Bei ungünstigem Lebensstil senkt Gerinnungshemmer das CRC-Risiko stärker
Personen mit ungesundem Lebensstil profitieren am meisten von der präventiven Wirkung von ASS gegen Darmkrebs.
© Tom – stock.adobe.com
ASS beugt Kolorektalkarzinomen vor, aber Nebenwirkungen wie Blutungen könnten einer generellen Prophylaxe in der Allgemeinbevölkerung entgegenstehen. Dr. Daniel R. Sikavi von der Harvard Medical School, Boston, und Kolleg:innen untersuchten nun, welche Personengruppen hinsichtlich des CRC-Risikos am meisten von einer regelmäßigen Einnahme profitieren.
Das Team nutzte Daten von insgesamt 107.655 Teilnehmenden aus zwei großen Kohortenstudien. Zu Beginn der Erhebung waren die Personen durchschnittlich 49,4 Jahre alt. 2.544 von ihnen erkrankten später neu an einem Kolorektalkarzinom. Die multivariat adjustierte kumulative Zehn-Jahres-Inzidenz betrug 1,98 % für diejenigen, die regelmäßig ASS einnahmen, gegenüber 2,95 % für Personen, die dies nicht taten (Absolute Risikoreduktion [ARR] 0,97 %). Die relative Risikoreduktion bei Anwender:innen belief sich auf 18 %. Eine regelmäßige Exposition definierten die Verantwortlichen als mindestens zwei 325-mg-Tabletten oder mindestens sechsmal 81 mg ASS pro Woche.
Healthy Lifestyle Score
Der Score berücksichtigt fünf bekannte CRC-Risikofaktoren und nimmt Werte von 0–5 an. Jeweils einen Punkt gab es dafür, wenn folgende Bedingungen gemäß Selbstauskunft erfüllt waren:
- BMI 18,5–25
- niemals geraucht oder weniger als fünf Packungsjahre
- ≤ 1 alkoholisches Getränk/Tag für Frauen und ≤ 2 für Männer
- mindestens 30 Minuten moderate oder intensive körperliche Aktivität täglich
- Befolgen von mindestens drei der sechs Ernährungsempfehlungen des World Cancer Research Fund und des American Institute for Cancer Research
Lebensstil beeinflusst Risikoreduktion
Die Wissenschaftler:innen unterteilten Proband:innen zudem danach, wie gesund diese nach eigener Angabe lebten (s. Kasten). Je ungesünder der Lebensstil, desto größer fiel die absolute Risikoreduktion aus (p < 0,001 für additive Interaktion). In der Gruppe mit den meisten Risikofaktoren (Score 0–1) betrug die ARR über zehn Jahre beispielsweise 1,28 %, bei denjenigen mit den gesündesten Gewohnheiten (Score 4–5) hingegen nur 0,11 %. Die Number needed to treat, um einen Erkrankungsfall zu verhindern, belief sich in diesen beiden Extremfällen auf 78 vs. 909. Unter den Komponenten des Healthy Lifestyle Scores schienen der BMI sowie der Raucherstatus den größten Einzeleinfluss zu haben.
Die Autor:innen schlussfolgern, dass die absolute Reduktion des CRC-Risikos durch ASS für Menschen mit ungesundem Lebensstil größer ausfällt. Da sich die relative Risikoreduktion in den Subgruppen nicht signifikant unterschied, führen sie den Effekt vor allem auf eine höhere Erkrankungswahrscheinlichkeit dieser Personen zurück. Die Ergebnisse stützen dennoch, Individuen mit günstigem Nutzen-Risiko-Profil der Prävention anhand von Lebensstilfaktoren auszuwählen.
Quelle:
Sikavi DR et al. JAMA Oncol 2024; DOI: 10.1001/jamaoncol.2024.2503
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