Antikörper verzögert Typ-1-Diabetes um zwei Jahre

Dr. Judith Lorenz

Der präventive Effekt des Antikörpers ist im ersten Jahr am stärksten. Der präventive Effekt des Antikörpers ist im ersten Jahr am stärksten. © Kateryna_Kon – stock.adobe.com

Lässt sich der Ausbruch von Typ-1-Diabetes hinausschieben? Diese Frage treibt Forschungsgruppen weltweit an. Nun wurde das Potenzial des Antikörpers Teplizumab bei Verwandten von Patienten mit Typ-1-Diabetes getestet – mit Erfolg.

Einem manifesten Typ-1-Diabetes gehen zwei asymptomatische Stadien voraus: Zunächst treten Autoantikörper in Erscheinung, danach setzt eine Glukosetoleranzstörung ein, die schließlich in das Endstadium, die insulinpflichtige Hyperglykämie, mündet. Eine immunmodulatorische Therapie bei Hochrisikopersonen kann den Erkrankungsbeginn jedoch deutlich hinauszögern, wie das Forscherteam um Professor Dr. Kevan C. Herold, Universität Yale, New Haven, herausfand.

Von Teplizumab, einem monoklonalen anti-CD3-Antikörper, ist bekannt, dass dieser gezielt die an der Zerstörung der Betazellen beteiligten CD8+ T-Lymphozyten modifiziert und nachweislich die Abnahme der Insulinproduktion bei kürzlich erkrankten Patienten verlangsamt. Daher stellt sich die Frage, ob auch asym­ptomatische Hochrisikopersonen von der Antikörpertherapie profitieren.

Signifikante Risiko­reduktion um fast 60 %

An der randomisierten, placebokontrollierten Phase-2-Studie nahmen 76 Verwandte von Patienten mit Typ-1-Dia­betes teil, darunter 55 Kinder und Jugendliche, die bereits mindestens zwei für Diabetes typische Autoantikörper sowie eine gestörte Glukosetoleranz, jedoch noch keinen manifesten Dia­betes aufwiesen. Gemäß Randomisierung erhielten 44 Personen über zwei Wochen täglich Teplizumab per Infusion, die übrigen 32 ein Placebo.

Während der Nachbeobachtungszeit entwickelten 72 % derjenigen in der Kontrollgruppe, aber nur 43 % der mit Teplizumab behandelten Personen einen Diabetes. Die jährliche Erkrankungsrate betrug 14,9 % unter Antikörpertherapie und 35,9 % unter Placebo. Im Mittel vergingen im Kontrollarm 24,4 Monate, im Teplizumabarm 48,4 Monate bis zur Erkrankung. Das entsprach einer signifikanten Risikoabnahme um nahezu 60 % (Hazard Ratio 0,41; 95%-KI 0,22–0,78; p = 0,006).

Der stärkste präventive Effekt bestand im ersten Jahr nach der Antikörpergabe: 7 % der mit Teplizumab, aber 44 % der mit Placebo behandelten Studienteilnehmer erkrankten während dieses Zeitraums. Ferner beobachteten die Forscher, dass Personen mit bestimmten HLA- und Autoantikörper-Konstellationen stärker von der Antikörpertherapie profitierten als Personen mit anderen genetischen Voraussetzungen.

Optimales Behandlung­s­regime ist noch unklar

Unerwartete Nebenwirkungen traten nicht auf: Unter Teplizumab stellte das Wissenschaftlerteam insbesondere Hautreaktionen und transiente Lymphopenien fest. Zukünftige Untersuchungen müssen nach Einschätzung der Studienautoren unter anderem klären, ob wiederholte Antikörpergaben das Voranschreiten der Glukosestoffwechselstörung noch stärker bremsen können, und inwiefern potenziell durch den Wirkstoff induzierte Autoantikörper den klinischen und immunologischen Erkrankungsverlauf beeinflussen.

Quelle: Herold KC et al. N Engl J Med 2019; 381: 603-613; DOI: 10.1056/NEJMoa1902226

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