Arthrosebedingten Schmerz mit Weihrauch einfach in Luft auflösen?

Als Basis für die Einschätzung pflanzlicher Arthrose-Medikamente dienten zwei Cochrane-Reviews, die in den Jahren 2013 und 2014 publiziert wurden. Eingang in die systematische Analyse fanden nur randomisierte kontrollierte Studien, die eine aktive Therapie mit Placebo verglichen. Die behandelte Arthrose musste sich an Knie, Hüfte oder Händen manifestieren und die Kriterien der Fachgesellschaften (ACR, EULAR*) erfüllen, so Milena Trifunovic-König und Kollegen vom Bereich Naturheilkunde und Integrative Medizin der Kliniken Essen-Mitte.
Das Review zur oralen Behandlung der Gelenkschäden berücksichtigte 49 Studien zu 33 verschiedenen therapeutischen Interventionen. Aufgrund der Heterogenität eigneten sich nur sieben dieser Arbeiten für eine gepoolte Auswertung der Daten im Rahmen von Metaanalysen. Und diese Studien beschäftigten sich alle mit zwei Wirkansätzen, zum einen dem indischen Weihrauch (Boswellia serrata) und zum anderen einem Produkt auf der Basis von Avocado und Sojabohnen (ASU**).
Weihrauch und Beinwell können Schmerz lindern
In der einzigen hochwertigen Studie zur Weihrauch-Therapie zeigte sich diese in puncto Schmerzlinderung und funktioneller Verbesserung einer Scheinbehandlung überlegen. Dieses Ergebnis bestätigte auch eine Metaanalyse von zwei Studien, bei einer Nebenwirkungsrate auf Placeboniveau.
Nutzen von Ingwer, Soja und Weidenrinde nicht belegt
Keinen hinreichenden Beleg sehen die Autoren für Avocado und Sojabohne (ASU). Diese Kombination zeigte sich in Studien und Metaanalysen nur teilweise wirksam, nicht selten verlor sich ein kurzfristig erzielter Effekt auf längere Sicht wieder. Auch eine Vergrößerung des Gelenkspalts ließ sich nicht nachweisen.
Für zwölf weitere orale Phytotherapeutika, darunter Teufelskrallenwurzel, Weidenrinde, Gelbwurz, Ingwer, Rizinus und Hagebutte, fehlen ebenfalls noch Nutzenbelege. In Vergleichsstudien mit NSAR schnitten diese Phytotherapeutika zwar meist besser ab, aber das niedrige Evidenzniveau erlaubt nach Meinung der Kollegen keine Empfehlung.
Kombinationen aus zwei Pflanzenextrakten zeigten sich in Studien wirksamer als Placebo. Doch mangels hochwertiger Arbeiten sind ebenso wenig Aussagen möglich wie zu Vielkomponenten-Präparaten, z.B. chinesischen Kräutermischungen oder Ayurveda-Arzneimitteln.
Das zweite Cochrane-Review beschäftigte sich mit topisch anwendbaren Arthrosemitteln, sieben Heilpflanzen gingen in die Analyse ein, wobei sich die Evidenz meist auf einzelne Studien beschränkte. In einer qualitativ hochwertigen Arbeit erzielte eine Arnika-Tinktur eine vergleichbare Wirkung wie Ibuprofen-Gel. Allerdings fällt es schwer, aufgrund einer einzigen Studie eine Empfehlung auszusprechen, so die Autoren. Sie plädieren für weitere Untersuchungen. Keinen Platz in der Arthrose-Therapie sehen die Naturheilkundler für topisches Capsicum, es bessert weder den Gelenkschmerz noch die Funktion und ist zudem mit einem deutlich erhöhten Nebenwirkungsrisiko verbunden.
Auch Arnika-Salbe ist offenbar wirksam
Positive Effekte bot eine Salbe mit Beinwellwurzel-Extrakt (Symphytum officinale), sie linderte nachweisbar den Schmerz – ohne Einbußen bei der Verträglichkeit. Auch Brennnesselextrakt und chinesische Kräutermischungen schienen einen günstigen Einfluss auf Arthroseschmerz und Gelenkbeweglichkeit zu haben – bei eingeschränkter Studienqualität. Für Empfehlungen ist es noch zu früh, so die Autoren. Sie halten unter den Topika am ehesten Arnika und Beinwell für nützlich.
Boswellia-Medikamente (noch) nicht zugelassen
Was kann man Arthrose-Patienten also raten, die eine pflanzliche Therapie suchen? Eine hohe Evidenz sehen die Essener Naturheilkunde-Spezialisten bisher nur für den indischen Weihrauch. Dieses Phytotherapeutikum kann als wirksame und sichere Ergänzung zur Standardtherapie dienen (optimale Tagesdosis 100 mg). Allerdings sind Medikamente mit Boswellia als aktiver Komponente in Deutschland bisher nicht zugelassen. Sie können jedoch in der Apotheke als Individualrezeptur hergestellt werden.
*American College of Rheumatology, European League against Rheumatism
**ASU, avocado-soybean unsaponifyable
Quellen: Aus der Fachliteratur
Trifunovic-König M et al. ZPT 2016, 37: 342-347
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