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Cyproteronacetat fördert die Entwicklung von Hirnhauttumoren
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Schon länger steht das synthetische Progesteronderivat Cyproteron im Verdacht, das Risiko für Meningeome zu erhöhen. Eine große französische Datenbankanalyse bei Mädchen und Frauen hat dies nun zweifelsfrei bestätigt. Nach dem Absetzen sinkt das Risiko offenbar wieder.
Aufgrund seiner starken anti-androgenen Wirkung wird Cyproteronacetat bei Frauen in unterschiedlichen Dosierungen bei Hyperandrogenismus und Hirsutismus sowie bei Akne und in der Hormonersatztherapie eingesetzt. Um das erhöhte Meningeomrisiko genauer zu untersuchen, haben Wissenschaftler nun die Daten von knapp 254 000 Mädchen und Frauen zwischen 7 und 70 Jahren ausgewertet, die zwischen 2007 und 2014 mindestens eine Dosis hoch dosierten Cyproteronacetats verordnet bekommen hatten. Etwas mehr als die Hälfte von ihnen hatte innerhalb der ersten sechs Monate eine kumulative Dosis von mehr als 3 g erhalten – sie wurden als exponiert gewertet. Als Kontrollgruppe diente die andere Hälfte, die weniger als 3 g erhalten hatte.
In der exponierten Gruppe lag die Inzidenz neu aufgetretener Meningeome, die chirurgisch oder mittels Bestrahlung behandelt wurden, bei 23,8 pro 100 000 Personenjahre im Vergleich zu 4,5 in der Kontrollgruppe. Die adjustierte Hazard Ratio betrug bei Einnahme von Cyproteronacetat insgesamt 6,6. Bei einer kumulativen Gesamtdosis von mehr als 60 g wurde eine Hazard Ratio von 21,7 berechnet. Ein Jahr nach Absetzen war das Risiko für die Entwicklung eines Meningeoms im Vergleich zur Kontrollgruppe noch um das 1,8-Fache erhöht.
Lokalisation im anterioren und mittleren Schädel
In einer zusätzlichen Untersuchung wurden bei 463 von knapp 124 000 Frauen, die im Jahr 2006 bereits Cyproteronacetat eingenommen hatten, Meningeome festgestellt. Dabei erschien insbesondere eine Lokalisation im anterioren und mittleren Schädel spezifisch für die Einnahme des Progesteronderivats. Auch bei Transgender wurde eine deutlich erhöhte Rate von Meningeomen gefunden. Rund 11 000 dieser Patienten waren untersucht worden.
Angesichts des eindeutigen dosisabhängigen Meningeomrisikos bei der Einnahme von Cyproteronacetat fordern die Studienautoren, das Medikament nur zurückhaltend zu verschreiben. Das gilt insbesondere bei der Verordnung in Off-Label-Indikationen. Wenn die Gabe notwendig erscheint, sollte man die Patienten über das Risiko der Pharmakotherapie aufklären und sie regelmäßig und gründlich mittels einer Kernspinuntersuchung kontrollieren.
Quelle: Weill A et al. BMJ 2021; 372: n37; DOI: 10.1136/bmj.n37
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