Damit die Infarkttherapie nicht auf den Magen schlägt

Dr. Judith Lorenz

Nach einem Myokardinfarkt müssen das ischämische und das Blutungsrisiko unter der plättchenhemmenden Therapie sorgfältig gegeneinander abgewogen werden. Nach einem Myokardinfarkt müssen das ischämische und das Blutungsrisiko unter der plättchenhemmenden Therapie sorgfältig gegeneinander abgewogen werden. © iStock/dragana991

Nach einem Herzinfarkt müssen ischämisches und Blutungsrisiko unter der plättchenhemmenden Therapie gegeneinander abgewogen werden. Einer neuen Studie zufolge beeinflussen sieben Faktoren das Risiko für eine obere GI-Blutung als Komplikation.

Nach einem akuten Myokardinfarkt erfolgt standardmäßig eine duale Plättchenhemmung. Eine gefürchtete Komplikation dieser Behandlung ist die obere gastrointestinale (GI) Blutung. Wie häufig hiermit gerechnet werden muss und welche Faktoren dafür prädisponieren, untersuchte ein schwedisches Forscherteam um Dr. Philip Sarajlic vom Karolinska-Institut in Stockholm.

Die Wissenschaftler werteten mithilfe des SWEDEHEART-Registers die Daten von 149.477 Personen aus, die zwischen 2007 und 2016 aufgrund eines akuten Myokardinfarkts stationär behandelt und mit einer antithrombotischen Therapie aus der Klinik entlassen worden waren. Ein Jahr nach der Hospitalisierung hatten 2.230 Patienten eine stationär behandlungsbedürftige obere GI-Blutung erlitten, was einer kumulativen Inzidenz von 1,5 % entspricht. Damit einher ging eine insgesamt doppelt so hohe Wahrscheinlichkeit für schwere kardiovaskuläre Ereignisse (MACE): Sterbe- und Schlaganfallrisiko stiegen um den Faktor 2,9 bzw. 1,8. Weitere Myokardinfarkte dagegen traten nach einem Blutungsereignis nicht signifikant häufiger auf als bei Patienten ohne diese Komplikation.

Neben klassischen Regressionsanalysen nutzten die Autoren Machine-Learning-Algorithmen, um Prädiktoren für eine obere GI-Blutung zu identifizieren. Als wichtigste Einflussfaktoren stellten sich heraus:

  • Alter
  • Hämoglobinwert
  • systolischer Blutdruck
  • Blutzuckerspiegel
  • Rauchstatus
  • GI-Blutungsanamnese
  • antithrombotische und gastroprotektive Therapien

Nach einem Myokardinfarkt müssen das ischämische und das Blutungsrisiko unter der plättchenhemmenden Therapie sorgfältig gegeneinander abgewogen werden, betonen die Forscher. Für Patienten mit hohem Risiko für obere GI-Blutungen bietet sich ihrer Ansicht nach beispielsweise eine Verkürzung der dualen Plättchenhemmung, ein Verzicht auf ASS oder eine Deeskalation auf schwächere P2Y12-Inhibitoren an. Vorbeugend können ferner PPI, andere Gastroprotektiva oder – bei positivem Keimnachweis – die Eradikation einer Helicobacter-pylori-Besiedlung erwogen werden.

Quelle: Sarajlic P et al. Eur Heart J Cardiovasc Pharmacother 2021; DOI: 10.1093/ehjcvp/pvab059

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Nach einem Myokardinfarkt müssen das ischämische und das Blutungsrisiko unter der plättchenhemmenden Therapie sorgfältig gegeneinander abgewogen werden. Nach einem Myokardinfarkt müssen das ischämische und das Blutungsrisiko unter der plättchenhemmenden Therapie sorgfältig gegeneinander abgewogen werden. © iStock/dragana991