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Aknezeichen XY: Sechs heiße Spuren für eine erfolgreiche Behandlung

Wie sich die verschiedenen Umweltfaktoren auf den Verlauf einer Acne vulgaris auswirken können, hat eine internationale Autorengruppe zusammengefasst. Grundlage für den Aufsatz waren zwei Konsensusmeetings und eine umfassende Literaturrecherche. Im Wesentlichen lassen sich die Umwelteinflüsse, die eine Akne verstärken können, in sechs Kategorien einteilen:
1. Ernährung: Unter den Lebensmitteln sind es beispielsweise Molkereiprodukte, allem voran Magermilch, und schnell verwertbare Kohlenhydrate wie Zucker, die eine Akne befördern, so die Dermatologen um Dr. Brigitte Dréno vom Universitätsklinikum Nantes in Frankreich. Gerade nach Erzeugnissen auf Molkebasis, wie sie Sportler häufig zu sich nehmen, sollte man seinen Patienten demnach fragen.
2. Medikamente: Bei Frauen lohnt sich vor allem, bei der „Pille“ nachzuhaken: Je nach Hormonzusammenstellung gibt es hier Medikamente, die eine Akne begünstigen (androgen wirksames Progestin) und Arzneistoffe, die zu einer Verbesserung des Hautbilds beitragen können (z.B. Dienogest, Drospirenon). Auch nach der Einnahme von anabolen Steroiden sollte geforscht werden. Kortikosteroide, Halogene, Isoniazid, Lithium oder Vitamin B12 können eine Akne ebenso verstärken wie Immunsuppressiva und diverse Krebsmedikamente.
3. Kosmetik, Körperpflege: Problematisch sind auch bestimmte Inhaltsstoffe in Kosmetika, etwa ätherische Öle, zu fettige oder zu ölige Grundlagen der Produkte sowie Make-up-Puder, aber auch aggressive Hautreinigungsmittel oder der basische pH-Wert von Seifen. Entscheidend ist in jedem Fall die richtige Art und Weise der Hautpflege, betonen die Autoren. Alles, was die Hautbarriere auch mechanisch schädigt – Schrubben, Reiben, Bürsten oder aggressives Peeling –, sollte der Patient vermeiden. Für den Morgen empfiehlt sich die Anwendung einer Feuchtigkeitscreme, und auch einen UV-Schutz (Lichtschutzfaktor mindestens 30) sollten Sie Ihrem aknegeplagten Patienten ans Herz legen.
4. Schadstoffe: Über den vermehrten oxidativen Stress können Schadstoffe aus der Luft die Haut schädigen, was bei Aknepatienten verstärkt der Fall zu sein scheint. Unter den industriellen Noxen sind es vor allem organische Verbindungen aus dem Steinkohleteer oder Rohöl, die eine Akne befeuern. Doch auch Tabakkonsum kann das Krankheitsbild verschlechtern, ebenso das regelmäßige Rauchen von Cannabis.
5. Psychosoziale Einflüsse und Lebensstil: Es spreche vieles dafür, dass Faktoren wie Stress, starke Emotionen, Schlafmangel und der moderne Lebensstil mit Stress, Lärm und sozioökonomischem Druck eine Akne verstärken können, schreiben die Autoren. Das Gleiche gelte für die Lichtexposition bis tief in die Nacht, auch über Smartphone, Tablet-PC und Computer.
6. Klimafaktoren: Als Mallorca- oder tropische Akne sind die Läsionen bekannt, die infolge von Hitze, hoher Luftfeuchtigkeit und intensiver UV-Exposition auftreten.
Topische Retinoide bevorzugt abends auftragen
Schon beim ersten Besuch sollten Sie gemeinsam mit dem Patienten mögliche Umweltfaktoren durchgehen und nach Möglichkeiten zur Reduktion oder Vermeidung suchen. Das können z.B. die Reduzierung des Zuckerkonsums sein und der Verzicht auf Tabak, Cannabis oder bestimmte Proteinpräparate. Steht das orale Kontrazeptivum unter Verdacht, sollten Sie gemeinsam mit der Betroffenen über einen Wechsel des Wirkstoffs nachdenken.
Von topischen Antibiotika als Monotherapie, um die Akne direkt anzugehen, halten die Autoren im Übrigen nicht viel. Vielmehr sei bei Bedarf ein topisches Retinoid angezeigt, eventuell kombiniert mit einem Benzoylperoxidpräparat. Das sollte dann bevorzugt abends aufgetragen werden, um weitere Hautreizungen zu vermeiden und die Hautbarriere nicht zusätzlich zu beeinträchtigen.
Quelle: Dréno B et al. J Eur Acad Dermatol Venereol 2018; 32: 812-819
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