Biologikum schlucken statt spritzen

Dr. Franziska Hainer

Mit niedrigerer Dosis sank auch die Therapiewirksamkeit. Mit niedrigerer Dosis sank auch die Therapiewirksamkeit. © Nancy - stock.adobe.com

Das Antikörper-Fragment (Nanobody) zur oralen Behandlung von Plaque-Psoriasis versteckt sich hinter einer langen Zahlenkombination. In einer kanadischen Phase-2-Studie war JNJ-77242113 aktuell nach 16 Wochen effektiver als Placebo.

Das Peptid JNJ-77242113 blockiert selektiv Interleukin-23 und hemmt dadurch die Interleukin-17-Produktion und die Zytokin-Kaskade. Die Hülle des Medikaments ist so konzipiert, dass es unbeschadet den oberen GI-Trakt passieren kann. Im Rahmen der randomisierten Multicenterstudie FRONTIER 1 verglichen Robert Bissonnette­ von Innovaderm Research und Kollegen die Wirksamkeit des Medikaments in verschiedenen Dosierungen von 25 mg einmal täglich bis 100 mg zweimal täglich. Primärer Endpunkt war eine Reduktion des Psoriasis Area and Sensitivity Index (PASI) um 75 % des Ausgangswertes nach 16 Wochen. 

Die Studienkohorte umfasste 255 Patienten mit moderater und schwerer Psoriasis und einem durchschnittlichen absoluten PASI von 19,1. Die maximale Dosierung (2 x 100 mg JNJ-77242113) führte bei 79 % der Patienten zu einem PASI-75-Ansprechen – eine vergleichbare Effektivität wie bei injizierbaren Biologika, schreiben die Studienautoren – ein direkter Vergleich wurde allerdings nicht durchgeführt. Ein PASI-90-Ansprechen trat bei 60 % der Behandelten ein, die die höchste Dosis erhielten. Mit niedrigerer Dosis sank auch die Therapiewirksamkeit. Unter dem Regime mit 25 mg/d wurde das Behandlungsziel noch bei 37 % der Patienten erreicht. In der Placebo-Gruppe waren es 9 %. Damit zeigte sich eine signifikante Dosis-Wirkungs-Beziehung. 

Die negativen Effekte schienen dagegen nicht mit einer Dosissteigerung zuzunehmen und waren ähnlich denen in der Placebogruppe (52 % vs 51 %). Zu den häufigsten leichten Nebenwirkungen gehörten u.a. SARS-Cov-2-Infektionen (11 %, 12 % unter Placebo) und Nasopharyngitiden (7 % und 5 % unter Placebo vs. 7 %). Hinzu kamen drei als schwer gewertete Nebenwirkungen: schweres COVID-19, eine infizierte Zyste und ein Suizidversuch, die allerdings von den wissenschaftlichen Studienleitern und dem Hersteller als nicht-wirkstoffassoziiert eingestuft wurden. Aus Sicht von Bissonnette und Kollegen sind allerdings größere und länger angelegte Studien erforderlich, um die Nebenwirkungen weiter zu evaluieren. 

Das empfiehlt auch Prof. Joel Gelfand von der Universität Pennsylvania. Außerdem merkt er an, dass sich Patienten bei oralen Medikamenten, die auf nüchternen Magen genommen werden müssen, oft nicht zuverlässig an die Vorgabe halten und so die Wirksamkeit von JNJ-77242113 geringer ausfallen könnte. Er bedauert zudem, dass die Studie mit dem PASI bisher nur den Effekt auf die Haut berücksichtigt und nicht auf die multisystemischen Komponenten der Erkrankung. Welchen Einfluss neue Medikamente z.B. auf kardiovaskuläre Risiken oder die Entwicklung einer Psoriasisarthritis hätten, sei insgesamt zu selten bereits in den Anfangsstudien ein Thema.

Quellen:
1.    Bissonnette R et al. N Engl J Med 2024; 390: 510-521; DOI: 10.1056/NEJMoa2308713
2.    Gelfand JM. N Engl J Med 2024; 390: 561-562; DOI: 10.1056/NEJMe2314345

Falls Sie diesen Medizin Cartoon gerne für Ihr nicht-kommerzielles Projekt oder Ihre Arzt-Homepage nutzen möchten, ist dies möglich: Bitte nennen Sie hierzu jeweils als Copyright den Namen des jeweiligen Cartoonisten, sowie die „MedTriX GmbH“ als Quelle und verlinken Sie zu unserer Seite https://www.medical-tribune.de oder direkt zum Cartoon auf dieser Seite. Bei weiteren Fragen, melden Sie sich gerne bei uns (Kontakt).


Mit niedrigerer Dosis sank auch die Therapiewirksamkeit. Mit niedrigerer Dosis sank auch die Therapiewirksamkeit. © Nancy - stock.adobe.com