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HER2-gerichtete Therapie bringt Patient:innen nur wenige Vorteile

Nach den Ergebnissen der randomisierten Phase-2-Studie INNOVATION kann die HER2-gerichtete Antikörpertherapie das Gesamtüberleben von Patient:innen mit HER2+ Magenkarzinom nicht verlängern. Wie Prof. Dr. Anna D. Wagner von der Universitätsklinik in Lausanne berichtete, wurde die Studie ursprünglich mit Cisplatin/Fluoropyrimidin als perioperative Chemotherapie begonnen und nach einem Amendment 2019, nach Publikation der FLOT-4-Ergebnisse, auf FLOT umgestellt.
172 Erkrankte mit HER2+ Karzinom des Magens oder des gastroösophagealen Übergangs wurden im Verhältnis 1:2:2 in drei Arme randomisiert:
- A: perioperative Chemotherapie
- B: zusätzlich Trastuzumab
- C: zusätzlich eine doppelte HER2-Blockade mit Trastuzumab plus Pertuzumab
Der primäre Endpunkt war die Rate eines majoren pathologischen Ansprechens (mpR), definiert als weniger als 10 % lebende Tumorzellen nach neoadjuvanter Therapie. Die erste Auswertung deutete auf einen Vorteil der HER2-gerichteten Strategie insbesondere im Arm B hin: Die mpR-Rate betrug in A, B und C 23,3 %, 37,0 % und 26,4 %.
Toxische Doppelblockade
Nur 80,6 % der Patient:innen waren in der Lage, die doppelte HER2-Blockade zu tolerieren – gegenüber 93,8 % und 93,3 % der planmäßig Behandelten in den Armen A und B. Auch die Dosisintensität fiel in Arm C geringer aus als in den anderen beiden Gruppen. Mit 26,1 % traten Diarrhöen eines Grads 3 besonders häufig auf (vs. 5,9 % in A und 3 % in B). Sowohl in Arm B als auch in C gab es außerdem jeweils zwei toxische Todesfälle.
Kein Vorteil durch HER2-Antikörper
Das progressionsfreie Überleben (PFS) fiel in Arm C mit median 3,32 Jahren am kürzesten aus (vs. nicht erreicht in A und B). Die Drei-Jahres-PFS-Rate betrug in A vs. B vs. C 63,6 %, 64,7 % und 52,0 %. Einen signifikanten Unterschied gab es zwischen den Armen nur in der Subgruppe, die eine Chemotherapie nach dem ursprünglichen Studienplan erhalten hatte, aber nicht, wenn FLOT als perioperatives Regime genutzt wurde, berichtete Prof. Wagner.
Auch hinsichtlich des OS ergab sich kein signifikanter Vorteil für die HER2-gerichtete Behandlung. Die Mediane waren noch nicht erreicht, die Drei-Jahres-Raten betrugen 75,6 %, 76,9 % und 65,2 %. Die Unterschiede fielen nach Umstellung auf FLOT als Backbone-Chemotherapie noch geringer aus. Auch Subgruppenanalysen brachten keinen Aufschluss darüber, ob bestimmte Patient:innen doch von Trastuzumab mit oder ohne Pertuzumab profitieren könnten.
Die Ergebnisse zum Überleben sind noch vorläufig, betonte Prof. Wagner. Nach den vorliegenden Befunden kommen HER2-Antikörper aufgrund der höheren mpR-Rate höchstens infrage, wenn ein Down-staging wichtig ist, um eine kurative OP durchführen zu können. Die Studie bestätigte außerdem, dass ein gutes Ansprechen (mpR) prognostisch relevant ist: PFS und OS waren signifikant besser als bei weniger gutem Ansprechen (HR PFS 0,26; HR OS 0,25).
Quelle:
Wagner AD et al. ASCO Gastrointestinal Cancers Symposium 2025; Abstract LBA331
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