Akne mit Retinoid und Peroxid bekämpfen

Dr. Susanne Gallus

Zunehmende Resistenzen erfordern ein Umdenken in der Aknetherapie. Zunehmende Resistenzen erfordern ein Umdenken in der Aknetherapie. © iStock/Voyagerix

Einer Akne lässt sich auch ohne Antibiotika beikommen. Zum Beispiel durch eine Fixkombination aus Adapalen und Benzoylperoxid und eine Ernährungsumstellung.

Mittlerweile hat nahezu jeder Jugendliche aus einem Industrieland Akne. Bereits im präpubertären Alter häufen sich die therapiebedürftigen Fälle. Oft persistieren die Beschwerden über die Pubertät hinaus – vor allem bei Frauen. So leiden rund 41 % der über 25-jährigen Frauen in Frankreich an Akne, in England ist es sogar jede Zweite.

Studien deuten darauf hin, dass eine typisch westliche (Fehl-)Ernährung die Beschwerden verschlechtert. Eine hyperglykämische Kost korreliert Untersuchungen zufolge mit dem Anstieg der IGF-1-Spiegel sowie einer gesteigerten Expression von FOXO1 und mTOR.

Auch der Konsum fettarmer Milch verschlimmerte in Versuchen das Hautbild einiger Teilnehmer – und zwar unabhängig von Gesamtmilchkonsum, BMI und glyk­ämischer Belastung. Eine entscheidende Rolle scheint der erhöhte Anteil von IGF-1 sowie anderer Wachstumsfaktoren und Hormonen in der fettreduzierten Variante sowie in Molkeprodukten zu spielen. Deshalb kann eine Ernährungsumstellung bei Betroffenen sinnvoll sein. Erwägen könne man laut Privat­dozent Dr. Thomas­ Jansen­, Facharzt für Haut- und Geschlechtskrankheiten aus Köln, beispielsweise eine paläolithische Kost.

Das bedeutet:

  • keine Milch und Milchprodukte
  • kein Zucker
  • keine Getreide und Getreideprodukte
  • keine Kartoffeln

Kommt ein Patient mit leichter bis mittelschwerer Akne in die Praxis, hat man grundsätzlich zwei Möglichkeiten in der topischen Therapie: Entweder man greift zu einer antibiotikafreien oder einer antibiotikahaltigen Kombination. Wer ein antibiotikafreies Präparat wählt, kann die Therapie über einen längeren Zeitraum weiterführen, Antibiotika sind dagegen auf einen jeweils dreimonatigen Einsatz beschränkt. Aufgrund des Risikos einer Resistenzbildung wurde in der S3-Leitlinie von 2016 der Empfehlungsgrad für die Clindamycin-Tretinoin-Kombination herabgestuft.

Lebensqualität ade

Akne beeinflusst wesentlich die Lebensqualität. Im Vergleich zu Asthmatikern oder Epileptikern beispielsweise leiden Betroffene mehr unter den emotionalen und sozialen Einschränkungen, die mit ihrer Erkrankung einhergehen, erklärt Dr. Jansen. Betrachtet man, wie viel Lebenszeit ein Aknepatient bereit wäre, für eine makellose Haut aufzugeben, liegen die Angaben sogar im Bereich derer von Hautkrebspatienten.

Benzoylperoxid wirkt besser gegen C. acnes als Antibiotika

Dennoch behalten Antibiotika ihren festen Platz in der Behandlung der Akne, betonte der Experte, beispielsweise in der Induktionstherapie in Kombination mit einem topischen Retinoid. Man sollte sie aber nicht länger als notwendig, nur bei akutem Bedarf und mit Bedacht einsetzen. „Die zunehmende Resis­tenzproblematik macht ein Umdenken erforderlich“, so Dr. Jansen. Das Ziel muss sein, Resistenzen zu minimieren, um die Wirksamkeit der Substanzen aufrechtzuerhalten. Deshalb sollte man eine Antibiotikabehandlung mit Benzoylperoxid (BPO) kombinieren, die Wirkstoffe nicht grundlos wechseln und keinen Mix aus verschiedenen topischen und oralen Antibiotika verwenden. Denn durch den undifferenzierten Gebrauch wird nicht nur Cutibacterium acnes unempfindlich. Auch Staph. epidermidis beispielsweise kann resistent werden und diese Eigenschaft wiederum an seinen Verwandten, Staph. aureus, weitergeben.

A propioni

Mittlerweile weiß man, dass Akne nicht durch eingewanderte Propionibakterien ausgelöst wird. Der inzwischen in Cutibacterium acnes umbenannte Mikroorganismus ist ein normaler Bestandteil der Flora des mittleren Talgdrüsenausführungsgangs, erklärte Dr. Jansen. Je nach pH-Wert und Sauerstoffverfügbarkeit produziert C. acnes verschiedene entzündungsfördernde Enzyme (Lipase, Protease, Hyaluronidase) sowie Protoporphyrin-9. Entscheidend ist die Interaktion der Bakterien mit dem Immunsystem: C. acnes stimuliert den Toll-like-Rezeptor und löst eine Th1-Immunantwort aus. Dabei werden IL-8 und IL-12 ausgeschüttet, freie Radikale gebildet und gewebezerstörende Matrix-Metalloproteasen aktiviert. Nicht alle Cutibacterium-acnes-Stämme sind gleich pathogen. Die Fähigkeit bestimmter Varianten zur Bildung eines Biofilms scheint entscheidend zu sein.

Die Kombination aus Adapalen und BPO konnte in Studien gute Ergebnisse erzielen. Das Retinoid Ada­palen wird gut vertragen, ist stabil gegenüber Licht und Sauerstoff und hat einen antiinflammatorischen sowie antikomedogenen/komedolytischen Effekt. BPO löst ebenfalls Komedonen und wirkt zusätzlich antimikrobiell. Im Vergleich zu lokalen Antibiotika und der Azelainsäure reduziert es C. acnes deutlich stärker – entgegen dem, was viele annehmen, erklärte Dr. Jansen. Zur Verfügung stehen zwei Fixkombis, eine für schwere Fälle ab dem zwölften Lebensjahr mit 0,3 % Adapalen und eine ab neun Jahren mit 0,1 % – jeweils in Verbindung mit 2,5 % BPO. In der OSCAR-Studie ließen sich mit der 0,3 %-Adapalenbehandlung über 24 Wochen die entzündlichen Läsionen um 87 % reduzieren. 64 % der erwachsenen Patienten mit zu Studienbeginn mittelschwerer bis schwerer papulopustulöser Akne waren fast oder komplett erscheinungsfrei. Zusätzlich verhinderte die Therapie die Bildung atropher Narben und reduzierte bereits vorhandene. Zur Rezidivprophylaxe können Retinoide oder Azelainsäure erwogen werden. Hält die Entzündung an, führt man die Behandlung mit Adapalen und BPO für zwölf Monate weiter.

Quelle: Koblenzer Dermatologie für die Arztpraxis 2019

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Zunehmende Resistenzen erfordern ein Umdenken in der Aknetherapie. Zunehmende Resistenzen erfordern ein Umdenken in der Aknetherapie. © iStock/Voyagerix