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Schlaganfall: In der Prophylaxe nicht von Warfarin auf Phenprocoumon schließen

Bei den wesentlichen Zulassungsstudien für die NOAK wählten die zuständigen Prüfärzte nahezu immer Warfarin als Vitamin-K-Antagonisten (VKA) zum Vergleich mit den neuen Wirkstoffen. Aber wer nimmt hierzulande schon Warfarin? Nahezu allen Kranken mit Vorhofflimmern, die in Deutschland einen VKA zur Vorbeugung von Schlaganfällen erhalten, verschreibt ihr Arzt Phenprocoumon. Und das baut der Körper ganz anders ab als Warfarin. Damit lassen sich Ergebnisse nicht ohne Weiteres auf hiesige Betroffene übertragen, finden die Psychologin Dr. rer. nat. Lena Paschke vom Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung in der Bundesrepublik Deutschland und ihre Kollegen.
Insultgefahr unter Dabigatran nahezu verdoppelt
Die Forscher haben daher die hiesigen kassenärztlichen Verordnungszahlen für eine möglicherweise aussagekräftigere Analyse herangezogen. Insgesamt gingen rund 837 000 Patienten mit Vorhofflimmern in ihre Auswertung ein, etwas mehr als die Hälfte erhielt prophylaktisch ein NOAK, der Rest einen VKA. Unter den NOAK wiederum führte bei Weitem Rivaroxaban, das mehr als 50 % der Verschreibungen ausmachte.
Allerdings unterschieden sich die Gruppen in einigen wichtigen Faktoren, z.B. ihrem Schlaganfallrisiko gemäß CHA2DS2-VASc-Score und bei verschiedenen Begleiterkrankungen. Die Wissenschaftler bildeten daher Paare aus jeweils einem Patienten mit VKA und einem mit NOAK, die sich in diesen Parametern so weit wie möglich glichen.
Nach 15 Monaten (VKA) bzw. gut 20 Monaten (NOAK) stellte sich heraus, dass unter den neuen Wirkstoffen die Gefahr für einen Schlaganfall um mehr als 30 % erhöht war; das Blutungsrisiko lag um 11 % niedriger. Als die Forscher die einzelnen NOAK separat auswerteten, fand sich unter Dabigatran nahezu eine Verdopplung der Schlaganfälle (Hazard ratio, HR, 1,93), unter Apixaban und Rivaroxaban bestand geringere Gefahr (HR 1,52 bzw. 1,13). Edoxaban schnitt sogar besser ab als der VKA (HR 0,88). Mit Ausnahme von Rivaroxaban (HR 1,03) sorgten aber alle NOAK für weniger Blutungen als Phenprocoumon.
Quelle: Paschke LM et al. BMC Medicine 2020; 18: 254; DOI: 10.1186/s12916-020-01695-7
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