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Cartoon Medizin und Markt
Basalinsulin mit relevanten Vorteilen in der vulnerablen Titrationsphase

Zu den jüngsten Fortschritten auf dem Feld der Basalinsuline zählt die Entwicklung der Zweitgenerationsbasalinsuline Insulin glargin 300 E/ml (Toujeo®) sowie Insulin degludec 100 E/ml, betonte Professor Dr. Alice Cheng, Universität Toronto, Kanada, im Rahmen der 54. wissenschaftlichen Jahrestagung der European Association for the Study of Diabetes (EASD) in Berlin. Zwar konnte für beide Basalinsuline bereits demonstriert werden, dass sie der vorangegangenen Generation bei Typ-2-Diabetes (Insulin glargin 100 E/ml, Lantus®) bei gleicher Blutzuckersenkung in Bezug auf das Hypoglykämierisiko überlegen sind. Jedoch, so Prof. Cheng: „Es war noch unklar, wie sie im Direktvergleich abschneiden.“
Mit den Ergebnissen der BRIGHT-Studie1 lässt sich diese Frage nun klarer beantworten. Erstmals waren hier in einem randomisierten, kontrollierten Design die Wirksamkeit und Sicherheit dieser beiden Insuline direkt miteinander verglichen worden: Für die multizentrische Nichtunterlegenheitsstudie wurden weltweit 929 erwachsene Patienten mit Typ-2-Diabetes auf einmal täglich Insulin glargin 300 E/ml oder Insulin degludec randomisiert. Die Patienten durften vor der Studie kein Insulin erhalten haben und hatten unter oralen Antidiabetika und ggf. GLP-1-Rezeptoragonisten keinen zufriedenstellenden HbA1c-Wert erreicht. In der 12-wöchigen Titrationsphase wurden die Basalinsuline auf einen Nüchtern-SMPG-Wert von 80–100 mg/dl (4,4–5,6 mmol/l) ohne Hypoglykämie titriert, danach folgte eine 12-wöchige Erhaltungsphase.
Stringente Titration macht gute HbA1c-Senkung möglich
Prof. Cheng betonte: „Es ist wichtig festzuhalten, dass in dieser Studie beide Insuline auf die gleiche Art und Weise und mit dem gleichen Ziel titriert wurden.“ Die Startdosis für Insulin glargin 300 E/ml war 0,2 E/kg, Startdosis von Insulin degludec 10 E, jeweils gemäß der Zulassung. Die Insulindosen wurden dabei wöchentlich in Abhängigkeit vom Median der Nüchtern-SMPG angepasst.
Die Studie erreichte ihren primären Endpunkt, eine Reduktion des HbA1c- Wertes von Baseline bis Woche 24, mit einer Nichtunterlegenheitsgrenze von 0,3 % (HbA1c-Einheiten). So sank der HbA1c-Wert von im Mittel 8,7 bzw. 8,6 % auf jeweils 7,0 % nach 24 Wochen, mit einer deutlichen Reduktion in den ersten 12 Wochen. „Beide Insuline sind sehr effektiv zur Blutzuckersenkung – das heißt, wenn man richtig titriert, was in der Praxis leider nicht immer geschieht, lässt sich der HbA1c-Wert in den Zielbereich senken“, kommentierte die Expertin.
Unterschiedliche Inzidenz und Rate von Hypoglykämien
Ein besonderes Augenmerk wurde in der Studie zudem auf die Hypoglykämien gelegt. Denn Grund für die Entwicklung der Zweitgenerationsbasalinsuline sei insbesondere die Bereitstellung eines flacheren, länger anhaltenden Wirkprofils gewesen, um das Unterzuckerungsrisiko zu senken, so Prof. Cheng. Tatsächlich wurde in der Studie ein Unterschied bei den Unterzuckerungen beobachtet: Zwar waren die Inzidenz und die Ereignisraten an bestätigten Hypoglykämien (≤ 70 mg/dl [3,9 mmol/l] und ≤ 54 mg/dl [3 mmol/l]) über die gesamte Studiendauer zwischen Insulin glargin 300 E/ml und Insulin degludec 100 E/ml bei Patienten mit Typ-2-Diabetes vergleichbar. Jedoch traten in der Titrationsphase bis zur Woche 12 – während der die meisten Dosisanpassungen erfolgen – unter Insulin glargin 300 E/ml signifikant weniger Hypoglykämien auf als unter Insulin degludec. So war die Rate an bestätigten Hypoglykämien in dieser Phase mit Insulin glargin um 23 % (≤ 70 mg/dl [3,9 mmol/l]) bzw. um 43 % (≤ 54 mg/dl [3 mmol/l]) geringer. Die Inzidenz bestätigter Hypoglykämien war in den ersten 12 Wochen um 26 % (≤ 70 mg/dl [3,9 mmol/l]) bzw. 37 % (≤ 54 mg/dl [3 mmol/l]) niedriger.Real-World-Daten deuten in die gleiche Richtung
In der Real-World-Evidenz-Studie LIGHTNING PM2 bei Typ-2-Diabetes ergab sich ein Trend zugunsten von Insulin glargin 300 E/ml im Vergleich zu Insulin degludec bei der Rate an prognostizierten hypoglykämischen Ereignissen. Ausgewertet worden waren die elektronischen Akten von 112 626 US-amerikanischen Patienten, die mithilfe von Vorhersagemodellen untersucht wurden. Die Analyse prognostizierte zudem Verminderungen bei Hypoglykämien im Vergleich zu Insulin detemir und Insulin glargin 100 E/ml.Basalinsulin selbst titrieren – geringe Hypoglykämie-Gefahr
Trend zu geringerer emotionaler Belastung
Zudem wurde die emotionale Belastung der Patienten erfasst. Nach 24 Wochen gaben weniger Patienten unter Selbsttitration eine hohe emotionale Belastung an (8,5 vs. 12,1 %). Mit der TAKE-CONTROL-Studie sei nun demonstriert worden, dass sich moderne Basalinsuline bestens für eine effektive Selbsttitration der Patienten eignen, so sein Fazit. Dass Patienten von einem Wechsel auf ein Zweitgenerationsbasalinsulin profitieren können, wurde in der DELIVER D+-Studie4 bestätigt: In der retrospektiven Studie wechselten die Patienten von Insulin glargin 100 E/ml oder Insulin detemir auf Insulin glargin 300 E/ml oder Insulin degludec. In beiden Gruppen konnte das HbA1c verringert werden, bei einer vergleichbaren Rate an Hypoglykämien.Fazit
- In der BRIGHT-Studie war die Blutzuckerkontrolle unter dem Basalinsulin vergleichbar mit Insulin degludec.
- Gleichzeitig waren hypoglykämische Ereignisse in den ersten 12 Wochen unter Insulin glargin 300 E/ml seltener als unter Insulin degludec. In der Erhaltungsphase und über die gesamte Studie war das Auftreten von Hypoglykämien vergleichbar.
1. Cheng A et al. Presentation 80, 54. EASD-Jahrestagung 2018
2. Berria R et al. Poster 899, 54. EASD-Jahrestagung
3. Delgado E et al. Presentation 82, 54. EASD-Jahrestagung 2018
4. Sullivan SD et al. Diabetes Obes Metab. 2018; 20: 2148-2158
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