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Helicobacter heilmannii verursachte Gastritis

Eine ansonsten gesunde Frau war von ihrem Hausarzt an die Gastroenterologie überwiesen worden, da sie seit zwei Monaten über drückende, gürtelförmige Oberbauchschmerzen klagte, die regelmäßig nach dem Essen für einige Stunden auftraten. Teilweise hatte sich die Patientin aufgrund der Schmerzen sogar übergeben müssen. Seit Beginn der Beschwerden hatte sie 4 kg abgenommen.
Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen gab es in der Familie der Patientin nicht, Medikamente nahm die 54-Jährige nicht ein. Ein vom Hausarzt durchgeführter Stuhltest auf Helicobacter pylori war negativ ausgefallen. Auch die Laborabklärung vonseiten des Kollegen hatte nichts Ungewöhnliches ergeben. Eine probatorische Therapie mit PPI hatte die Beschwerden zwar gebessert. Nach Absetzen waren die Symptome allerdings schnell wieder zurückgekehrt.
Keime sind mit dem Auftreten von Lymphomen assoziiert
Die in der Klinik erhobenen Vitalparameter waren alle unauffällig, das Abdomen zeigte sich weich mit normalen Darmgeräuschen. Lediglich ein leichter Druckschmerz im Oberbauch fiel auf. Die Ösophago-Gastro-Duodenoskopie offenbarte ein sich über 4 cm erstreckendes, zirkulär ulzerös alteriertes, kontaktempfindliches Schleimhautareal.
Die Histologie der entnommenen Biopsien bestätigte zur Überraschung der Ärzte nicht den Verdacht auf ein Malignom. Stattdessen zeigte sich eine hochgradig chronische, stark aktive ulzerierende Entzündung. Außerdem fanden sie Organismen, die stark an Helicobacter pylori erinnerten. Tatsächlich handelte es sich um Helicobacter heilmannii.
Unter diesem Begriff fasst man verschiedene Nicht-H.-pylori-Spezies zusammen, erklären Dr. Christian Tiefenthaller von der Klinik für Gastroenterologie und Hepatologie im Kantonsspital St. Gallen und Kollegen. Morphologisch unterscheiden diese sich nur in wenigen Merkmalen von ihrem allseits bekannten großen Bruder. Durch Anfärben mit Hämotoxylin und Eosin oder Silbernitrat (z.B. Warthin-Starry) lassen sie sich besser erkennen.
Spezifische Antikörper zum Nachweis gibt es nicht, die gängigen Helicobacter-pylori-Tests sowie die In-vitro-Kultur sind unzuverlässig. Am genauesten ist die Polymerasekettenreaktion mit Gensequenzierung. Da eine Assoziation zwischen Helicobacter-heilmannii-Infektionen und dem Auftreten von MALT-Lymphomen besteht, sind Eradikation sowie darauffolgende Kontrollen unerlässlich, schreiben die Autoren.
Laut Literatur verläuft eine durch Helicobacter heilmannii hervorgerufene Gastritis eher mild und betrifft meist nur einen kleinen Bereich des Antrums. Die Entzündung in diesem Fall jedoch beschreiben die Gastroenterologen als sehr aktiv und sie erstreckte sich über das gesamte Antrum. Nach Diagnosesicherung erhielt die Patientin eine Quadrupeltherapie, bestehend aus Amoxicillin, Clarithromycin, Metronidazol und Pantoprazol über 14 Tage. Zum Kontrolltermin vier Wochen später kam sie beschwerdefrei, die Schleimhautveränderungen zeigten sich komplett ausgeheilt. Auch in der Histologie bestätigte sich: Die Entzündung war überstanden, der Magenkeim erfolgreich eradiziert.
Quelle: Tiefenthaller C et al. Swiss Med Forum 2019; 19: 842-844; DOI: 10.4414/smf.2019.08412
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