Darmkrebs-Screening ohne Koloskopie?

Dr. Angelika Bischoff, Foto: fotolia, Ghostpixel

Eine Koloskopie alle zehn Jahre ist die Vorsorgeuntersuchung der ersten Wahl zur Darmkrebsprävention. Welche Alternativen haben Patienten, die sich dazu nicht durchringen können?

Was ist von Stuhltests und anderen diagnostischen Verfahren für das Darmkrebs-Screening zu erwarten? Mit dieser Frage befasste sich Dr. Christian Pox, Oberarzt an der Medizinischen Universitätsklinik im Knappschaftskrankenhaus Bochum. Heraus kamen klare Antworten zu fünf Optionen.

Stuhltests punkten durch bessre Akzeptanz

  • Mit dem Standardtest auf okkultes Blut im Stuhl (FOBT) lässt sich zwar die Darmkrebsmortalität um ungefähr 30 % senken, doch die Inzidenz kann den meisten Studien zufolge nicht vermindert werden.

    Aus einer US-amerikanischen Untersuchung mit einem Beobachtungszeitraum von 18 Jahren ging allerdings hervor, dass ein jährliches Screening mittels Guajaktest zu einer signifikanten Abnahme der Inzidenz um 20 % führte. Bei zweijährlichem Screening betrug diese Rate 17 %. Wie Dr. Pox anmerkte, ist dieser Unterschied darauf zurückzuführen, dass die Koloskopierate in dieser Studie 30 % betrug, während sie sich in den anderen Studien zwischen 5 und 6 % bewegte.

  • Immunologische Stuhltests (FIT) sind deutlich sensitiver und auch spezifischer, weil sie nur menschliches Hämoglobin nachweisen. Eine aktuelle Metaanalyse zur Karzinomdetektion zeigte für sie eine Sensitivität von 79 % und eine Spezifität von 94 %.

    In einer prospektiven Studie aus den Niederlanden hat man FOBT, FIT und Sigmoidoskopie bei Patienten zwischen 50 und 74 Jahren verglichen. Die Karzinomdetektionsrate, die Rate fortgeschrittener Neoplasien pro 100 eingeladene Personen, lag für den immunologischen Test deutlich höher als für den Standardtest. Beide Methoden blieben allerdings erheblich hinter der Sigmoidoskopie zurück. Zu wünschen übrig lässt die Sensitivität des FIT für fortgeschrittene Adenome. Maximal ein Drittel wird erkannt.

    Auch die FIT könnten die Krebsindzidenz senken

    Eine weitere niederländische Studie hat wiederholte FIT – drei Tests alle zwei Jahre – bei Patienten zwischen 50 und 74 Jahren geprüft. Die erste Untersuchung brachte in 8,4 % der Fälle ein positives Ergebnis, die zweite in 6,0 % und die dritte in 5,7 %. Fortgeschrittene Neoplasien wurden durch die Erstuntersuchung bei 3,3 % der Teilnehmer entdeckt. Der zweite Test führte zu einer Detektionsrate von 1,9 %, bei der dritten Untersuchung betrug diese Rate 1,3 %.

    „Dies gibt einen indirekten Hinweis darauf, dass der Test die Krebsinzidenz senken könnte, beweist es aber nicht“, erklärte der Bochumer Kollege.

    In einer spanischen prospektiven Studie wurde bei über 26 000 Patienten der immunologische Stuhltest mit der Koloskopie verglichen. Mittels FIT konnten bei 0,3 % der Teilnehmer Karzinome entdeckt werden, für fortgeschrittene Adenome betrug diese Rate 2,4 %.

    Die Koloskopie war mit einer Detektionsrate von 0,5 % (Karzinome) bzw. 9,7 % (fortgeschrittene Adenome) erfolgreicher. Allerdings kam man beim FIT auf eine Teilnehmerrate von 34,2 %, einer Koloskopie unterzogen sich jedoch nur 24,6 %. Bezieht man dies in die Analyse ein (intention to screen), schneidet der FIT in der Detektion von Karzinomen gar nicht schlechter ab als die Koloskopie (beide 0,1 %).

    Guajaktests kurz vor der Ablösung

    Wie Dr. Pox betonte, besitzen die verschiedenen in Deutschland verfügbaren immunochemischen Stuhltests eine sehr variable Sensitivität für fortgeschrittene Adenome. Dennoch werden die immunochemischen Tests über kurz oder lang den Guajaktest (Stuhlbluttest) ablösen, meinte Dr. Pox.

  • In den USA ist seit dem letzten Jahr auch ein genetischer Stuhltest zugelassen, der nach den Ergebnissen der bisher einzigen Studie Karzinome und Adenome noch besser erkennt als der FIT, aber immer noch nicht so gut wie die Koloskopie.

    Abgesehen von den hohen Kosten (etwa 600 Dollar) hat der genetische Test den Nachteil, dass man anstelle einer Stuhlprobe einen Gesamtstuhl einschicken muss! Dazu kommt, dass dieses Vorgehen wegen technischer Probleme auch in 6 % der Fälle kein Ergebnis bringt.

  • Der M2-PK-Stuhltest (Pyruvatkinase M2) weist im Adenomscreening eine Sensitivität von nur etwas mehr als 20 % auf. Auch die Spezifität erreicht nicht die gewünschten 90 %.

  • Sehr attraktiv erscheint der Bluttest auf Septin 9 (Sep 9), weil er dem Patienten das Sammeln des Stuhls erspart. In einer Studie wurde er mit der Koloskopie verglichen. Es fand sich eine Sensitivität von 48 % für Karzinome (schlechter als die der FIT!) und von nur 11 % für fortgeschrittene Adenome. Zwar überschreitet die Spezifität 90 %, aber angesichts der niedrigen Sensitivität seien die 150 Euro für den Bluttest beim Screening eigentlich schlecht investiert, kommentierte Dr. Pox.

Sein Fazit: Genetische Stuhltests, der M2-PK-Stuhltest und Bluttests stellen derzeit keine wirkliche Alternative zum FOBT oder FIT dar.


Quelle: 41. Deutscher Koloproktologen-Kongress

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