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Aufgepasst bei Bradykardie trotz Fieber

Das Risiko, sich mit Gelbfieber zu infizieren, besteht derzeit fast ausschließlich in den tropischen und subtropischen Regionen Afrikas und Südamerikas. Eine Verbreitung des Erregers über diese Gebiete hinaus ließ sich bis heute erfolgreich verhindern. Klimakrise und zunehmender Reiseverkehr erhöhen jedoch die Wahrscheinlichkeit einer Ausbreitung des Virus, insbesondere nach Süd- und Südostasien. Experten gehen daher für die kommenden Jahre von einem weltweiten Anstieg der Infektionszahlen aus.
10–20 % aller Gelbfiebererkrankungen enden tödlich, schreibt ein Autorenteam um Laura Jung aus dem Bereich Infektiologie und Tropenmedizin an der Medizinischen Klinik 2 des Uniklinikums Leipzig. Treten bei einem Patienten in den ersten15 Tagen nach der Rückkehr aus einem Endemiegebiet grippeähnliche Zeichen auf, raten Jung und Kollegen dazu, eine Infektion mit dem Gelbfiebervirus systematisch auszuschließen. Dies gelte insbesondere bei unbekanntem oder nicht ausreichend dokumentiertem Impfstatus des Patienten sowie bei Verdacht auf eine unzureichende Immunantwort.
Tückische Tropenkrankheit
Gelbfieber zählt zu den viralen hämorrhagischen Fiebern.
- 90 % der Fälle treten in Subsahara-Afrika auf, 10 % in Südamerika. Jährlich kommt es zu geschätzt 200.000 Infektionen und 30.000 gelbfieberbedingten Todesfällen.
- Das Virus zirkuliert vorwiegend im Tierreich, Hauptreservoir sind Affen.
- Primäre Vektoren sind Mücken der Gattung Aedes (Afrika) sowie Sabethes- und Haemagogus-Mücken (Südamerika).
Die zweite Krankheitsphase verläuft schwerer
Nur etwa jeder zehnte Infizierte zeigt Symptome. Nach einer Inkubationszeit von drei bis sechs Tagen löst das Virus unspezifische grippeartige Beschwerden wie Kopf- und Gliederschmerzen, Müdigkeit, Fieber, Übelkeit oder Schüttelfrost aus. Bei etwa 15 % der symptomatischen Patienten lassen die Beschwerden nach drei oder vier Tagen für etwa 24 Stunden nach, gehen dann aber in eine wesentlich schwerere zweite Krankheitsphase über. Typisch für diese zweite Phase sind hohes Fieber, Hepatitis, Ikterus, Nierenversagen und Gerinnungsstörungen, dazu das paradoxe Auftreten einer Bradykardie bei gleichzeitigem Fieber, was man als Faget-Zeichen bezeichnet. Die Letalität liegt dann bei 30–60 %. Genesene Patienten bleiben ein Leben lang immun.
Die Labordiagnostik zeigt bei früher Infektion oft eine Leukopenie mit relativer Neutropenie, im späteren Verlauf Leukozytose. Schnell ansteigende Transaminasen, wobei durch den Katabolismus von Skelett- und Myokardmuskulatur typischerweise die ASAT besonders erhöht ist, sowie hohe Serumbilirubinwerte sind ebenfalls kennzeichnend. Mit der Verschlechterung des Allgemeinzustands steigen die Nierenretentionsparameter. Schwere Verläufe werden oft von einem Thrombozyten- und Fibrinogenmangel begleitet. Als Folge einer Verbrauchskoagulopathie steigen die Werte für die D-Dimere.
Eine kausale Therapie gegen Gelbfieber ist nicht möglich
Mittels PCR lässt sich virale RNA bereits zwei bis fünf Tage nach Erkrankungsbeginn im Blut nachweisen. Eine serologische Bestätigung kann ab dem fünften Tag erfolgen. Aufgrund der Kreuzreaktionen mit Antikörpern gegen andere Flaviviren sind falsch positive Testergebnisse möglich. Differenzialdiagnostisch kommen bei entsprechender Reiseanamnese u.a. Denguefieber, Malaria oder Zika-Fieber, aber auch Leptospirose, Zytomegalie, Influenza oder verschiedene Hepatitiden infrage.
Eine kausale medikamentöse Therapie gegen das Gelbfieber gibt es nicht, die Behandlung beschränkt sich auf supportive Maßnahmen. Analgetika wie Metamizol und eine adäquate intravenöse Volumentherapie (etwa 60 ml/kgKG/d) lindern die Beschwerden. Auf hepatotoxische Medikamente sollte man verzichten. Nierenwerte und Diurese sind streng zu überwachen. Schwere Verläufe erfordern ggf. eine intensivmedizinische Versorgung. Treten als Folge der Verbrauchskoagulopathie gastrointestinale Blutungen auf, lassen sich mit gefrorenem Frischplasma (10 mg/kgKG) und Protonenpumpenhemmern gute Ergebnisse erzielen.
Den besten Infektionsschutz bietet neben der geeigneten Expositionsprophylaxe vor Mückenstichen eine Schutzimpfung. In Deutschland steht ein Präparat mit dem attenuierten Gelbfieber-Stamm 17D-204 zur Verfügung. Aufgrund vereinzelt auftretender schwerer Nebenwirkungen ist die Impfung von immungeschwächten Personen sowie Schwangeren und Säuglingen bis zum 9. Monat nicht angeraten. Ab dem Alter von 60 Jahren sollte die Indikation zur Impfung strenger gestellt werden. Seit August 2022 empfiehlt die STIKO bei erneuter oder anhaltender Exposition zehn Jahre nach Erstimmunisierung die einmalige Auffrischung.
Quelle: Jung L et al. Dtsch Med Wochenschr 2023; 148: 1055-1058; DOI: 10.1055/a-2115-4184
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