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Neue Leitlinie zur Behandlung von kongenitalen Herzfehlern bei Erwachsenen

Linksventrikuläre Obstruktion des Ausflusstrakts
Liegt bei Patienten mit symptomatischer Aortenklappenstenose eine schwere Einengung vor (mittlerer Gradient ≥ 40 mmHg), wird die Intervention empfohlen, erläuterte Professor Dr. Werner Budts von der Kardiologie an den Universitätskliniken Leuven. Klar indiziert sei sie bei schwerem Low-Flow, einem mittleren Gradienten < 40 mmHg, aber reduzierter Ejektionsfaktion (EF) und dem Nachweis einer kontraktilen Flowreserve, es sei denn, es handele sich um eine pseudoschwere Aortenstenose.
Asymptomatische Fälle mit schwerer Stenose brauchen eine Behandlung, wenn der Belastungstest eindeutig aufgrund dieser Grunderkrankung pathologisch ausfällt oder eine linksventrikuläre Dysfunktion (LVEF < 50 %) klar darauf beruht.
Für supravalvuläre Aortenstenosen gilt: Haben die Betroffenen Symptome und einen mittleren Gradienten ≥ 40 mmHg, sollte der Chirurg ran. Liegt der Gradient niedriger, empfiehlt man in der Leitlinie die OP in folgenden Fällen:
- Beschwerden aufgrund einer Obstruktion (Belastungsdyspnoe, Angina, Synkope)
- nicht anders zu erklärende linksventrikuläre systolische Dysfunktion (LVEF < 50 %)
- versorgungsbedürftige signifikante KHK oder Klappenläsion
Für symptomatische subvalvuläre Aortenstenosen besteht die OP-Indikation bei mittlerem Ruhedopplergradient ≥ 40 mmHg oder schwerer Aorteninsuffizienz.
Shuntläsionen und pulmonale Hypertonie
Zeigen Patienten mit einem Shunt Zeichen eines erhöhten pulmonal-arteriellen Druckes, ist die invasive Messung des pulmonal-vaskulären Widerstandes obligat, erklärte Professor Dr. Markus Schwerzmann von der Universitätsklinik für Kardiologie am Inselspital Bern. Aus dem Befund leitet man bei hämodynamisch relevantem Shunt (Qp:Qs > 1,5) je nach Wood Units die adjustierten Empfehlungen für einen Verschluss ab (s. Kasten).
Wood-Unit(WU)-Grenzwerte des pulmonal-vaskulären Widerstandes für den Shuntverschluss
- < 3 WU: Klasse-I-Empfehlung für Vorhofseptumdefekt (ASD), Ventrikelseptumdefekt (VSD) und persistierenden Ductus arteriosus Botalli (PDA)
- 3–5 WU: Klasse-IIa-Empfehlung für ASD, VSD und PDA
- ≥ 5 WU mit Abfall auf < 5 WU nach gezielter Therapie der pulmonalen Hypertonie: Klasse-IIb-Empfehlung für ASD (nur fenestrierter Verschluss)
- ≥ 5 WU Klasse-IIb-Empfehlung für VSD and PDA (sorgfältige Abwägung im Zentrum)
- ≥ 5 WU trotz gezielter Therapie der pulmonalen Hypertonie: Klasse-III-Empfehlung für ASD
- Patientinnen mit bestätigtem präkapillaren Hochdruck sollte man von einer Schwangerschaft abrate
- eine Risikobeurteilung ist für alle mit pulmonal-arterieller Hypertonie nötig
- Betroffene mit präkapillarem Hochdruck, einfachen, reparierten Läsionen und niedrigem bis intermediärem Risiko erhalten initial oder sequenziell vorzugsweise eine orale Kombinationstherapie. Hochrisikokandidaten bekommen eine initiale Kombi, die parenterale Prostanoide enthält.
- Für Eisenmenger-Patienten mit eingeschränkter körperlicher Belastbarkeit (6-Minuten-Gehstrecke < 450 m) kommt zu Beginn eine Monotherapie mit einem Endothelin-Rezeptorantagonisten in Betracht, bei ausbleibendem Erfolg kann man dann eine Kombination einsetzen.
Obstruktion des rechten Ventrikelausflusstrakts
Für valvuläre Pulmonalstenosen ist die Ballon-Valvuloplastie das Mittel der Wahl, wenn es anatomisch passt, berichtete Professor Dr. Barbara J. M. Mulder, Kardiologin vom Amsterdam University Medical Center. Falls die Patienten keinen Klappenersatz benötigen, kann man bei schweren Stenosen (Doppler-Peak-Gradient > 64 mmHg) jegliche Intervention anwenden, unabhängig davon, ob Symptome vorliegen oder nicht. Besteht nur die Möglichkeit des chirurgischen Klappenaustauschs, kommt das in erster Linie für symptomatische Patienten mit hochgradiger Einengung infrage. Für asymptomatische nannte Prof. Mulder folgende Indikationen:- objektiver Abfall der Belastungsfähigkeit
- nachlassende rechtsventrikuläre Funktion und/oder Progression einer Trikuspidalinsuffizienz bis mindestens zum moderaten Grad
- Rechts-Links-Shunt über Vorhofseptumdefekt (ASD) oder Ventrikelseptumdefekt (VSD)
- rechtsventrikulärer systolischer Druck > 80 mmHg
Transposition der großen Arterien
Nach atrialer Switch-Operation besteht die Indikation für eine chirurgische Intervention, wenn symptomatische Patienten Leckagen oder Stenosen in der Scheidewand (baffle leak/baffle stenosis) haben oder eine pulmonalvenöse Atriumobstruktion vorliegt, referierte Dr. Folkert Meijboom vom University Medical Centre Utrecht. Mit oder ohne Beschwerden solle eine Klappenreparatur bei schwerer atrioventrikulärer Regurgitation mit erhaltener EF erwogen werden. Im Fall von symptomatischen Scheidewandstenosen kann alternativ der Katheter zum Einsatz kommen, ebenso wie bei Scheidewand-Leckagen mit Zyanosen, starkem Verdacht auf paradoxe Embolien oder Krankheitszeichen durch den Links-Rechts-Shunt. Man kann ein solches Leck auch bei beschwerdefreien Patienten mit ventrikulärer Volumenüberlastung interventionell verschließen. Brauchen Kranke mit der Leckage einen internen Defi oder einen Schrittmacher, schlägt die Leitlinie die Abdichtung mittels Stent vor. Wurde im Kindesalter die Transposition bereits korrigiert, empfehlen die Experten für Menschen mit schwerer symptomatischer Trikuspidalinsuffizienz den Klappenaustausch. Bei Beschwerdefreiheit, aber gravierendem Befund stellt die progressive systemische rechtsventrikuläre Dilatation und/oder die geringgradig eingeschränkte systolische rechtsventrikuläre Funktion (EF > 40 %) eine OP-Indikation dar.Quelle: ESC* Congress 2020 – The Digital Experience
* European Society of Cardiology
1. Baumgartner et al. Eur Heart J 2020; ehaa554; DOI: 10.1093/eurheartj/ehaa554
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