Übergewichtige Mädchen mit familiärer Vorbelastung können schon früh eine Acne inversa entwickeln

Dr. Barbara Kreutzkamp

Bei Kindern und Jugendlichen mit Hautproblemen wird immer noch zu spät an eine komplikationsreiche Acne inversa gedacht. Bei Kindern und Jugendlichen mit Hautproblemen wird immer noch zu spät an eine komplikationsreiche Acne inversa gedacht. © iStock/Boyloso

Bei Teenagern mit Hautproblemen denkt man in erster Linie an die gewöhnliche Akne. Doch häufig leiden schon Jugendliche nicht an dieser klassischen Form, sondern an der chronisch-entzündlichen Acne inversa.

Die Erstmanifestation der Hidradenitis suppurativa (HS, Acne inversa) zeigt eine bimodale Verteilung mit einem ersten Peak im späten Teenager-Alter und einem zweiten Mitte der vierziger Jahre. Unterschätzt wird scheinbar der Stellenwert der Erkrankung bei ganz Jungen. Darauf weist eine retrospektive Querschnittstudie hin, die 481 Kinder und Jugendliche mit einer HS-Diagnose einschloss.

Insgesamt 80 % der Kohorte waren Mädchen, 41 % hatten eine positive Familienanamnese. Die Teilnehmer waren zu Krankheitsbeginn im Durchschnitt 12,5 Jahre alt, zum Zeitpunkt der Diagnose 14,4 Jahre. Als häufigste Erstsymptome wurden Zysten/Abszesse (48 %) berichtet, gefolgt von Schmerzen/Überempfindlichkeit (25 %) und Papeln/Pusteln (24 %). Mit Narben präsentierten sich bei der Erstvorstellung bereits 48 % der kleinen Patienten.

In 85 % der Fälle fanden sich Hinweise auf Komorbiditäten. Danach hatten lediglich 20 % dieser Kinder Normalgewicht, 65 % waren adipös und 14 % übergewichtig. Eine begleitende Acne vulgaris wiesen 29 % der Kinder auf. 88 % erhielten eine topische Behandlung, meist in Form von Clindamycin- und Benzoylperoxid-Externa.

Systemische Antibiotika kamen bei 79 % zum Einsatz, hier vor allem Doxycyclin und Clindamycin. Vergleichsweise selten wurden psychologische Hilfe (4 %) und eine Ernährungsberatung (2 %) angeboten.

Krankheitsassoziierte Komplikationen betrafen 79 % der Teilnehmer, hier dominierten mit 80 % Narben und Kontrakturen. 10 % berichteten über psychischen Stress, vereinzelt wurden Bewegungseinschränkungen oder Fisteln beschrieben.

Die Diagnose muss früher im Kopf sein

Insgesamt zeigen die Ergebnisse, dass bei Kindern und Jugendlichen mit Hautproblemen immer noch zu spät an eine komplikationsreiche Acne inversa gedacht wird, resümieren die Autoren. Risikofaktoren wie weibliches Geschlecht, familiäre Belastung und Übergewicht/Adipositas weisen den Weg.

Die Art und Dosis der Antibiotikatherapie variierte in der Studie stark, sodass die Wissenschaftler dieszüglich keine Empfehlung ableiten können. Möglicherweise bringt aber die Zulassung von Adalimumab für die HS-Behandlung von Kindern ab 12 Jahren einen Fortschritt für die oftmals über einen langen Zeitraum beeinträchtigten jungen Patienten.

Quelle: Liy-Wong C et al. JAMA Dermatol 2021; DOI: 10.1001/jamaderamtol.2020.5435

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Bei Kindern und Jugendlichen mit Hautproblemen wird immer noch zu spät an eine komplikationsreiche Acne inversa gedacht. Bei Kindern und Jugendlichen mit Hautproblemen wird immer noch zu spät an eine komplikationsreiche Acne inversa gedacht. © iStock/Boyloso