Resistente Aknekeime durch zu viele topische Antibiotika

Dr. Elke Ruchalla

Mit der Zeit entwickeln sich Resistenzen gegen die zur Behandlung der Akne verwendeten Antibiotika. Mit der Zeit entwickeln sich Resistenzen gegen die zur Behandlung der Akne verwendeten Antibiotika. © New Africa – stock.adobe.com

Mit topischen Antibiotika glaubte man lange, die perfekte Therapie der Akne gefunden zu haben. Doch die Konsequenzen, die ein zu freizügiger Umgang mit den Bakterienkillern haben kann, darf man nicht außer Acht lassen.

Antibiotika waren eine der ersten gegen Akne eingesetzten Medikamentengruppen – zunächst Tetracyclin, später Doxycyclin, Minocyclin und mittlerweile Makrolide. Und auch wenn Propionibacterium acnes eine Rolle in der Entstehung der Hautkrankheit spielt, konnte bis heute nur teilweise geklärt werden, wie diese aussieht: Denn Akne ist keine Infektionskrankheit. Die Effektivität der Antibiotika beruht neben der Reduktion der Bakteriendichte wohl eher auf der antiinflammatorischen Wirkung, schreiben Dr. Ayse Karadag von der Abteilung für Dermatologie und Venerologie der School of Medicine am Istanbul Medeniyet University Hospital und ihre Kollegen.

Nachweis von P. acnes im Blut oft für Kontamination gehalten

Weniger Gedanken hat man sich darüber gemacht, welche Effekte die Antibio­tika abseits davon haben, auf P. acnes generell, auf die übrige Hautflora oder auf die Mikrobiota z.B. im Darm. P. acnes selbst kann Resistenzen gegen die eingesetzten Antibiotika entwickeln. Zwar scheint dies bis jetzt noch kein großes Problem, denn selten wurde der Erreger bei infektiösen Endokarditiden bzw. Klappeninfektionen gefunden. Allerdings ist die Diagnose schwierig: Der Nachweis von P. acnes, etwa in Blutkulturen, wird oft nur als Kontamination betrachtet. Dennoch nehmen resistente Stämme je nach Region zu und könnten zum Problem werden.

Resistente Staphylokokken bei jedem dritten Patienten

Auch andere Haut-Mikroorganismen wie Staphylokokken und Corynebakterien zeigen bei Aknepatienten unter Langzeitantibiose Resistenzen. Und das gar nicht so selten. Bei fast jedem dritten Patienten sprachen Staph.-epidermidis-Isolate nicht mehr auf Clindamycin und Makrolide an. Und eine Clindamycinresistenz von P. acnes war bei 80 % der Patienten mit resistenten Haut-Staphylokokken verbunden. Eine zwölfwöchige topische Erythromycintherapie führte bei Teilnehmern einer Studie dazu, dass sich der Anteil an Trägern von resistenten Staph.-aureus-Stämmen (nasale Flora) mehr als verdoppelte (15 % vs. 40 %).

Kommen systemische Antibiotika zum Einsatz, kann das nicht nur erheblich die Mikroflora des Verdauungstrakts aus dem Gleichgewicht bringen. Auch dort entwickeln sich Resistenzen, die ggf. sogar von einem auf den anderen Darmkeim übergehen, darunter z.B. solche „Lieblinge“ der Infektionsmediziner wie Pseudomonas oder Clostrioides. Besonders brenzlig wird die Lage, wenn sich Multiresistenzen bilden und Pathogene auf kein Antibiotikum mehr ansprechen.

Ein resistentes P. acnes muss aber keineswegs auf ein und demselben Körper bleiben – Übertragungen wurden sowohl auf Familienmitglieder als auch auf medizinisches Personal (z.B. im Rahmen von Untersuchungen) nachgewiesen. Eine europäische Multicenterstudie wies bei 25 der 39 teilnehmenden Dermatologen resistente Propionibacteria nach. Außerdem weiß man bisher immer noch nicht, wie sich ein Langzeit-Einsatz von Doxycy­clin in der Aknetherapie auf dessen Effektivität z.B. im Falle einer Chlamydien oder Gonokokken-Infektion auswirkt. Umso wichtiger der Appell die Prinzipien des Antibiotic Stewardship zu beherzigen (s. Verwandte Links).

Quelle: Karadag AS et al. J Eur Acad Dermatol Venereol 2020; 35: 73-78; DOI: 10.1111/jdv.16686

Falls Sie diesen Medizin Cartoon gerne für Ihr nicht-kommerzielles Projekt oder Ihre Arzt-Homepage nutzen möchten, ist dies möglich: Bitte nennen Sie hierzu jeweils als Copyright den Namen des jeweiligen Cartoonisten, sowie die „MedTriX GmbH“ als Quelle und verlinken Sie zu unserer Seite https://www.medical-tribune.de oder direkt zum Cartoon auf dieser Seite. Bei weiteren Fragen, melden Sie sich gerne bei uns (Kontakt).


Mit der Zeit entwickeln sich Resistenzen gegen die zur Behandlung der Akne verwendeten Antibiotika. Mit der Zeit entwickeln sich Resistenzen gegen die zur Behandlung der Akne verwendeten Antibiotika. © New Africa – stock.adobe.com