Akne: Kombinationspräparate bald auch in deutscher Leitlinie?

Friederike Klein

Mit einer Kombination lässt sich die Akne besser behandeln. Mit einer Kombination lässt sich die Akne besser behandeln. © New Africa – stock.adobe.com

2016 wurde die europäische S3-Leitlinie zur Behandlung der Akne aktualisiert. Ihr deutsches Pendant von 2011 wartet noch auf ein Update. Dabei dürfte wie in der europäischen Leitlinie die Bedeutung von Fixkombinationen steigen. Zudem sind neue Therapieoptionen zu erwarten.

Die europäische S3-Leitlinie sieht bei leichter bis mittelschwerer Akne mit hohem Empfehlungsgrad eine Fixkombination aus Adapalen (Ada) plus Benzoylperoxid (BPO) oder Clindamycin (Clinda) plus BPO vor. Die Fixkombination Clinda-Tretinoin hat das Leitliniengremium gegenüber der Vorversion auf einen mittleren Empfehlungsgrad herabgestuft. Grund dafür waren Bedenken hinsichtlich der Entwicklung von Antibiotikaresistenzen, berichtete Privatdozent Dr. Markus Reinholz, von der Klinik für Dermatologie und Allergologie der Ludwig-Maximilians-Universität München.

Hoch dosiert als Alternative zur systemischen Therapie

Alternativ werden mit einem ebenfalls mittleren Empfehlungsgrad die Monotherapie mit Azelainsäure, Benzoylperoxid oder topischem Retinoid bzw. die Kombination systemischer Antibiotika mit Adapalen genannt. Allerdings gilt auch in diesem Fall das Risiko der Resis­tenzentwicklung zu bedenken.

Die Wirksamkeit der Ada-BPO-Fixkombination lässt sich durch eine höhere Ada-Dosis (0,3 % statt 0,1 %) steigern (siehe Kasten). Bezogen auf den bisherigen Therapiealgorithmus würde Dr. Reinholz den Einsatz der Ada 0,3 %/BPO 2,5 %-Fixkombination bei mittelschwerer und schwerer Akne (IGA** 3 und 4) einordnen. Sie sei damit eine Alternative für Patientinnen und Patienten, die trotz schwerer Erkrankung keine systemische Antibiotika- oder Retinoidtherapie wünschen. Erwartet wird zudem eine Zulassungserweiterung der höher dosierten Ada-BPO-Fixkombination zur Prävention von Aknenarben.

Darf‘s ein bisschen mehr sein?

Die Fixkombination von 0,3 % Ada und 2,5 % BPO führte in einer US-amerikanischen Studie bei 31,9 % der von schwerer inflammatorischer Akne betroffenen Patienten zu einer Verbesserung. Beurteilt wurde das Ergebnis über die Einschätzung des Prüfarztes (Investigator‘s Global Assessment, IGA). Das sind etwa 10 Prozentpunkte mehr als unter 0,1 % Ada plus BPO (20,5 %). Als Kontrolle dienten Patienten, die nur die Trägersubstanz erhielten (Verbesserung bei 11,8 %). Die Wirksamkeit von 0,3 % Ada und 2,5 % BPO entspricht laut Dr. Reinholz etwa der Effektivität von Ada 0,1 %/BPO in Kombination mit 100 mg Doxycyclin, deren IGA-Erfolgsquote in einer ähnlichen Studie bei 31,5 % lag.

Außerdem könnte noch in diesem Jahr ein neues topisches Retinoid zugelassen werden. In zwei Phase-3-Studien führte die zwölfwöchige topische Therapie mit einer Creme, die 50 μg/g Trifaroten enthielt, zu einer signifikanten Verbesserung des IGA bei Patienten mit moderater Akne im Gesicht und am Stamm.1,2 Entzündliche wie nicht entzündliche Läsionen heilten im Vergleich zur reinen Trägersubstanz deutlich häufiger ab. Die Therapie geht in den ersten Wochen mit meist milden lokalen Hautirritationen einher und ist nach derzeitiger Einschätzung des Referenten insgesamt sicher. Die Wirksamkeit nahm in der Langzeitbeobachtung der Patienten aus den Studien weiter zu. Die IGA-Erfolgsrate in Gesicht und am Stamm lag nach 52 Wochen bei 65,1 %, das Hautbild wurde insgesamt ruhiger.

* 27. Fortbildungswoche für praktische Dermatologie und Venerologie
** Investigator‘s Global Assessment

Quellen:
1. Tan J et al. J Am Acad Dermatol 2019; 80: 1691-1699; DOI: 10.1016/j.jaad.2019.02.044
2. Blume-Peytavi U et al. J Eur Acad Dermatol Venereol 2020; 34: 166-173; DOI: 10.1111/jdv.15794

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Mit einer Kombination lässt sich die Akne besser behandeln. Mit einer Kombination lässt sich die Akne besser behandeln. © New Africa – stock.adobe.com