Asthmamedikament raubt Kindern den Schlaf

Alexandra Simbrich

Kinder, die Montelukast als Add-on zu Kortison nahmen, litten häufiger unter Schlafstörungen. Kinder, die Montelukast als Add-on zu Kortison nahmen, litten häufiger unter Schlafstörungen. © SB Arts Media - stock.adobe.com

Zur besseren Kontrolle eines persistierenden Asthmas im Kindesalter wird als Add-on zu Kortison häufig der Leukotrienrezeptorantagonist Montelukast verordnet. Allgemein ist das Medikament gut verträglich, jedoch möglicherweise nicht unbedenklich. 

Studien zufolge könnte es mit einer fehlregulierten Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-Achse zusammenhängen, die wiederum mit neuropsychiatrischen Folgen in Verbindung steht, schreiben Forschende um Dr. Tapio­ Paljarvi­ vom Niuvanniemi Hospital in Kuopio. Allerdings sei die Datenlage uneindeutig. Mit einer Kohortenstudie wollten sie für mehr Evidenz sorgen.

Kindern und Jugendlichen, die wegen eines überwiegend milden bis moderaten Asthmas eine inhalative Steroidtherapie plus Montelukast erhielten, stellten sie eine Kontrollgruppe gegenüber, die lediglich mit inhalativen Steroiden behandelt wurde. Die jeweils knapp 54.000 Teilnehmenden wurden über die Datenbank des US-amerikanischen TriNetX-Forschungsnetzwerks rekrutiert und waren zwischen 3 und 17 Jahre alt (im Schnitt 8,7 Jahre).

Risikoerhöhung nach einem Jahr Behandlung ermittelt

Zunächst untersuchte das Forscherteam, wie häufig es innerhalb eines Jahres nach Therapiebeginn zu schizophrenen Störungen, affektiven Störungen, Angststörungen, Schlafstörungen und Suizidalität kam. Wie sich zeigte, erhöhte Montelukast das Risiko für mindestens eine dieser neuropsychiatrischen Diagnosen um mehr als 30 %: Binnen eines Jahres kam es bei 3.240 (7 %) der Kinder und Jugendlichen in der Montelukastgruppe und 2.462 (5 %) in der Kontrollgruppe  zu mindestens einer neuropsychiatrischen Auffälligkeit. Dies entsprach einer Inzidenzrate von 71 bzw. 54 pro 1.000 Personen. Die Risk Ratio (RR) betrug 1,32. Am deutlichsten zeigte sich unter der Montelukasteinnahme ein erhöhtes Risiko für Schlafstörungen (RR 1,63), die Number-needed-to-harm lag bei 85. Außerdem kam es deutlich häufiger zu Angst- und affektiven Störungen (je RR 1,16).

Beim Verschreiben von Montelukast solle man potenzielle Vor- und Nachteile sorgfältig gegeneinander abwägen, betonen die Forschenden und räumen ein, dass methodische Limitationen die Ergebnisse beeinflusst haben könnten. Darauf weisen auch Prof. Dr. David­ Lo­ von der University of Leicester und Prof. Dr. Jennifer­ Quint­ vom Imperial College London in einem Kommentar hin. Dennoch plädieren sie dafür, die Anwendungsdauer von Montelukast und eine potenzielle Rückbildung der psychiatrischen Folgen in weiteren Studien zu untersuchen.

Quellen:
1.    Paljarvi T et al. Thorax 2024; 80: 9-15; doi: 10.1136/thorax-2024-221590
2.    Lo D, Quint JK. Thorax 2024; 80: 1-2; doi: 10.1136/thorax-2024-222643

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Kinder, die Montelukast als Add-on zu Kortison nahmen, litten häufiger unter Schlafstörungen. Kinder, die Montelukast als Add-on zu Kortison nahmen, litten häufiger unter Schlafstörungen. © SB Arts Media - stock.adobe.com