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Bergung eines Fischknochens erforderte drei Gastroskopien

Bei einer 67-jährigen Frau wird eine erosive Korpus- und Antrumgastritis diagnostiziert und symptomorientiert mit PPI behandelt. Doch die Schmerzen nehmen immer weiter zu und führen die Patientin schließlich in die Notaufnahme. Sie selbst glaubt, die Ursache ihrer Magenprobleme sei Stress, wobei sie den Ärzten aber kein auslösendes Ereignis nennen kann.
Kontrastmittel-CT räumte Malignomverdacht aus
Bei Anna Wulfert von der Goethe-Universität Frankfurt am Main und ihrem Team lässt die plötzliche Zunahme der Schmerzen die Alarmglocken läuten. Ein hyperechogenes Band und eine verdickte Magenwand in der Sonografie lenken ihren Verdacht auf ein okkultes perforiertes Magenulkus. Der Befund ist aber nicht eindeutig. Die zusätzliche Kontrastmittel-Computertomografie des Abdomens bringt in puncto Malignom Entwarnung: Am Magenausgang ist ein Fremdkörper erkennbar.
Um der Patientin eine risikoreiche Operation zu ersparen, entschließen sich die Gastroenterologen zur endoskopischen Entfernung. Diese erweist sich allerdings als überaus anspruchsvoll und zeitaufwändig. In der ersten Gastroskopie stellt sich eine lokal erweiterte Magenwand mit kleiner Öffnung dar, aus der nach endoskopischer Punktion Eiter austritt. An den Fremdkörper kommen die Ärzte gar nicht heran. Die Prozedur wird abgebrochen.
Am darauffolgenden Tag wiederholen die Ärzte die Endoskopie unter Vollnarkose. Mittels T-Schnitt nähern sie sich dem Fremdkörper, der vollständig von Mukosa bedeckt und nur durch eine kleine Öffnung zu erahnen ist. Aufgrund der schwierigen Verhältnisse können sie ihn aber nicht bergen. Dies gelingt erst im Rahmen einer dritten Endoskopie, bei der die Mukosa wieder abgeschwollen und die Sicht besser ist.
Geändertes Schmerzbild unbedingt ernst nehmen
Das Corpus delicti erweist sich als 3,5 cm langer Fischknochen. Der stammt vermutlich von einem Wolfsbarsch, den die Frau eine Woche zuvor gegessen hat. Nach der Entfernung erholt sie sich unter der Gabe von Metamizol innerhalb weniger Tage.
Fischknochen gehören mit zu den häufigsten verschluckten Fremdkörpern. Meistens bleiben sie an den Tonsillen oder im Oropharynx hängen, schreiben die Frankfurter Ärzte. Sie können aber auch in den Magen gelangen und, wie bei dieser Patientin, die Magenwand perforieren und Schmerzen auslösen. Dieser Fall zeige, wie wichtig es ist, auch bei bestehender Grunderkrankung die Änderung des Schmerzbildes ernst zu nehmen und eine weiterführende Diagnostik durchzuführen.
Quelle: Wulfert A et al. „Endoscopic Removal of an Intramurally Ingrown Foreign Body in the Angular Fold of the Stomach“. Z Gastroenterol 2023; 61: 676-679; DOI: 10.1055/a-1906-2603 © Georg Thieme Verlag KG Stuttgart, New York
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