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Acne inversa wird im Schnitt erst nach zwölf Jahren erkannt

Rund 1 % der Bevölkerung leidet an einer Acne inversa. Diese chronisch rezidivierende Erkrankung tritt vorzugsweise nach der Pubertät auf und manifestiert sich mit schmerzhaften, entzündlichen Läsionen in der Tiefe der Haut, erklärte Dr. Andreas Haußler von der Klinik für Dermatologie am Klinikum Nürnberg. Bei Frauen klingt sie nach der Menopause ab. Die Veränderungen zeigen sich vor allem in Regionen mit vielen Terminalfollikeln und apokrinen Drüsen, d.h. axillär, inguinal und anogenital.
Risikofaktoren für die Acne inversa
- Rauchen: etwa zwölffach höheres Risiko, Korrelation mit dem Schweregrad
- Übergewicht: rund vierfach höheres Risiko, Korrelation mit dem Schweregrad
- Genetische Prädisposition: positive Familienanamnese bei 40 % der Patienten
- Hormonstatus: prämenstruelle Exazerbation, menopausale Besserung
- Hyperhidrose
- bakterielle Besiedlung
- mechanische Reibung
Viele Betroffene gehen aus Scham erst spät zum Arzt
Primär kommt es zur follikulären Hyperkeratose, dann zum Verschluss des Hohlraums, er dilatiert und rupturiert mit nachfolgender Entzündung/Abszedierung. Sekundär bilden sich Fisteln. Die apokrinen Drüsen werden in Mitleidenschaft gezogen und Bakterien wandern ein. Klinisch zeigt sich ein wildes Durcheinander von Hautveränderungen aller Stadien. Juckende entzündliche Papeln oder übelriechende Abszesse liegen neben hypertrophen Narben, Ulzerationen und (eitrigen) Fisteln. Obwohl solch ein buntes Bild den dringenden Verdacht auf die Acne inversa wecken sollte, dauert es immer noch im Durchschnitt zwölf Jahre bis zur richtigen Diagnose, bemängelte Dr. Haußler. Oft stehen die akuten Erscheinungen im Blickpunkt und es wird übersehen, dass es sich um einen chronischen Prozess handelt. Außerdem gehen viele Patienten aus Scham erst spät zum Arzt. Die Acne inversa beeinträchtigt den Alltag und die Psyche der Betroffenen erheblich, die Lebensqualität ist sehr viel stärker eingeschränkt als bei anderen dermatologischen Leiden. Im Durchschnitt fehlen die Patienten 58 Tage pro Jahr am Arbeitsplatz, 40 % klagen über begleitende depressive Verstimmungen. Für die Einteilung des Schweregrads gibt es verschiedene Klassifikationen. Zu den gebräuchlichsten gehört die nach Hurley (s. Kasten). Im Hurley-Stadium I bestehen Chancen für einen Erfolg durch systemische Therapien, erläuterte Professor Dr. Martin Schaller von der Universitätshautklinik Tübingen. Standardmäßig kommen nach wie vor Clindamycin (300 mg 2–3 x/Tag) plus Rifampicin (300 mg 2 x/Tag) über 4–12 Wochen zum Einsatz. Inzwischen hat auch Adalimumab eine Bedeutung in der Therapie der Acne inversa. In mehreren Studien erzielte es gute Erfolge bei mittelschwerem bis schwerem Krankheitsbild und unzureichendem Ansprechen auf die konventionelle Therapie.Schweregradeinteilung nach Hurley
- Hurley I: einzelne oder multiple Knoten mit oder ohne Abszesse, keine Fisteln, keine Vernarbungen
- Hurley II: rezidivierende Abszesse mit einzelnen oder mehreren, nicht konfluierenden Fisteln, Narbenbildung
- Hurley III: diffuser Befall mit multiplen Narbensträngen, konfluierende entzündliche Läsionen, die miteinander kommunizieren, Bewegungseinschränkung durch Kontrakturen.
Gegen die Fistelungen wirkt kein Medikament
Prof. Schaller hält den TNF-α-Blocker vor allem dann für sinnvoll, wenn Assoziationen mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen, Spondylarthropathien oder Psoriasis(arthritis) bestehen. Außerdem stellt er eine Therapieoption bei nicht operablem Befall dar und evtl. kann man damit präoperativ die Entzündung eindämmen. Im Hurley-Stadium II empfiehlt sich eine Kombination aus systemischer Behandlung und OP. Insbesondere die Fistelungen, auf die kein Medikament wirkt, bedürfen der großzügigen chirurgischen Exzision. Das Stadium III ist dann klar die Domäne der operativen Versorgung, betonte der Dermatologe.Quelle: 1. Nürnberger Wundkongress
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