Asthma plus Nasenpolypen? Nach Analgetika-Intoleranz fahnden!

Dr. Barbara Kreuzkamp

Patienten mit Asthma und Nasenpolypen leiden häufig unter einer Analgetikaintoleranz, die zu schweren Atemnotattacken führen kann.

Pathophysiologisch handelt es sich bei der Intoleranz gegen Acetylsalicylsäure und NSAR um eine pseudoallergische Reaktion, die auf einer Störung im Arachidonsäurestoffwechsel basiert. Die Unverträglichkeitsreaktion tritt bei etwa jedem zehnten Asthmatiker auf und ist von „echten“, IgE-vermittelte Allergien gegen NSAR abzugrenzen.


Nasenpolyp
Foto: wikimedia/Klaus D. Peter, Wyhl
Die Analgetikaintoleranz ist eine progrediente Erkrankung, die auch ohne Einnahme von ASS bzw. NSAR fortschreitet, schreiben HNO-Ärzte der Universitätsklinik Graz. Sie vermuten, dass die Erkrankung auch durch Salicylate aus Lebensmitteln getriggert wird.


Klinisch manifestiert sich die Unverträglichkeitsreaktion meist erst im mittleren Lebensalter. Viele betroffene Patienten leiden dann schon jahrelang an einer perennialen Rhinitis, haben evtl. auch eine schwere Riechstörung (bis zur Anosmie) entwickelt.


Zudem findet man häufig eine therapierefraktäre chronische Rhinosinusitis mit rezidivierenden Nasenpolypen sowie ein Asthma bronchiale.

Auch Urtikaria können ausgelöst werden

Klinisch manifestiert sich die Analgetikaintoleranz zumeist mit einem eventuell lebensbedrohlichen Asthmaanfall in zeitlichem Zusammenhang mit der Einnahme von NSAR bzw. ASS. Er wird häufig begleitet von Rhinorrhö, Orbitaödem und einem Flush.


Auch kutane Veränderungen in Form von Urtikaria und Angioödem sowie Kreislaufreaktionen sind möglich, werden aber oft lange nicht mit einer Analgetikaintoleranz in Verbindung gebracht.

Tägliche ASS-Dosis muss Toleranz aufrechterhalten

Allein aufgrund der Anamnese lässt sich die Diagnose schwer stellen und kutane und In-vitro-Tests stehen nicht zur Verfügung bzw. sind nicht zuverlässig. Als diagnostischer Goldstandard gilt die Provokation mit ASS. Wegen der damit verbundenen Risiken (schwerer Asthmaanfall bis hin zum Schock) wird sie meist stationär durchgeführt.


Als kausale Therapie schließt sich beim Nachweis der Intoleranz eine sog. adaptive Desaktivierung an. Dabei erhält der Patient unter intensivmedizinischer Überwachung ASS in steigenden Dosen zu trinken. Um die so erzielte Toleranz aufrecht zu erhalten, muss er weiterhin täglich 300 mg ASS einnehmen – verträgt dann aber auch gefahrlos alle NSAR. Patienten mit Nasenpolypen sollten sich kurz vor der geplanten Desaktivierung operieren lassen, denn die ASS-Dauertherapie beugt Rezidiven vor.

Glukokortikoide für den Akutfall

Für nicht desensibilisierte Patienten stehen für den Akutfall Glukokortikoide zur Verfügung, bei therapierefraktärem Asthma können Leukotrienantagonisten wie Montelukast eingesetzt werden. Diese Patienten sollten klassische NSAR meiden, eventuell werden aber COX-2-Inhibitoren toleriert.


Quelle: Patricia Steinwender et al., intern. prax. 2014; 54: 415–420

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