Bei schwachem Herz die Nierenstärke testen

Herz und Niere bilden bekanntlich eine Schicksalsgemeinschaft: Bei Patienten mit Herzinsuffizienz bestimmt die Abnahme der geschätzten glomerulären Filtrationsrate (eGFR) die Prognose wesentlich mit. „Wenn sich die Nierenfunktion halbiert, verdoppelt sich die Dreijahres-Sterblichkeit“, betonte Privatdozent Dr. Ivo Quack, Klinik für Nephrologie am Universitätsklinikum Düsseldorf.
NGAL taugt nicht als Prognoseparameter
Es ist also unerlässlich, bei Herzinsuffizienz auch die Niere unter die Lupe zu nehmen. Zum einen müssen viele herzinsuffizienzspezifische Medikamente entsprechend der Nierenfunktion dosiert werden, auch um die Nieren vor (weiterem) Funktionsverlust zu schützen. Zum anderen haben Patienten mit Herzinsuffizienz häufig bereits renale Grunderkrankungen, deren Behandlung das Herz entlasten kann.
Natürlich heißt das nicht: Diagnostik per Gießkanne. Es gibt jedoch erstaunlich wenig Daten zu der Frage, welche Patienten unter Beobachtung gestellt werden sollten, sagte Dr. Quack. Ganz sicher sinnvoll ist eine regelmäßige Überprüfung bei
- einer eGFR unter 60 ml/min
- einem Filterschaden der Niere, also bei Proteinurie, Hämaturie oder Leukozyturie
- pathologischen Befunden in der Bildgebung
Eine Zeit lang hatten die Nephrologen gehofft, mit dem Marker NGAL (Neutrophilen-Gelatinase-assoziiertes Lipocalin) eine Option zu haben, die ein erhöhtes renales Risiko bei Herzinsuffizienz anzeigt. Doch die Erwartungen haben sich nicht erfüllt, der Parameter kann allenfalls ein schlechtes Outcome voraussagen, wenn die Komplikation bereits eingetreten ist. „Es gibt viele Studien mit anderen Biomarkern, aber bisher hat sich noch nichts davon in die klinische Praxis verirrt“, so Dr. Quack. Bis auf Weiteres bleibt es also beim Bewährten wie eGFR-Abschätzung plus Urinbefund vor Ultraschall und Nierenbiopsie.
CKD-EPI-Formel ist der MDRD-Formel überlegen
Die eGFR sollte bei Patienten mit Herzinsuffizienz nicht mit der üblichen MDRD- oder Cockroft-Gault-Formel ermittelt werden, sondern per CKD-EPI-Formel (s. Abbildung und Link am Textende), empfahl der Nephrologe. In diese gehen auch Alter, Geschlecht und Hautfarbe ein und das Ergebnis korreliert wesentlich besser mit der tatsächlichen GFR. Cystatin C, das als möglicher Ersatzparameter gehandelt wurde, hat sich als doch nicht so valide entpuppt, zumal bei malignen Erkrankungen viel Cystatin C anfallen kann.
83. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie - Herz- und Kreislaufforschung
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