Anti Emese, pro Insult

Dr. Judith Lorenz

Die größte Gefahr besteht zu Behandlungsbeginn. (Agenturfoto) Die größte Gefahr besteht zu Behandlungsbeginn. (Agenturfoto) © iStock/klebercordeiro

Antiemetika, die am Dopaminrezeptor ansetzen, erhöhen offenbar das Risiko für ischämische Schlaganfälle in ähnlicherweise wie zentral wirksame Antipsychotika.

Antiemetika wie Domperidon oder Metoclopramid helfen gut bei Übelkeit und Erbrechen – sei es bei einer Migräne, während einer onkologischen Therapie oder im postoperativen Setting. Eine französische Studie deutet nun jedoch darauf hin, dass diese antidopaminergen Wirkstoffe möglicherweise Schlaganfälle begünstigen.
Dass zentral wirkende Dopaminantagonisten die Hirndurchblutung beeinträchtigen, ist schon seit Längerem bekannt, berichtet die Pharmakoepidemiologin Anne Bénard-Laribière von der Universität Bordeaux: Sowohl typische als auch atypische Antipsychotika erhöhen das Risiko für einen ischämischen Schlaganfall. Die größte Gefahr besteht dabei zu Behandlungsbeginn, besonders gefährdet sind offenbar ältere Menschen sowie Demenzkranke.

Ob bei der Behandlung mit am Dopaminrezeptor ansetzenden Anti­emetika mit ähnlichen zerebralen Komplikationen gerechnet werden muss, untersuchte sie gemeinsam mit weiteren Forscherkollegen. Mithilfe nationaler Gesundheitsdatenbanken identifizierten sie mehr als 2.600 Erwachsene, die zwischen 2012 und 2016 erstmals einen ischämischen Schlaganfall erlitten hatten. Alle Patienten hatten innerhalb der 70 Tage vor dem Ereignis antidopaminerg wirkende Antiemetika (Domperidon, Metoclopramid, Metopimazin) eingenommen. Das Vergleichskollektiv bildeten bezüglich Alter, Geschlecht und Risikofaktoren passende Personen ohne Schlag­anfallproblematik.

Unter der Antiemetikabehandlung verdreifachte sich die Wahrscheinlichkeit für einen ischämischen Insult. Das höchste Risiko ermittelten die Forschenden insgesamt für die ersten Tage nach Beginn der Einnahme. Der Vergleich der einzelnen Wirkstoffe ergab Folgendes: Metoclopramid und Metopimazin erhöhten das Schlaganfallrisiko um den Faktor 3,5 bzw. 3,6, Domperidon dagegen nur um den Faktor 2,5. Dies könnte daran liegen, dass Domperidon nur peripher anti­dopaminerge Effekte hat, während Metoclopramid und Metopimazin auch zentral wirken, erläutern Anne Bénard-Laribière und Kollegen.

Angesichts des breiten Einsatzes antidopaminerger Antiemetika haben die Studienergebnisse eine große praktische Relevanz, meinen die Wissenschaftler. Weitere Studien müssen daher nun ihre Beobachtungen bestätigen und klären, ob den gefundenen Zusammenhängen Kausalität zugrunde liegt.

Quelle: Bénard-Laribière A et al. BMJ 2022; 376: e066192; DOI: 10.1136/bmj-2021-066192

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