesondere NSAR, bestimmte Antibiotika oder Röntgenkontrastmittel
Girndt M Internist 2017; 58: 243-254
*Kidney-Disease-Improving-Global-Outcome
Falls Sie diesen Medizin Cartoon gerne für Ihr nicht-kommerzielles Projekt oder Ihre Arzt-Homepage nutzen möchten, ist dies möglich: Bitte nennen Sie hierzu jeweils als Copyright den Namen des jeweiligen Cartoonisten, sowie die „MedTriX GmbH“ als Quelle und verlinken Sie zu unserer Seite https://www.medical-tribune.de oder direkt zum Cartoon auf dieser Seite. Bei weiteren Fragen, melden Sie sich gerne bei uns (Kontakt).