Behandlungserfolg in vier statt sechs Monaten?

Dr. Andrea Wülker

Im Speichel eines 
Patienten finden sich zahlreiche Bakterien der Art Mycobacterium tuberculosis. Die Erreger dringen meist über die Lunge ein und können jeden Teil des Körpers befallen. Im Speichel eines Patienten finden sich zahlreiche Bakterien der Art Mycobacterium tuberculosis. Die Erreger dringen meist über die Lunge ein und können jeden Teil des Körpers befallen. © CDC

Die Behandlung einer Tuberkulose ist normalerweise ein langwieriger Prozess über sechs Monate hinweg. Doch eine neue Option mit Rifapentin in Kombination mit Moxifloxacin scheint die Therapiedauer deutlich zu minimieren.

Die meisten bakteriellen Infekte lassen sich mithilfe von Antibiotika innerhalb von Tagen heilen. Nicht so die Tuberkulose: Eine Kombinationstherapie über mindestens sechs Monate ist Standard, um möglichst jeden Keim zu erwischen. Ob sich das mit einer modifizierten Medikamentenwahl abkürzen lässt, untersuchte das Team um Susan Dorman von der Medical University of South Carolina, Charleston, und verglich die Standardtherapie mit zwei Rifapentin-basierten Varianten.

Patientenfreundlicher und wohl auch kostengünstiger

In die Studie wurden über 2300 Patienten mit neu diagnostizierter Lungentuberkulose eingeschlossen, die in einen der folgenden Behandlungsarme randomisiert wurden:

  • Kontrollgruppe: Standardtherapie über sechs Monate mit Rifampicin, Isoniazid, Pyrazinamid und Ethambutol
  • Rifapentin-Gruppe: Therapievariante über vier Monate, in der Rifampicin durch Rifapentin ersetzt wurde
  • Rifapentin-Moxifloxacin-Gruppe: Therapievariante über vier Monate, in der Rifampicin durch Rifapentin und Ethambutol durch Moxifloxacin ersetzt und das Schema leicht verändert wurde (Rifapentin, Isoniazid und Moxifloxacin werden durchgegeben)

Primärer Endpunkt war das tuberkulosefreie Überleben nach zwölf Monaten. Die Studie war darauf ausgelegt, die Nichtunterlegenheit der kürzeren Regimes gegenüber dem Standard zu testen.

Die Rifapentin-Moxifloxacin-Variante erfüllte die Kriterien der Nichtunterlegenheit, nicht jedoch der alleinige Rifampicin-Rifapentin-Austausch. Damit belegt diese Studie, dass mit einer solchen Kombination vier Monate Therapie ausreichen könnten. Diese kürzere Behandlungsdauer wäre patientenfreundlicher und wahrscheinlich kosteneffektiver, heißt es in dem begleitenden Editorial.

Doch die Notwendigkeit, Rifapentin nach den Mahlzeiten einzunehmen, könne zu neuen Adhärenzproblemen führen. Der Vorteil der Standardmedikamente sei, dass sie kaum bei anderen Infektionskrankheiten verordnet werden. Mit dem Einsatz von Moxifloxacin würde nicht nur ein Vorab-Resistenztest mehr erforderlich, er könnte generell Resistenzen gegen Fluor­chinolone fördern – auch in anderen Bakterienspezies.

Quellen:
1. Dorman SE et al. N Eng J Med 2021; 384: 1705-1718; DOI: 10.1056/NEJMoa2033400
2. Rubin EJ, Mizrahi V. A.a.O.; 1764-1765; DOI: 10.1056/NEJMe2104499

Falls Sie diesen Medizin Cartoon gerne für Ihr nicht-kommerzielles Projekt oder Ihre Arzt-Homepage nutzen möchten, ist dies möglich: Bitte nennen Sie hierzu jeweils als Copyright den Namen des jeweiligen Cartoonisten, sowie die „MedTriX GmbH“ als Quelle und verlinken Sie zu unserer Seite https://www.medical-tribune.de oder direkt zum Cartoon auf dieser Seite. Bei weiteren Fragen, melden Sie sich gerne bei uns (Kontakt).


Im Speichel eines 
Patienten finden sich zahlreiche Bakterien der Art Mycobacterium tuberculosis. Die Erreger dringen meist über die Lunge ein und können jeden Teil des Körpers befallen. Im Speichel eines Patienten finden sich zahlreiche Bakterien der Art Mycobacterium tuberculosis. Die Erreger dringen meist über die Lunge ein und können jeden Teil des Körpers befallen. © CDC