COPD-Vorstufen verdienen mehr Aufmerksamkeit

Alexandra Simbrich

Die Prä-COPD findet immer noch viel zu wenig Aufmerksamkeit. Die Prä-COPD findet immer noch viel zu wenig Aufmerksamkeit. © Cozine – stock.adobe.com

Hinter dem Krankheitsbild COPD steht eine Vielfalt an Betroffenen. Ebenso heterogen ist die Datenlage zu den unterschiedlichen Phänotypen. Evidenz aus dem Behandlungsalltag kommt aus einer großen Beobachtungsstudie.

Die Behandlung von Menschen mit COPD richtet sich in der Hauptsache nach dem jeweiligen GOLD-Stadium. Doch gibt es auch „leichtere“ Fälle jenseits dieses Rasters, die trotz Symptomen und/oder typischen Befunden (noch) nicht die respiratorischen Kriterien einer chronisch obstruktiven Lungenerkrankung erfüllen. Sie weisen entweder eine normale Spirometrie (Prä-COPD) oder eine reduzierte FEV1 bei normalem Tiffeneau-Index (preserved ratio impaired spirometry, PRISm) auf. In beiden Fällen drohen jedoch die Progression zu einer manifesten COPD, Exazerbationen und eine erhöhte Sterblichkeit.

Betroffene würden deutlich von Präventionsmaßnahmen sowie frühzeitiger Diagnose und Therapie profitieren. Allerdings ist die Datenlage zu diesen speziellen Fällen dünn. Ein Team um Prof. Dr. Alvar Agustí von der Universität Barcelona dokumentierte deshalb Prävalenz, klinische Charakteristika und Krankheitslast dieser Fälle auf Basis der NOVELTY-Kohortenstudie. In die Analysen flossen die Daten von 3.183 Betroffenen mit einer hausärztlichen COPD-Diagnose ein, von denen zum Zeitpunkt der Rekrutierung spirometrische Daten vorlagen.

Demnach befanden sich 41 % von ihnen in den GOLD-Stadien 1–2, 33 % in Stadium 3 oder 4. Die übrigen erfüllten die spirometrischen GOLD-Kriterien nicht, hatten aber trotzdem eine COPD-Diagnose erhalten und waren bislang entsprechend behandelt worden. Sie wurden nun als Prä-COPD (13 %) oder PRISm (14 %) eingestuft.

Ihre Krankheitslast war jedoch ähnlich hoch wie bei GOLD 1–2 (Exazerbationsraten 0,27–0,43 pro Personenjahr). Diejenigen mit GOLD 3–4 trugen die höchste Krankheitslast einschließlich der meisten Exazerbationen (0,82 pro Personenjahr). Bei Teilnehmenden mit Prä-COPD bzw. GOLD 1–2 ließ die Lungenfunktion rapide nach: Der jährliche Verlust der FEV1 betrug 65,8 ml bzw. 54,6 ml und lag damit deutlich über dem von Betroffenen mit GOLD 3–4 oder PRISm (21,8 ml bzw. 14,1 ml). Die Gesamtmortalität innerhalb des dreijährigen Follow-ups war in der Gruppe mit GOLD 3–4 am höchsten. PRISm und GOLD 1–2 lagen in etwa gleichauf, am niedrigsten war die Rate bei Patientinnen und Patienten mit Prä-COPD.

Betroffene mit Prä-COPD bzw. PRISm litten zudem verglichen mit den anderen häufiger an KHK, Typ-2-Diabetes und Depressionen. Aufgrund der Variabilität und des zu erwartenden Fortschreitens ihrer Erkrankung gebührt ihnen mehr medizinische Aufmerksamkeit, so das Autorenteam.

Quelle: Agustí A et al. ERJ Open Res 2024; DOI: 10.1183/23120541.00895-2023

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Die Prä-COPD findet immer noch viel zu wenig Aufmerksamkeit. Die Prä-COPD findet immer noch viel zu wenig Aufmerksamkeit. © Cozine – stock.adobe.com