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Cartoon Medizin und Markt
Bei chronischer Urtikaria erweist sich ein neuer Antikörper als überlegen

Mit der gängigen Basistherapie, nämlich H1-Antihistaminika bis zum Vierfachen der zugelassenen Dosierung, gelingt die Symptomfreiheit bei chronischer spontaner Urtikaria (csU) bestenfalls bei der Hälfte der Patienten. „In der klinischen Praxis erweist sich die csU oft als schwierig zu behandeln – das ist frustrierend für Arzt und Patient“, betonte Professor Dr. Marcus Maurer, Charité – Universitätsmedizin Berlin.
Offenbar nicht alle Anti-IgE-Antikörper gleich
IgE-Rezeptoren auf den Mastzellen nehmen eine Schlüsselstelle bei deren Degranulation ein. IgE bietet sich daher als therapeutisches Ziel an. Mit Omalizumab (Xolair®) steht bereits ein Anti-IgE-Antikörper zur Verfügung, der gemäß Leitlinie als Add-on verordnet werden soll, wenn die Krankheitskontrolle mit H1-Antihistaminika nicht zu erreichen ist. Noch in der Testphase befindet sich Ligelizumab, das noch effektiver gegen die csU zu wirken scheint. „Offenbar sind nicht alle Anti-IgE-Antikörper gleich, sie unterscheiden sich in der Art und Weise, wie sie wirken“, erklärte Privatdozent Dr. Alexander Eggel, Universitätsspital Bern. So bindet Ligelizumab mit höherer Affinität an IgE als Omalizumab und hält die Spiegel des freien IgE länger unten, weil die IgE/Anti-IgE-Komplexe langsamer dissoziieren und weniger IgE gebildet wird. Die beiden Antikörper unterscheiden sich außerdem in der Stärke des Effekts an den beiden IgE-Rezeptortypen. Daraus resultieren divergente Wirkprofile. Ligelizumab erwies sich in klinischen Studien bei der csU als deutlich überlegen, wie Prof. Maurer berichtete. Er demonstrierte dies anhand einer kürzlich vorgestellten Phase-2b-Studie, in der verschiedene Dosen von Ligelizumab (24, 72 oder 240 mg alle vier Wochen) mit Omalizumab in Standarddosis und Placebo verglichen wurden. Beim primären Endpunkt, dem Urticaria Activity Score an sieben konsekutiven Tagen (UAS7) nach 12 Wochen Behandlung, schnitt der Neuling in beiden höheren Dosen besser ab als Omalizumab, wobei der Effekt der hohen Dosis nach Absetzen deutlich länger überdauerte. Der Anteil von Patienten mit kompletter Krankheitskontrolle fiel unter den hohen Ligelizumabdosen annähernd doppelt so hoch aus wie unter Omalizumab. Der Effekt hält an, wie die offene Verlängerung zeigt, in der alle Patienten ab Woche 32 Ligelizumab erhielten.
Ligelizumab drängt Angioödeme wirksam zurück
Als besonders wichtig bewertete Prof. Maurer, dass der Antikörper Angioödeme wirksam zurückdrängt: 93 % der Patienten, die anfangs darunter gelitten hatten, waren nach einem Jahr frei davon. Phase-3-Studien laufen. Beim schweren Asthma hatte der Wirkstoff entgegen allen Erwartungen an das „Super-Anti-IgE“ nicht besser abgeschnitten als Placebo, bei csU sind die Aussichten deutlich rosiger.
Quelle: Symposium „Breakthrough in the understanding of the anti-IgE pathway in CSU” anlässlich des virtuellen Jahreskongresses der European Academy of Allergy and Clinical Immunology (EAACI) 2020; Veranstalter: Novartis
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