BRAF-/MEK-Inhibition vor Immuntherapie könnte manchen Erkrankten nützen

ASCO 2024 Friederike Klein

Es gibt zwei Optionen für Melanom Patient:innen mit BRAF-Mutation. Es gibt zwei Optionen für Melanom Patient:innen mit BRAF-Mutation. © Mangostar – stock.adobe.com

Für Patient:innen mit fortgeschrittenem Melanom mit BRAF-Mutation kommen im Prinzip zwei Optionen infrage: die zielgerichtete BRAF-MEK-Hemmung und die Immuntherapie. Letztere sollte bei sequenzieller Behandlung zuerst eingesetzt werden. Aber hilft vielleicht eine zielgerichtete Induktion vorab?

Die EORTC* initiierte die Phase-2-Studie EBIN, um die Rolle einer kombinierten BRAF-MEK-Hemmung als Induktion vor einer Immuntherapie wegen eines fortgeschrittenen, nicht resektablen BRAF-mutierten Melanoms zu klären. Im Unterschied zur Sequenz wird dabei direkt von der einen auf die andere Therapie umgestellt, ohne auf einen Progress zu warten, betonte Prof. Dr. Dr. Caroline Robert, Gustave Roussy Cancer Campus der Universität von Paris-Saclay. 

An der Studie nahmen 271 Patient:innen mit nicht-resektablem oder metastasiertem Melanom und nachgewiesener BRAF-V600E/K-Mutation teil. Randomisiert erhielten sie 

  • vier dreiwöchige Zyklen einer kombinierten Immuntherapie mit Ipilimumab (1 mg/kg) und Nivolumab (3 mg/kg) und anschließend Nivolumab (480 mg) alle vier Wochen bis zum Progress (Kontrolle)
  • über zwölf Wochen den BRAF-Inhibitor Encorafenib (450 mg) und den MEK-Hemmer Binimetinib (45 mg); nach einer kurzen Auswaschphase von einer Woche wurden die Patient:innen auf die Immuntherapie analog der in der Kontrolle umgestellt

Die nur einwöchige Pause zwischen den Therapien im Prüfarm schafften 93 % der Teilnehmenden ohne relevante Probleme, berichtete Prof. Robert. Bei Progress war in dieser Gruppe eine erneute Behandlung mit Encorafenib plus Binimetinib vorgesehen; in der Kontrolle stand den Prüfärzt:innen die Entscheidung über die Folgetherapie frei. 

Zwei Nebenwirkungs-Gipfel

Im Prüfarm waren wie erwartet zwei Gipfel von behandlungsassoziierten Nebenwirkungen zu beobachten, je eine nach dem Beginn der jeweiligen Therapie. Positiv hob Prof. Robert hervor, dass dabei die Häufigkeit höhergradiger unerwünschter Ereignisse nicht wesentlich über der in der Kontrollgruppe lag.

Kaum Unterschiede im Gesamtüberleben

In den ersten Wochen schien sich ein PFS-Vorteil für die zielgerichtete Induktion anzudeuten. Bereits nach sechs Monaten aber glichen sich die Kaplan-Meier-Kurven an und hatten sich nach einem Jahr überkreuzt. Das mediane PFS betrug jeweils 9 Monate (HR 0,87; 95%-KI 0,67–1,12; p = 0,360). Dabei waren zu Beginn der Therapie mit Encorafenib und Binimetinib ZNS-Metastasen häufiger bereits im ersten Progress zu finden als mit der Immuntherapie. Das Gesamtüberleben unterscheidet sich nach einer noch vorläufigen Analyse bislang kaum. Die Zwei-Jahres-OS-Rate betrug 68 % vs. 74 % in Prüfarm vs. Kontrolle. 

Prof. Robert betonte, dass Patient:innen mit einem hohen Laktatdehydrogenasewert (mehr als zweifach über dem oberen Grenzwert) nach der vordefinierten Subgruppenanalyse von der zielgerichteten Induktion profitieren könnten (HR 0,46; 95%-KI 0,21-1,03). Positiv für die BRAF-MEK-Inhibitor-Induktion fiel außerdem die explorative Subgruppenanalyse bei Lebermetastasen aus (HR 0,49; 95%-KI 0,29–0,84).  

* European Organisation for Research and Treatment of Cancer

Quelle:
Robert C et al. 2024 ASCO Annual Meeting; Abstract LBA9503

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