Chlorophyll und Eis gegen stinkende, blutende und nässende Wunden

Maria Fett

Chlorophyll bindet unangenehme Gerüche: als 2%ige Lösung auf Wunden oder als Dragee von Innen heraus. Chlorophyll bindet unangenehme Gerüche: als 2%ige Lösung auf Wunden oder als Dragee von Innen heraus. © iStock/jirkaejc

Am Lebensende lassen sich Wunden häufig nicht mehr schließen. Mit der richtigen Auflage gelingt es trotzdem, den Patienten die Schmerzen zu nehmen und ihnen ein Stück Lebensqualität zurückzugeben.

Soll die Wunde abgedeckt, Sekret abgeleitet oder eine Blutung gestillt werden? Oder geht es eher um kosmetische Aspekte? Üble Gerüche etwa können die Lebensqualität von Patienten erheblich beeinträchtigen, sagte Dr. Jens-Uwe Lipfert, Hausarzt aus Wutha-Farnroda. Bei nicht heilenden Wunden eines Patienten am Lebensende ist das Therapieziel in der Regel klar: die Symptome kontrollieren. Eine kausale Behandlung der Grunderkrankung rückt damit in den Hintergrund.

Eiswürfel und Kompressen mit Adrenalin stoppen Blutungen

In der palliativen Wundversorgung ist es wichtig, die offene Stelle bei einem Verbandswechsel nicht zusätzlich zu schädigen, erklärte Dr. Lipfert. Das bedeutet, die Verbände nicht zu häufig zu wechseln, die Auflage nach Zustand der Wunde zu wählen und das Regime alle 7–14 Tage zu kontrollieren und gegebenenfalls anzupassen. Bevorzugt sollten Materialien gewählt werden, die nicht mit der Wunde verkleben. Dazu gehören beispielsweise silikonbeschichtete Verbände und solche mit Silikonhaftrand sowie Wunddistanzgitter. Gegen stark exsudative Wunden helfen superabsorbierende Kompressen, Hydropolymerverbände, Alginate und Hydrofasern (siehe Kasten).

Diese Auflagen passen

Aktivkohlekompressen besitzen keine keimreduzierende Wirkung, binden dafür üble Gerüche sehr gut. Sie sollten täglich erneuert werden. Hydrofasern eignen sich gut bei exsudativen Wunden, da sie sehr viel Flüssigkeit aufnehmen können. Kontraindiziert sind sie bei trockenen Wunden. Das entstehende Gel sorgt für ein feuchtes Wundmilieu. Nach spätestens 7 Tagen ist ein Verbandswechsel angezeigt. Hydrogele sichern ebenfalls ein feuchtes Wundklima. Der pH-Wert wird neutralisiert und die Autolyse gefördert. Die Auflagen sind die richtige Wahl, wenn nekrotisch oder fibrinös belegte Wunden gereinigt werden sollen. Gewechselt wird nach 2–7 Tagen. Kalziumalginate speichern ebenfalls viel Exsudat, fördern die Autolyse von Fibrinbelägen und eignen sich, wenn es um die Versorgung von Wundhöhlen geht. Cave: Nicht bei infizierten Wunden verwenden. Nach 2–4 Tagen sollte die Auflage ersetzt werden. Mit Superabsorbern lassen sich Wunden gut abdecken. Auch sie nehmen viel Wundsekret auf, müssen jedoch zusätzlich fixiert werden. Zerschneiden oder tamponieren sollte man sie nicht.

Muss eine Blutung gestoppt werden, eignen sich bei nur wenig blutenden Wunden Eiswürfel aus NaCl 0,9 % (gefäßverengend), in Salbeitee getränkte Kompressen (adstringierend, antibakteriell, antimykotisch) sowie Kalziumalginat und Xylometazolin bzw. Naphazolinnitrat. Bei stärkeren Blutungen kann auf adrenalingetränkte Kompressen zurückgegriffen werden, 1:10 verdünnt. Cave: Das wirkt nur ca. 10 min. Eine weitere Option bieten Hämostyptika, wobei zu beachten ist, dass diese mit der Wunde verkleben.

Zum Ausduschen unbedingt einen Sterilfilter verwenden

Viele Patienten mit chronischen Wunden plagt der Geruch, der von den offenen Stellen ausgeht. Manche verlassen deshalb aus Scham das Haus nicht mehr oder empfangen kaum noch Besuch, so Dr. Lipfert. Sie riechen sich selbst. Häufig sind dafür anaerobe Keime verantwortlich, aber auch das Exsudat, Infektionen oder der Gewebszerfall. „Man kann hier wunderbar helfen“, erklärte der Kollege und nannte Aktivkohleverbände als Maßnahme. Superabsorbierende Kompressen, Lokalantiseptika wie octenidin-/polyhexanidhaltige Lösungen und Gele sowie eine extra zu diesem Zweck hergestellte 2%ige Chlorophylllösung binden die Gerüche ebenfalls effektiv. Chlorophyll können Betroffene auch als Dragees einnehmen, etwa gegen Mund- und Körpergeruch. Die Wunde lässt sich auch sanft und mit wenig Druck ausduschen. Dabei sollte unbedingt ein Sterilfilter zum Einsatz kommen. Auch Zinkpaste in der unmittelbaren Wundumgebung bekämpft den Geruch. Zusätzlich mit Frischhaltefolie umwickeln, fertig.

Wunden Schwerkranker im Team angehen

In aller Regel sind es ambulante Palliativpatienten, die Dr. Lipfert und seine Kollegen vom Wundnetzwerk Südthüringen betreuen. Erster Ansprechpartner ist der Hausarzt, nach Bedarf kommen weitere Fachärzte, Pflegedienst, Podologen, Physiotherapeuten und Wundmanager hinzu. Für eine reibungslose Zusammenarbeit muss der Informationsfluss zwischen allen Beteiligten stimmen. Dafür eignet sich z.B. eine Dokumentationsmappe, die neben den Stammdaten des Patienten (Name, Kontakte, Pflegedienst, Betreuer usw.) Informationen zu Diagnose, Medikation und relevanten Eingriffen enthält. Wichtigster Bestandteil ist die detaillierte Dokumentation der Wundtherapie (Datum, Wundbefund, Verbandsfrequenz etc.). Die Mappe bleibt beim Patienten.

Katzenstreu, Rasierschaum und Kaffee ins Krankenzimmer

Einige Palliativpatienten mögen es zudem, wenn man Gerüche aus der Umgebung vertreibt. Dafür bedarf es selten einer besonderen Ausstattung, denn Kaffeepulver, Rasierschaum und täglich gewechseltes Katzenstreu besitzen geruchsbindende oder -überdeckende Eigenschaften. Wer mag, kann auf Duftöle und elektrische Aromalampen zurückgreifen, wobei die Wahl eher auf frische und herbe statt auf süße, schwere Düfte fallen sollte. Dr. Lipfert riet dazu, nur einen Duft zu verwenden, da ein Mix Übelkeit auslösen bzw. verstärken kann.

Quelle: 5. practica Oberhof

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Chlorophyll bindet unangenehme Gerüche: als 2%ige Lösung auf Wunden oder als Dragee von Innen heraus. Chlorophyll bindet unangenehme Gerüche: als 2%ige Lösung auf Wunden oder als Dragee von Innen heraus. © iStock/jirkaejc