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Angeborener Herzfehler – Behandlung mit NOAK oder VKA?

Auch wenn die nicht-Vitamin-K-antagonistischen oralen Antikoagulanzien (NOAK) den Vitamin-K-Antagonisten (VKA) in vielerlei Hinsicht den Rang ablaufen: Patienten mit angeborenem Herzfehler sollte man vielleicht eher einen klassischen VKA verordnen, mahnen Forscher vom Kompetenznetz Angeborene Herzfehler.1 Denn die Einnahme von NOAK ist bei diesen mit anatomischen und physiologischen Besonderheiten verbundenen Erkrankungen offenbar mit größeren Risiken verbunden als bei erworbenen Herzkrankheiten.
Mortalität unter NOAK deutlich höher als unter VKA
Das legt eine Auswertung anonymisierter Krankenkassendaten von 44 000 Patienten mit angeborenem Herzfehler nahe.2 Wie die Kollegen um Dr. Eva Freisinger vom Universitätsklinikum Münster feststellten, kam es bereits im ersten Therapiejahr häufiger zu Thromboembolien, schweren kardiovaskulären Ereignissen (z.B. Herzinsuffizenz) und Blutungen, wenn NOAK statt VKA eingenommen worden waren. Zudem lag die Gesamtmortalität signifikant höher (4,0 % vs. 2,8 %). An dem schlechteren Abschneiden der NOAK änderte sich auch in der Langzeitbeobachtung unter Berücksichtigung unterschiedlicher Patientencharakteristika nichts.
Zusätzliche Relevanz erhalten die Ergebnisse dadurch, dass sich zwischen 2005 und 2018 der Anteil der Patienten mit angeborenem Herzfehler, die ein orales Antikoagulans schlucken, in Deutschland verdoppelt hat. Zuletzt erhielt jeder achte Betroffene einen Gerinnungshemmer – 45 % von ihnen ein NOAK. Prof. Dr. Dr. Gerhard-Paul Diller vom Kompetenznetz Angeborene Herzfehler kritisiert, dass Patienten nicht engmaschig genug beobachtet werden, weil der Gerinnungsstatus bei NOAK nicht überwacht werden muss. In jedem Fall sollten spezialisierte Kardiologen die Therapie begleiten.
Quelle:
1. Pressemitteilung Kompetenznetz Angeborene Herzfehler e.V.
2. Freisinger E et al. Eur Heart J 2020; 41: 4168-4177; DOI: 10.1093/eurheartj/ehaa844
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