Bei CUP-Syndrom auch die Verwandten checken

Dr. Andrea Wülker, Foto: fotolia/cleomiu

Angehörige von Patienten mit Krebserkrankungen, deren Primärtumor unauffindbar ist, sind selbst anfälliger für Neoplasien. Vor allem das Risiko für maligne Tumoren der Lunge, des Pankreas und des Kolons ist erhöht.

Bei etwa 3 bis 5 % aller Karzinome ist die Primärlokalisation des Tumors unklar. Man spricht von einem "carcinoma of unknown primary" bzw. von einem CUP. Die Betroffenen haben eine schlechte Prognose. Um zu untersuchen, ob Angehörige von solchen Tumorpatienten eine erhöhte Krebsanfälligkeit aufweisen, verwendete das Team um Dr. N. Jewel Samadder vom Huntsman Cancer Institute, Salt Lake City, Daten aus dem Utah-Krebsregister.

Die Autoren identifizierten 4160 Patienten, bei denen in den Jahren 1980 bis 2010 eine Krebserkrankung mit unklarem Primarius diagnostiziert worden war. Mit Hilfe von genealogischen Aufzeichnungen der Utah Population Database (UPDB) schätzten die Autoren das Risiko für verschiedene Krebserkrankungen bei Angehörigen ersten und zweiten Grades der Indexpatienten und verglichen es mit demjenigen von Kontrollpersonen aus der Bevölkerung, die keinen Tumor unbekannter Ursache aufwiesen.

Risiko für diverse Krebsarten erhöht

Dabei stellte sich heraus, dass Angehörige ersten Grades von CUP-Patienten ebenfalls ein erhöhtes Risiko für CUP aufwiesen (Hazard Ratio [HR] 1,35). Auch für andere Krebsarten waren die Familienmitglieder von CUP-Patienten anfälliger als Kontrollpersonen ohne CUP.

So lagen die Hazard Ratios für Lungenkrebs bei 1,37, für das Pankreaskarzinom bei 1,28, für das Myelom bei 1,28 und für das Non-Hodgkin-Lymphome bei 1,16. Beschränkte man die Analyse auf Verwandte von Kontrollpersonen ganz ohne Tumoren, wurden zusätzlich erhöhte Risiken für Dickdarmkrebs (HR 1,19) und Blasenkrebs (HR 1,18) beobachtet.

Verwandte zweiten Grades von CUP-Patienten hatten ein leicht erhöhtes Risiko für Karzinome der Lunge, der Bauchspeicheldrüse, der Brust und des Ovars sowie für Melanome.

Die Angehörigen von Patienten mit Tumoren unklarer Ursache sollten daher über ihr erhöhtes Krebsrisiko informiert werden, raten die Studienautoren. Zudem seien die Maßnahmen zur Risikominimierung (z.B. Rauchstopp) und die Teilnahme an Vorsorgeuntersuchungen (z.B. Darmkrebsscreening) ratsam.

Reparaturmechanismen schrumpfen Primarius

Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass verschiedene Krebsarten gleiche, genetisch verankerte Entartungsmechanismen aufweisen oder, dass die Betroffenen alle bestimmten Umweltfaktoren ausgesetzt waren (z.B. Raucherfamilien), heißt es in einem Kommentar zur Studie. Forscher sollten zukünftig bei vermutetem familiärem CUP-Syndrom Multigen-Assays verwenden und zusätzliche Daten über Umweltfaktoren erheben.

Dass der Primärtumor nicht auffindbar ist, könnte den Kommentatoren zufolge an Antitumorproliferationen und anderen Reparaturmechanismen liegen, die nach der Metastasierung einsetzen und den Primärherd verschwinden lassen. Ein solches antineoplastisches Phänomen kennt man z.B. vom Lynch-Syndrom. Die Forscher hoffen, mit modernen Krebstherapien die DNA-Reparaturmechanismen dieser Patienten zu unterstützen.


Quelle:
1. N. Jewel Samadder et al., JAMA Oncol 2015; online first
2. Henry T. Lynch et al., a.a.O.

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