Behandlungslast von intravitrealen Injektionen mit Faricimab senken?

Dr. Judith Lorenz

Die duale Blockade von Angiopoietin-2 und VEGF-A stabilisiert bei nAMD und DMÖ die Sehfähigkeit. Die duale Blockade von Angiopoietin-2 und VEGF-A stabilisiert bei nAMD und DMÖ die Sehfähigkeit. © iStock/CreVis2

Motivationsschub für Patienten mit Makuladegeneration: Der neue Antikörper Faricimab könnte die Abstände zwischen den einzelnen Injektionen deutlich vergrößern und somit die Therapietreue verbessern.

Durch wiederholte Glaskörperinjektion eines Anti-VEGF-Medikaments kann vielen Patienten mit diabetischem Makula­ödem (DMÖ) oder neovaskulärer, altersabhängiger (feuchter) Makuladegeneration (nAMD) eine Erblindung erspart bleiben. Allerdings halten langfristig nicht alle Betroffenen das erforderliche engmaschige Monitoring sowie die häufigen Therapiesitzungen durch.Faricimab, ein neuer intravitrealer Wirkstoff, könnte diese Belastungen reduzieren, wie zwei Forscherteams unabhängig voneinander zeigen.

Faricimab ist ein bispezifischer IgG-Antikörper, der sowohl Angiopoietin-2 als auch VEGF-A inhibiert. Beide Liganden spielen eine Schlüsselrolle bei der Destabilisierung von retinalen Gefäßen sowie bei Entzündungsprozessen.

Dr. ­Charles ­Wykoff von Retina Consultants of Texas in Houston und Kollegen rekrutierten für zwei Doppelblindstudien (YOSEMITE und RHINE) 1.891 Patienten mit DMÖ aus 353 Kliniken weltweit. Die Teilnehmer erhielten entweder Faricimab (alle acht bzw. gemäß personalisiertem Therapieplan alle 4–16 Wochen) oder den VEGF-Hemmer Aflibercept (alle acht Wochen). Nach einem Jahr hatte sich das Sehvermögen in allen drei Gruppen auf ähnliche Weise stabilisiert. Bei personalisierter Therapie konnten die Abstände zwischen den Injektionen in 70 % der Fälle auf mindestens 12 Wochen, in 50 % sogar auf 16 Wochen ausgedehnt werden.

Das zweite Forscherteam um Dr. Jeffrey Heier von Ophthalmic Consultants of Boston behandelte an 271 Kliniken weltweit im Rahmen von TENAYA und LUCERNE 1.329 Patienten mit nAMD. Sie bekamen entweder Faricimab (Intervall bis zu 16 Wochen) oder alle acht Wochen Aflibercept. Auch in diesen Studien konnte der bispezifische Antikörper nach 48 Wochen Anwendung mit dem VEGF-Inhibitor mithalten. Unter Faricimab mussten rund 80 % der Patienten frühestens nach zwölf und etwa 45 % erst nach 16 Wochen erneut gespritzt werden.

Die duale Blockade von Angiopoietin-2 und VEGF-A, so das Fazit beider Forscherteams, stabilisiert bei nAMD und DMÖ die Sehfähigkeit, wobei die Glaskörperinjektionen vermutlich seltener vorgenommen werden müssen als bei den etablierten Anti-VEGF-Therapien. In einem Kommentar geben sich auch Mark Chia und Prof. Dr. Pearse Keane vom University College London vorsichtig optimistisch. Allerdings müssten diese ersten Ergebnisse durch weitere Untersuchungen bestätigt werden, mahnen sie. Mehr Erkenntnisse würde zudem die Zwei-Jahres-Auswertung der vier obigen Studien bringen.

Quellen:
1. Wykoff CC et al. Lancet 2022; DOI: 10.1016/S0140-6736(22)00018-6
2. Heier JS et al. Lancet 2022; DOI: 10.1016/S0140-6736(22)00010-1
3. Chia MA et al. Lancet 2022; DOI: 10.1016/S0140-6736(22)00105-2

Falls Sie diesen Medizin Cartoon gerne für Ihr nicht-kommerzielles Projekt oder Ihre Arzt-Homepage nutzen möchten, ist dies möglich: Bitte nennen Sie hierzu jeweils als Copyright den Namen des jeweiligen Cartoonisten, sowie die „MedTriX GmbH“ als Quelle und verlinken Sie zu unserer Seite https://www.medical-tribune.de oder direkt zum Cartoon auf dieser Seite. Bei weiteren Fragen, melden Sie sich gerne bei uns (Kontakt).