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CUP-Syndrom: Viele Patienten profitieren offenbar nicht von zielgerichteter Therapie

Aus Autopsiestudien weiß man: Karzinome mit unbekanntem Primärtumor (CUP) haben ihren Ursprung am häufigsten in Lunge und Pankreas (27 bzw. 24 %). Der Rest verteilt sich auf andere Tumorentitäten. In der Identifizierung des Primarius hat man erhebliche Fortschritte gemacht – heute lässt sich dieser häufig auch mit ausreichender Sicherheit durch Gen-Expressionsprofil-Analysen bestimmen, erklärte Dr. Gerdt Hübner von den SANA Kliniken Ostholstein.
Die Frage sei aber: Profitieren die Patienten davon? In zwei Studien aus diesem Jahr wurde gezeigt, dass das nicht unbedingt der Fall ist. In einer japanischen Multicenterstudie wurde bei 101 Patienten mit CUP-Syndrom mittels Genexpressionsprofil von Tumorproben der mögliche Primärtumor bestimmt. Bei 26 % wies die Untersuchung auf ein Pankreas- und bei 23 % auf ein Magenkarzinom. Der Rest verteilte sich auf Lymphome, Urothel-, Zervix-, Ovarial- und biliäre Karzinome.
Empirische Chemotherapie war nicht unterlegen
Anschließend erhielten die Teilnehmer entweder eine empirische Chemotherapie (Paclitaxel + Carboplatin) oder die bei dem vermuteten Primärtumor übliche Standardbehandlung. Weder im Gesamtüberleben noch im progressionsfreien Überleben zeigte sich ein wesentlicher Unterschied zwischen den beiden Gruppen.1
Das Konzept sollte überdacht werden
Zu einem ähnlich enttäuschenden Ergebnis kam die Phase-3-Studie GEFCAPI 04. Diese ist mit 243 eingeschlossenen Patienten die größte Studie, die je bei CUP durchgeführt wurde, betonte Dr. Hübner. Eine Gruppe erhielt auch hier die empirische Chemotherapie (Cisplatin + Gemcitabin). Bei den anderen Teilnehmern wurde nach molekularer Testung spezifisch der identifizierte Primärtumor behandelt.
Im primären Endpunkt progressionsfreies Überleben zeigte sich kein signifikanter Unterschied zwischen den beiden Studienarmen. Selbst wenn man nur die ca. 30 % der Patienten mit Primärtumoren betrachtete, die mit großer Wahrscheinlichkeit nicht auf die empirische Chemo ansprechen, war der Unterschied in der mittleren Lebensdauer nicht signifikant unterschiedlich (10,9 Monate vs. 9,1 Monate).2
Das Konzept „Primärtumor identifizieren und spezifisch behandeln“ scheint somit bei CUP nicht unbedingt aufzugehen, resümierte der Onkologe. Möglicherweise profitieren Einzelne von der spezifischen Therapie, hier sei aber noch viel Forschungsarbeit zum genaueren Verständnis der Tumorbiologie notwendig.
Quellen:
1. Hayashi H et al. J Clin Oncol 2019; 37: 570-579; DOI: 10.1200/JCO.18.00771
2. Fizazi K et al. Annals of Oncology 2019; 30 (Suppl. 5)
AIO-Herbstkongress 2019
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