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Angiodysplasien sind eine häufige Blutungsquelle bei Senioren

Die Therapie von Angiodysplasien gestaltet sich oft schwierig: Das liegt zum einen an häufig schwer zu erreichenden multiplen Blutungsquellen, die sich einer chirurgischen oder endoskopischen Behandlung entziehen. Hinzu kommt eine hohe Rezidivrate, die einen dauerhaften Therapieerfolg verhindert. Deswegen ist bei manchen Patienten eine systemische Therapie mit dem langwirksamen Somatostatin-Analogon Octreotid indiziert.
So auch in dem von Schweizer Kollegen vorgestellten Fall: Bei einem damals 73-jährigen Patienten wurde bei einer Koronarintervention im Jahr 2011 eine Eisenmangelanämie festgestellt. Unter der daraufhin eingeleiteten dualen Plättchenhemmung verschärfte sich die Blutarmut. Außerdem fielen Teerstühle und ein positiver Hämoccult-Test auf. Die endoskopische Diagnostik ergab eine Helicobacter-positive Gastritis, die umgehend behandelt wurde. Doch der Blutverlust persistierte trotz erfolgreicher Eradikation.
Koagulationen konnten die Blutungen nicht stoppen
Der Grund für den Misserfolg fand sich bei der gastroskopischen Verlaufskontrolle. Der Patient hatte eine Angiodysplasie im Duodenum. Die Kapselendoskopie förderte noch weitere Läsionen zutage. Eine wiederholte Argon-Plasma-Koagulation der multiplen Angiodysplasien hatte keinen nachhaltigen Einfluss auf den Blutverlust, schreiben Melanie Bettina Greisinger, Ärztin in Adetswil, und Professor Dr. Barbara Biedermann von der Universität Basel.
Deshalb entschieden sich die Kollegen für eine systemische Behandlung mit dem langwirksamen Somatostatin-Analogon Octreotid. Es wird in Depotform verabreicht (20 mg alle 4–6 Wochen). Unter der Injektionstherapie normalisierte sich der Hämoglobinwert, der Patient fühlte sich deutlich besser und der Bedarf an parenteralem Eisen sank.
Angiodysplasien können erblich bedingt sein (z.B. Morbus Osler). Auch Aortenstenosen, Blutgruppe 0 und Gerinnungsstörungen begünstigen gastrointestinale Angiodysplasien. Die erworbenen Formen sind wahrscheinlich degenerativ bedingt: Eine venöse Stase führt zusammen mit einem angiogenen Stimulus zu arteriovenösen Verbindungen.
Jeder Dritte bis Fünfte erleidet ein Rezidiv
Therapie der Wahl ist die Argon-Plasma-Koagulation oder die Elektrokauterisierung. 80–90 % der Blutungen lassen sich endoskopisch stillen. Aber die Rezidivrate liegt mit 20–30 % relativ hoch. Als Grund vermuten die Autoren, dass eine lokale Elimination der Blutungsquelle die Ursache für die Bildung von Angiodysplasien nicht beseitigt. Da es sich bei den erworbenen Formen um Systemerkrankungen handelt, halten die Autoren auch einen medikamentösen Ansatz für gerechtfertigt, wenn die endoskopische Behandlung keinen dauerhaften Erfolg erzielt. In solchen Fällen sind langwirksame Somatostatin-Analoga die sicherste und wirksamste Option. Aufgrund der hohen Kosten der Therapie muss ihr Einsatz allerdings gut abgewogen werden.
Quelle: Greisinger MB, Biedermann B. Swiss Med Forum 2020; 20: 54-56; DOI: 10.4414/smf.2020.08367
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