Bei unklaren Hautveränderungen auch an Borrelien denken
Die symmetrischen livid-roten Erytheme fanden sich vor allem im thorakalen Rückenbereich. Außerdem wies die Haut des Patienten überall bräunlich-hyperpigmentierte Plaques auf. An den Fingern hatte bereits eine Akrosklerose mit leichter Bewegungseinschränkung der Mittel- und Endgelenke eingesetzt. Die Histologie ergab verbreiterte Kollagenfasern, die Hautadnexe schienen teilweise "eingemauert" von kollagenem Bindegewebe.
In der oberen und mittleren Dermis lagen lymphozytoide, entzündliche Infiltrate. Das Labor unterstützte mit erhöhten Werten für Leukos und CRP den Verdacht auf ein entzündliches Geschehen. Die positive Borrelien-Serologie (IgM leicht, IgG deutlich erhöht) sicherte schließlich die Diagnose einer Acrodermatitis chronica atrophicans Herxheimer.
Im ödematös-infiltrativen Stadium schwer zu erkennen
Dabei handelt es sich um die kutane Spätmanifestation der Lyme-Borreliose. Sie zu erkennen, fällt gerade anfangs im ödematös-infiltrativen Stadium mit beginnenden Verhärtungen schwer. Denn klinisch kommt noch eine Reihe anderer Erkrankungen infrage (z.B. systemische Sklerodermie, Stauungsdermatitis, Myxödem). Bei etwa 6 % der Patienten entwickelt sich durch die vermehrte Kollagensynthese eine Pseudosklerodermie, häufig verbunden mit hohen IgG-Titern.
Die Diagnose erfordert die Zusammenschau von Klinik, Labor und Histologie, schreiben Dr. Sebastian Boldt und Kollegen von der Klinik für Dermatologie und Allergologie am Hospital Dresden-Friedrichstadt. Oft lässt sich der Erreger auch mittels PCR in der Hautbiopsie nachweisen. Wird nicht rechtzeitg behandelt, endet die Dermatitis mit (epi)dermaler Atrophie und dem Verlust subkutanen Fettgewebes. Extrakutan drohen Arthralgien, Allodynie und periphere Polyneuropathien. Deshalb sollte beim Verdacht auf die Entzündung immer die Borrelienserologie durchgeführt werden.
Ceftriaxon i.v. über zehn Tage plus topische Steroide
Als Mittel der Wahl empfehlen die Kollegen Ceftriaxon. Im vorliegenden Fall – den die Autoren als atypische Variante mit beinahe prä-erythrodermatischer Ausprägung bezeichnen – kam das Antibiotikum wohl gerade noch rechtzeitig. Nach zehn Tagen intravenöser Gabe (2 g/Tag) plus topischer Steroid-Applikation, Bade-PUVA-Anwendung und intensiver Physio-/Ergotherapie ließ sich der Befund zufriedenstellend stabilisieren.
Quelle Text und Abb: Boldt S, Oppers K, Heinig B. „Atypische Acrodermatitis chronica atrophicans“, Dresdner Dermatologische Demonstration 2016; 42: 276-277, © Thieme Verlag, Stuttgart
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