Antikörperpräparat bietet Schutz – außer gegen verbreitete Mutation

Lara Sommer

Bei der passiven Immunisierung werden Antikörper gegen den Erreger direkt verabreicht. Bei der passiven Immunisierung werden Antikörper gegen den Erreger direkt verabreicht. © freshidea - stock.adobe.com

In einer Kohorte mit überwiegend erworbenen Immundefekten senkte ein Antikörperpräparat das Risiko von COVID-19 um ein Drittel – und das sechs Monate lang. Leider kennen die Forschenden schon die erste Resistenzmutation.

Immungeschwächte Personen, z. B. nach einer Organ- oder Stammzelltransplantation, sind weiterhin besonders durch SARS-CoV-2 gefährdet. Wissenschaftler:innen um Prof. Dr. ­Ghady Haidar von der University of Pittsburgh School of Medicine testeten Sipavibart, einen neutralisierenden Antikörper gegen das Spike-Protein, zur Prävention symptomatischer Erkrankungen bei Risikogruppen.

Es beteiligten sich an der multizentrischen Phase-3-Studie ­SUPERNOVA 3.349 Menschen ab zwölf Jahren mit angeborenen oder erworbenen Immundefekten. Darunter befanden sich auch zahlreiche Patient:innen, die an hämatologischen Malignomen litten oder im letzten Jahr B-Zell-depletierende Therapien erhalten hatten. Teilnehmende bekamen 1:1 randomisiert:

  • Sipavibart 300 mg i. m. an Tag 1 und 181
  • Tixagevimab 300 mg-Cilgavimab 300 mg an Tag 1, Placebo an Tag 181 ODER Placebo an Tag 1 und 181 (Vergleichsarm)

Das Prüfpräparat senkte die Wahrscheinlichkeit, innerhalb von sechs Monaten nach einer Injektion eine symptomatische COVID-19-Erkrankung zu entwickeln, um 34,9 % (p = 0,0006). Insgesamt erkrankten in diesem Zeitfenster 7,4 % im Ver­um-
arm und 10,9 % der Vergleichskohorte. Für Virusvarianten ohne die Resistenzmutation Phe456Leu betrug die relative Risikoreduktion sogar 42,9 %. Sie fiel außerdem in den ersten 90 Tagen nach einer Dosis deutlich höher aus (41,9 % bzw. 60,0 %). Alles in allem kamen schwere Krankheitsverläufe selten vor und die Zahl der COVID-19-bedingten Krankenhauseinweisungen stimmte zwischen den Kohorten überein.

In beiden Armen traten innerhalb der ersten drei Monate unerwünschte Ereignisse bei etwa der Hälfte der Teilnehmenden auf (49,9 % bzw. 51,5 %). Schwere Komplikationen im Zusammenhang mit der Behandlung erlitten zwei Personen im Prüf­arm (0,1 %) und sieben (0,4 %) in der Kontrolle. Die Verantwortlichen beobachteten weder schwere Hypersensitivitätsreaktionen gegenüber Sipavibart noch schwere kardio­vaskuläre oder thromboembolische Ereignisse, die sich auf die Prüfmedikation zurückführen ließen.

Die Autor:innen resümieren, dass Sipavibart ein akzeptables Sicherheitsprofil aufwies und immunkompromittierten Menschen im Beobachtungszeitraum einen moderaten Schutz gegen symptomasche COVID-19-Erkrankungen bot. Allerdings ließ sich kein Effekt gegen Virusvarianten mit der Phe456Leu-Mutation nachweisen, die das Infektionsgeschehen im Herbst 2024 dominierten. Dies schränke den klinischen Nutzen ein.

Quelle: Haidar G et al. Lancet Infect Dis 2025; doi: 10.1016/S1473-3099(24)00804-1

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