COPD mit chronischer Bronchitis interventionell therapieren

Dr. Angelika Bischoff

Wenn bei COPD-Patienten mit chronischer Bronchitis nichts mehr geht, müssen interventionelle Optionen her. Wenn bei COPD-Patienten mit chronischer Bronchitis nichts mehr geht, müssen interventionelle Optionen her. © natali_mis – stock.adobe.com

Eine COPD mit dem Phänotyp chroni­sche Bronchitis bleibt oft trotz aller Maßnahmen hochsymptomatisch. Für diese hartnäckigen Fälle wurden endobronchiale Techniken e­ntwickelt.

COPD-Kranken mit dominierender chronischer Bronchitis könnte geholfen werden, wenn man die hyperplastischen schleimproduzierenden Becherzellen und die überschüssigen submukösen Drüsen zerstört – so weit die Theorie. Ob dies in der Praxis tatsächlich gelingt, wurde für drei Verfahren klinisch getestet: die Applikation eines Flüssigstickstoff-Kryo­sprays, die bronchiale Rheoplastie sowie die Ballondesobstruktion.

Positiver Kryoeffekt hält nicht sehr lange an

Das Kryospray ist -196 °C kalt. Über Feedback aus einem Thermoelement im eingeführten Katheter wird seine Dosis an die Größe des Bronchialabschnitts adaptiert, erklären Dr. Jorine­ Hartman von der Abteilung für Lungenkrankheiten der Universität Groningen und ihre Kollegen. Die in Vollnarkose durchgeführte Behandlung hinterlässt eine zirkuläre Ablationszone von 0,1–0,5 mm Tiefe. In einer Pilotstudie mit 35 Patienten wurde das Spray dreimal in Abständen von 45 Tagen appliziert. Husten und Lebensqualität erwiesen sich drei Monate später als deutlich gebessert, nach zwölf Monaten aber schon nicht mehr.

Auch die bronchiale Rheoplastie wird in Vollnarkose durchgeführt. Der Katheter gibt über eine monopolare Elektrode Salven hochfrequenter elektrischer Energie an das Bronchialepithel und das submuköse Gewebe ab. Die beiden Lungenhälften werden in zwei getrennten Sitzungen mit einem Monat Pause dazwischen bearbeitet. Für Patienten mit implantierten kardialen Devices kommt das Verfahren wegen der verwendeten monopolaren Elektrode nicht in Betracht. Die Therapie führte in zwei kombinierten Studien mit 30 Patienten zu einer Besserung der Lebensqualität nach 3, 6 und 12 Monaten. Die Becherzellhyperplasie ging nach drei Monaten etwa um 40 % zurück. Lungenfunktionsparameter änderten sich nicht.

Bis zu 300 Segmentbronchien in einer Stunde behandeln

Bei der Ballon-Desobstruktion kommt ein Latexballon zum Einsatz, der mit einem Netz aus Polyurethan/Lycra-Fasern bedeckt ist. Er wird am distalen Ende eines langen einlumigen Polyethylentubus platziert, erreicht Bronchien zwischen 3 und 8 mm Durchmesser und lässt sich auf 10–24 mm aufdehnen. Um die Becherzellen mechanisch zu zerstören, ist ein wiederholtes Aufdehnen erforderlich. Innerhalb von 60 Minuten lassen sich 100–300 segmentale Bronchien behandeln. In einer Studie mit 188 Patienten hatten sich einen Monate nach der Behandlung FEV1, Sauerstoffsättigung und 6-Minuten-Gehstrecke gebessert.

Weiter fortgeschritten in der Entwicklung ist eine vierte Technik mit einem anderen Ansatzpunkt, die gezielte Lungendenervation (targeted lung denervation, TLD). Sie adressiert sowohl die emphysematische als auch die chronisch-entzündliche Form der COPD.

Durch gezielte Ablation der parasympathischen Nervenfasern entlang der Hauptbronchien will man die Freisetzung von Acetylcholin senken, das den glatten Muskeltonus und die Schleimproduktion reguliert. Zur Ablation dient ein dualer gekühlter Katheter, der Radiofrequenz-Energie abgibt. In einer sham-kontrollierten Studie mit 82 Patienten ließ sich zeigen, dass die TLD die Situation der Patienten im Vergleich zur medikamentösen Standardtherapie verbessert: Im ersten Jahr traten signifikant weniger respiratorische Ereignisse und schwere Exazerbationen auf.

Weitere und größere Studien mit den neuen bronchoskopischen Verfahren sollten folgen, um die Ergebnisse zu untermauern und den Nachweis zu führen, dass die Therapien auch Sym­ptome der chronischen Bronchitis wie Husten und Sputumproduk­tion vermindern. Zudem muss die Nachhaltigkeit des Effekts noch weiter erforscht werden, schließen die Autoren. 

Quelle: Hartman JE et al. Eur Respir Rev 2021; 30: 200281; DOI: 10.1183/16000617.0281-2020

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