
COVID-19: Wirksamkeitsnachweis bisher nur für Remdesivir und Dexamethason

Nach vielversprechenden Ergebnissen aus In-vitro-Experimenten wurden Medikamente wie der HIV-Proteasehemmer Lopinavir und das Antimalariamittel Chloroquin bzw. Hydroxychloroquin in einigen Ländern trotz fehlender Studienergebnisse als Standardtherapie eingesetzt, sagte PD Dr. Christoph D. Spinner von der Klinik und Poliklinik Innere Medizin II am Klinikum rechts der Isar der TU München.
Lopinavir zeigte dann aber in einer kontrollierten Studie mit 199 COVID-19-Patienten keinen Effekt im Vergleich zu Placebo. Zwar findet man in den Studienregistern noch weitere Studien, die das HIV-Medikament untersuchen. Eine erste Übersichtsarbeit lässt eine Wirksamkeit als Monotherapie allerdings als sehr unwahrscheinlich erscheinen, so die Einschätzung des Referenten.
Auch (Hydroxy-)Chloroquin wurde – vor allem in den USA – schnell als Therapie der Wahl propagiert und zahlreiche Patienten außerhalb von Studien mit dem Malariamittel behandelt. Inzwischen gilt es als sicher, dass der Wirkstoff keinerlei positiven Einfluss auf den klinischen Verlauf der Erkrankung und den Behandlungserfolg nimmt. Auch als Postinfektionsprophylaxe innerhalb von vier Tagen nach einer möglichen Ansteckung hat er sich als wirkungslos erwiesen.
Weitaus überzeugender sind die Daten für Remdesivir, das gegen Ebola entwickelt wurde. In einer randomisierten placebokontrollierten Studie mit 1063 schwer erkrankten Patienten konnte eine zehntägige Therapie mit dem Virostatikum den Krankheitsverlauf von fünfzehn auf elf Tage reduzieren. Zugleich zeigte sich ein Trend zu einer geringeren Sterblichkeit (7,1 % vs. 11,9 %).
In der SIMPLE-Studie erwies sich bei 397 Patienten eine fünftägige Behandlung als ebenso wirksam wie eine zehntägige. In beiden Studien wurde die Therapie gut vertragen. Inzwischen hat das Medikament in den USA und in Europa die eingeschränkte Zulassung für die Behandlung der COVID-19-Pneumonie mit Sauerstoffbedarf erhalten. Dass Patienten von einem möglichst frühen Therapiebeginn profitieren, erscheint zwar theoretisch möglich, wurde bisher aber nicht nachgewiesen.
Auch Dexamethason gehört zu den Arzneistoffen mit gesicherter Wirksamkeit bei schweren Krankheitsverläufen. Nachdem zu Beginn der Pandemie von einer Steroidgabe eher abgeraten wurde, zeigt die vorläufige Auswertung der RECOVERY-Studie an 2104 hospitalisierten COVID-19-Patienten eine Reduktion der Sterblichkeit durch die Dexamethasongabe (22,9 % vs. 25,7 %). Demnach profitierten besonders invasiv beatmete Patienten (Mortalitätsraten: 29,3 % vs. 41,3 %). Für Patienten, die ohne Atem- oder Sauerstoffunterstützung auskamen, brachte das Steroid hingegen keinen Nutzen.
Derzeit laufen zahlreiche kontrollierte Studien, die die Effekte der verschiedenen antiviralen und antiinflammatorischen Wirkstoffe bei COVID-19 untersuchen, schloss der Infektiologe. Was sich am Ende als effektive Therapie herausstellen wird, bleibe also weiter offen.
Quelle: 8. Infektiologie Update-Seminar (Online-Veranstaltung)
Falls Sie diesen Medizin Cartoon gerne für Ihr nicht-kommerzielles Projekt oder Ihre Arzt-Homepage nutzen möchten, ist dies möglich: Bitte nennen Sie hierzu jeweils als Copyright den Namen des jeweiligen Cartoonisten, sowie die „MedTriX GmbH“ als Quelle und verlinken Sie zu unserer Seite https://www.medical-tribune.de oder direkt zum Cartoon auf dieser Seite. Bei weiteren Fragen, melden Sie sich gerne bei uns (Kontakt).