
Mehr als bloß ein kosmetisches Problem

Abszesse, schmerzhaft entzündete Knoten und Fisteln sind die typischen Manifestationen der Acne inversa. Ausgelöst werden sie durch entzündete Haarfollikel. Zu spät oder nicht behandelt führt die Erkrankung zu einer eingeschränkten Lebensqualität bis hin zu Depressionen und Suizidgedanken. Früh erkennen und behandeln ist deshalb oberstes Gebot, schreiben Dr. Samar Hasan von der Cardiff University und Kollegen. Doch mit der frühen Diagnose liegt es noch im Argen.
Denn bis die chronisch entzündliche, schubförmig verlaufende Hauterkrankung diagnostiziert wird, dauert es im Schnitt bis zu 13,7 Jahre. Ursachen für die Verzögerung liegen nicht selten bei den Erkrankten selbst. Bis diese einen Arzt aufsuchen, vergehen von Beginn der ersten Symptome an bis zu zwölf Jahre – Gründe dafür sind vermutlich nicht zuletzt Schamgefühle oder die Angst vor Stigmatisierung.
Unbehandelt drohen Schmerz, Depression und Jobverlust
Dabei ist ein frühzeitiges Erkennen der Acne inversa entscheidend, betonen die Autoren. Denn eine verspätete Diagnose erhöht nicht nur das Risiko, dass die Erkrankung schwerer verläuft. Eine ausgeprägte Acne inversa ist auch häufig mit Komorbiditäten wie Stoffwechsel- oder kardiovaskulären Erkrankungen sowie Plattenepithelkarzinomen assoziiert. Mit zunehmender Krankheitsdauer erhöht sich zudem das Risiko für chronischen Schmerz, Depressionen oder Angststörungen. All dies führt dazu, dass viele Betroffene nicht am Arbeitsleben teilnehmen können und eine verringerte Lebensqualität haben.
Verzögerte Diagnosen entstehen auch aufgrund ärztlicher Fehldiagnosen, denn oftmals wird die Acne inversa zunächst für eine Follikulitis oder Furunkulose gehalten. Die Diagnose erfolgt klinisch und anhand der Anamnese. Zeigen sich wiederkehrende Abszesse, Knoten und Fisteln an charakteristischen Stellen (Hautfalten der Achseln, der Leisten und des Gesäßes sowie submammär), ist eine Acne inversa wahrscheinlich.
Eingeteilt wird diese in drei Schweregrade nach Hurley:
- Stadium I: einzelne Abszesse ohne Fistelgänge und Narbenbildung
- Stadium II: ein oder mehrere rezidivierende Abszesse mit Fistelgängen und Narbenbildung
- Stadium III: großflächiger, diffuser Befall; zusammenhängende Abszesse mit mehreren Fistelgängen und Narbenbildung
Hautmanifestationen im Stadium I behandelt man topisch mit Clindamycin oder Chlorhexidin und gegebenenfalls systemisch mit Tetracyclinen. Ab Stadium II sollte ein Dermatologe hinzugezogen werden. Zum Einsatz kommen nun z.B. eine Kombinationstherapie aus Clindamycin plus Rifampicin sowie Dapson, Acitretin oder Biologika wie Adalimumab und Infliximab. In schweren Fällen müssen operative Maßnahmen wie eine Drainage oder eine chirurgische Exzision erfolgen.
Holistischer Ansatz in allen Stadien
Zur ganzheitlichen Behandlung gehören eine adäquate Schmerzreduktion, Wundpflege sowie, falls erforderlich, psychotherapeutische Unterstützung. Weil Rauchen und Übergewicht die Erkrankung fördern, sollten die Patienten zur Tabakentwöhnung und Gewichtsabnahme motiviert werden. Ratsam ist ein regelmäßiges Screenen auf Komorbiditäten wie Depression und Angststörungen sowie auf kardiovaskuläre Risikofaktoren.
Quelle: Hasan SB et al. BMJ 2022; 379: e068383; doi: 10.1136/bmj-2021-068383
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