Bei AML muss die Dosisintensität ?der Chemotherapie auf den Prüfstand

Josef Gulden, Foto: thinkstock

Dass aggressivere Therapien mehr bringen, gilt in der Onkologie bei Weitem nicht immer. Auch bei der AML muss die Intensität der Chemotherapie überdacht werden: Die Auswertung klinischer Studien zeigt, dass z.B. Hochdosis-Regimes von Cytarabin ausgesprochen toxisch sind, ohne dass die Patienten davon größeren Nutzen haben als von moderateren Dosierungen.

Mehr als 30 definierte – sowohl zytogenetisch erkennbare als auch submikroskopische – Mutationen sind bei der akuten myeloischen Leukämie (AML) mittlerweile bekannt. Diese können überdies bei einzelnen Patienten in ganz unterschiedlichen, sehr komplexen Kombinationen auftreten. Dadurch werden nicht nur die Prognose, sondern sehr wahrscheinlich auch das Ansprechen auf bzw. Resistenzen gegen Therapien stark beeinflusst.


Trotzdem hat man bisher alle Patienten mit den weitgehend gleichen Therapien in gleicher Dosierung behandelt, so Professor Dr. Bob Löwenberg, Erasmus Universität Rotterdam. Das dürfte aber mit Sicherheit nicht den Bedürfnissen aller Patienten entsprechen. Hinzu kommt, dass sich mit der zu erwartenden Einführung immer neuer, auf die spezifischen genetischen Aberrationen zielender Medikamente die Balance zwischen Wirksamkeit und Toxizität der Therapie noch schwieriger gestalten dürfte.

Cytarabin: Erhebliche Toxizität bei Patienten über 60 Jahren

Die Therapie der AML besteht bisher meistens aus den Zytostatika Cytarabin und Daunorubicin. In einer detaillierten Analyse einer Studie der niederländisch-belgischen und der schweizerischen Studiengruppe konnte Prof. Löwenberg z.B. belegen, dass hoch dosiertes Cytarabin (1000 vs. 200 mg/m2 während des ersten und 2000 vs. 1000 mg/m2 während des zweiten Induktionszyklus) keine höheren Raten an Komplettremissionen brachte als die niedrigere Dosis; dafür waren aber frühe Todesfälle häufiger.


Mehr als 1000 mg/m2 Cytarabin zu geben bedeutet also, dieses Zytostatikum zu hoch zu dosieren, ohne einen zusätzlichen Nutzen zu haben. Das gilt für alle Patienten. Für Personen im Alter von mehr als 60 Jahren ist sogar eine erhebliche Toxizität zu beobachten. Prof. Löwenberg: „Cytarabin-Dosen von mehr als 1000 mg/m2 stellen eine beträchtliche Überdosierung dar, d.h., sie liegen bezüglich der antileukämischen Wirksamkeit oberhalb des Plateaus der Dosis-Wirkungs-Beziehung.“


In einer Zeit, in der zahlreiche neue Medikamente in klinischer Forschung sind und vielfach in Kombination mit der konventionellen Chemotherapie angewendet werden dürften, sollte man daher die Anwendung so toxischer Regimes bei der AML überdenken.

Quelle: Symposium Acute Leukemias XIV, München, 2013

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