
Auf die Kompressionstechnik kommt es an

Während das Phlebödem auf dem Boden einer venösen Abflussbehinderung entsteht, ist das primäre und sekundäre Lymphödem Folge eines gestörten Lymphdrainagesystems, schreiben Dr. Michaela Knestele vom Klinikum Kaufbeuren und Kollegen. Bei dem fast ausschließlich an den Beinen auftretenden Phlebödem kommt es aufgrund der Schwerkraft zum Austritt eiweißarmer Flüssigkeit aus dem Gefäßsystem in das umliegende Gewebe. Der Einfluss der Schwerkraft bei den Lymphgefäßen ist dagegen gering. Eine Dysfunktion führt zu einer Stauung der Lymphflüssigkeit in den abtransportierenden Gefäßen und zu einem eiweißreichen interstitiellen Ödem, das sekundäre Gewebeveränderungen wie Fibrosen und Verklebungen nach sich ziehen kann. Im Gegensatz zum Phlebödem kann das Lymphödem an Armen, Beinen und anderen Körperregionen auftreten.
Beide Ödemformen sprechen gut auf eine Kompressionstherapie an, die sich jedoch in der Art der Verbandstechniken und Materialien voneinander unterscheidet. Bei jedem nicht kompensierten Ödem ist initial eine Entstauungsphase indiziert. Hierfür eignen sich sowohl mehrlagig angelegte Kompressionsbinden als auch Mehrkomponentensysteme, auch über Nacht. Dabei gilt es, Erfahrungen, Fähigkeiten und Präferenzen des Pflegeteams zu berücksichtigen. Für die langfristige Erhaltungsphase kommen angemessene medizinische Kompressionsstrümpfe infrage.
Unterschenkeldruckverbände reichen bis zum Fibulaköpfchen, Oberschenkelverbände bis nach proximal. Beide werden mit Überlappung angelegt und beginnen am Zehengrundgelenk. Beim Lymphödem müssen auch Zehen in den Verband mit einbezogen werden. Anatomisch ist auf die rechtwinklige Position des Sprunggelenks zu achten, außerdem dürfen die Patientin oder der Patient weder Schmerzen, Druckstellen noch Schnürfurchen bekommen. Für entstauende phlebologische Verbände reicht in der Regel die Verordnung von zwei bis drei Kurzzugbinden und Polstermaterial aus.
Der lymphatische Kompressionsverband ist im Stadium II bis III des Lymphödems indiziert oder wenn ein Phlebödem im fortgeschrittenen Stadium eine lymphatische Komponente entwickelt. Eine gut angelegte Bandagierung muss hohen Druck auf das Gewebe erzeugen, um die eiweißreichen Ödeme zu mobilisieren, die subkutanen Gewebsspalten und die noch gering funktionsfähigen Lymphgefäße anzuregen und den lymphatischen Abfluss in die Tiefe umzuleiten.
Spezielle Schaumstoffe sorgen für Massageeffekt
Hierzu eignen sich Kurzzugbinden, wobei mehrere davon gebraucht werden, um die nötige Wandspannung zu erreichen. Zur Ergänzung haben sich Schaumstoffe mit unruhigen Oberflächen bewährt, die eine Mikromassagewirkung auf die fibrosierenden Ödemgebiete ausüben. Die Autorengruppe bedauert, dass die notwendigen Polstermaterialien im EBM bisher nicht vorgesehen sind. Sie appelliert an die Fachgesellschaften, sich für eine Neuregelung einzusetzen.
Quelle: Knestele M, Kroeger K, Gültig O. „Phlebologischer oder lymphologischer Kompressionsverband: Wo liegen die Unterschiede?“, Dtsch Med Wochenschr 2025; 150: 173-178; DOI: 10.1055/a-2424-2336 © Georg Thieme Verlag KG Stuttgart, New York
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