Dato-DXd (manchmal) effizienter als Docetaxel

ESMO 2023 Lara Sommer

Ein neues Antikörper-Wirkstoff-Konjugat kann das Überleben von NSCLC-Patient:innen verbessern. Ein neues Antikörper-Wirkstoff-Konjugat kann das Überleben von NSCLC-Patient:innen verbessern. © SciePro – stock.adobe.com

Datopotamab-Deruxtecan verbessert in der NSCLC-Zweitlinie das progressionsfreie Überleben – zumindest bei nicht-squamöser Histologie. Die Ergebnisse aus TROPION-Lung01 zeigten darüber hinaus einen möglichen Benefit für das Gesamtüberleben auf.

Chemotherapien weisen in der Zweitlinie des metastasierten NSCLC einen beschränkten Nutzen, aber bedeutsame Toxizitäten auf, erinnerte Prof. Dr. ­Aaron ­Lisberg von der University of California, Los Angeles.1 In der ­TROPION-Lung01-Studie verglichen Forschende das gegen TROP2 gerichtete ADC Datopotamab-Deruxtecan (­Dato-DXd) mit Docetaxel. Es nahmen platinexponierte ­NSCLC-Patient:innen mit fortgeschrittener Erkrankung (Stadium IIIB–IV) teil, die noch kein Docetaxel erhalten hatten. „Diese Erkrankten wurden unabhängig von Histologie, therapierelevanten genetischen Veränderungen oder der TROP2-Expression auf der Zell­oberfläche eingeschlossen“, merkte der Experte an.

Das mediane PFS betrug mit der Prüfmedikation 4,4 Monate und unter der konventionellen Chemotherapie 3,7 Monate (HR 0,75; p = 0,004). Auch hinsichtlich der Ansprechrate (26,4 % vs. 12,8 %) und -dauer (7,1 Monate vs. 5,6 Monate) lag das ADC vorne. Dies galt für die meisten Subgruppen. Der Referent wies allerdings auf eine wichtige Ausnahme hin: „Patient:innen mit nicht-squamöser Histologie haben einen klaren PFS-Vorteil durch ­Dato-DXd, diejenigen mit squamösen Tumoren jedoch nicht.“ Für Letztere schien sogar das Gegenteil zu gelten (HR 1,38; ORR 9,2 % vs. 12,7 %; mDoR 5,9 Monate vs. 8,1 Monate). 

In der Interimsanalyse zum OS wirkte sich der toxingekoppelte Antikörper ebenfalls positiv aus (median 12,4 Monate vs. 11,0 Monate; HR 0,90), insbesondere bei nicht-squamösen Malignomen (HR 0,77). Eine zweite, finale Beurteilung des Gesamtüberlebens steht noch aus.

Länger unter Therapie

Die mediane Behandlungsdauer betrug 4,2 Monate mit ­Dato-DXd und 2,8 Monate mit Docetaxel. Prof. Lisberg betonte, dass im Vergleich zur Standardbehandlung dreimal so viele Erkrankte weiterhin die neue Substanz einnehmen (18 % vs. 6 %). Er ergänzte: „Über die Hälfte der Patient:innen, die Docetaxel erhielten, wurden drei Monate oder weniger behandelt, wohingegen mehr als 20 % eine Therapie mit ­Dato-DXd für mindestens neun Monate fortführten.“ 

Selten schwere Nebenwirkungen

Behandlungsassoziierte Komplikationen vom Grad 3 oder höher waren mit dem ADC seltener (25 % vs. 41 %). Dies betraf insbesondere hämatologische Toxizitäten. „Das Wichtigste ist, dass in dieser Studie keine neuen Sicherheitssignale auftraten“, hob der Experte hervor. Am häufigsten entwickelten Behandelte unter der Prüfmedikation eine Stomatitis oder Übelkeit, welche meist geringgradig ausfielen. Okuläre Ereignisse (insgesamt 19 %) umfassten überwiegend trockene Augen oder eine verstärkte Tränenproduktion. Bei 8 % der Patient:innen, die ­Dato-DXd erhielten, wiesen Ärzt:innen eine interstitielle Lungenerkrankung nach (3 % ≥ Grad 3). In vier von sieben damit assoziierten Todesfällen galt jedoch letztendlich die Tumorprogression als Todesursache. 

Alles in allem sei Dato-DXd das erste ADC, welches bei vorbehandelten Personen mit lokal fortgeschrittenem oder metastasiertem ­NSCLC einen signifikanten PFS-Vorteil gegenüber Docetaxel erreichte. „Die Daten machen klar, dass der beobachtete Effekt auf das progressionsfreie Überleben von Patient:innen mit nicht-squamöser Histologie, mit und ohne targetierbare Alterationen, getrieben wurde“, betonte Prof. ­Lisberg. Erkrankte mit squamösen Tumoren schienen nicht gleichermaßen zu profitieren. Grundsätzlich fielen keine neuen Sicherheitssignale auf. Das Risiko interstitieller Lungenerkrankungen erfordert allerdings sorgfältige Überwachung und eine leitliniengemäße Betreuung. „Dato-DXd ist eine potenziell bedeutsame neue Therapie für Patient:innen mit vorbehandeltem, nicht-squamösem NSCLC“, lautete das Fazit des Referenten.

In dieser Situation würde auch Prof. Dr. Dr. Sarat ­Chandarlapaty vom Memorial Sloan Kettering Cancer Center, New York, das ADC gegenüber Docetaxel bevorzugen.2 Der Kommentator wies jedoch darauf hin, dass Forschende ­Dato-DXd noch nicht mit weiteren Optionen verglichen haben: So kann man erwägen, das konventionelle Zytostatikum mit Ramucirumab zu kombinieren. Im Falle einer HER2- oder ­EGFR-Mutation stehen außerdem weitere ADC zur Verfügung. „Der Stellenwert von Dato-DXd gegenüber einigen anderen neuen Regimen ist noch unklar“, fasste er zusammen. Zusätzlich bleibe aufzuklären, warum einige Erkrankte mehr als andere profitieren.

Quellen:
1. Lisberg AE für Ahn M et al. ESMO Congress 2023; Abstract LBA12 
2. Chandarlapaty S. ESMO Congress 2023; Diskussion LBA11 und LBA12

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