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Chance auf Lebenszeitgewinn versus verpasster Perspektivwechsel

Die Therapie mit Checkpointinhibitoren kann bei manchen Patienten mit weit fortgeschrittener Krebserkrankung das Überleben verlängern und wird zudem häufig relativ gut ertragen. Oft kommt sie dann doch in den letzten Lebensmonaten zum Einsatz, um noch ein Ansprechen zu erzielen. Am Tumorzentrum Freiburg erhalten viele Patienten sogar in den letzten acht Wochen vor ihrem Tod noch eine Immuntherapie, berichtete PD Dr. Christopher Böhlke vom Palliativzentrum des Universitätsspitals Basel.
Das späte Ziehen der Immuntherapiekarte kann allerdings eine adäquate palliativmedizinische Begleitung verhindern und dazu führen, dass der Übergang zur letzten Lebensphase verpasst wird – zumal längst nicht alle Patienten auf Checkpointinhibitoren ansprechen. Auch die adäquate Versorgung am Lebensende und die Verlegung in ein Hospiz wird potenziell verzögert oder sogar vereitelt, da Hospize keine Patienten unter laufender Immuntherapie aufnehmen, erklärte Dr. Böhlke. Die prognostische Unsicherheit am Lebensende sei durch die Immuntherapie noch größer geworden.
Therapieplanung verhinderte Aufnahme ins Hospiz
Der Kollege berichtete von einer 25-jährigen Patientin mit inguinal metastasiertem Vulvakarzinom, die trotz einer platinbasierten Letztlinien-Chemotherapie starke Schmerzen in den Leisten entwickelte. Aufgrund des Progresses hatte sie die Möglichkeit, im Rahmen einer Studie Nivolumab zu erhalten. Die junge Frau und vor allem ihre Mutter befürworteten dies. Doch weil sich der Allgemeinzustand der Patientin rasch verschlechterte, war die Immuntherapie dann nicht mehr möglich. Die Mutter war extrem enttäuscht und machte dem Palliativteam schwere Vorwürfe. Letztlich hatte die Planung der Immuntherapie verhindert, dass die Patientin vor ihrem Tod noch in ihr Heimatland oder in ein Hospiz verlegt werden konnte. „Das ist ein hoher Preis“, befand Dr. Böhlke.
Bei Patienten und Angehörigen, die einen vermeidenden Coping-Stil haben, verhindert die späte Immuntherapie besonders häufig den notwendigen Perspektivwechsel am Lebensende. Diese Verarbeitungsstrategie geht mit viel psychischem Leid einher, sagte der Kollege. Beim Coping zu unterstützen, sei daher eine wichtige Aufgabe der Palliativmedizin. Dr. Böhlke empfahl, einerseits den Fokus auf die verbleibende Lebenszeit mit möglichst guter Lebensqualität zu legen und andererseits das nahende Lebensende anzusprechen.
Quelle: 4. Kongress der DGP (Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin)
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