Molekulardiagnostische Defizite beim NSCLC

Dr. Katharina Arnheim

Der molekulare Fingerabdruck wird zu selten getestet. Der molekulare Fingerabdruck wird zu selten getestet. © fotolia/ktsdesign

Weiterhin werden zu wenige Patienten auf molekulare Alterationen getestet, bei deren Nachweis eine personalisierte Therapie und damit potenziell eine Prognoseverbesserung möglich wären. Das spiegeln Daten aus dem CRISP-Register wider.

Das Ende 2015 gestartete CRISP (Clinical Research platform Into molecular testing, treatment and outcome of non-Small cell lung carcinoma Patients)-Register soll Real-World-Daten zu Biomarker-Testungen, Behandlungen und Therapie-Outcome bei Patienten mit metastasierten nicht-kleinzelligen Lungenkarzinomen (NSCLC) in Deutschland liefern.

Es handelt sich um eine prospektive longitudinale Kohortenstudie, in die insgesamt 8250 Patienten mit metastasiertem NSCLC aufgenommen werden sollen. Bislang beteiligen sich 127 deutsche Zentren; 1851 Patienten im Stadium IIIb/IV wurden bereits rekrutiert.1 Erhoben werden die klinischen Charakteristika der Teilnehmer, die Testung auf Biomarker wie EGFR-Mutationen, ALK-Translokationen und PD-L1-Status sowie die eingeleiteten Therapien und Behandlungsergebnisse.

Den aktuellen Daten von Anfang 2018 zufolge wurden 80 % der 1548 zwischen Ende 2015 bis Ende 2017 rekrutierten Patienten auf Bio­marker getestet, berichtete Professor Dr. Frank Griesinger vom Pius-Hospital in Oldenburg. Bei den nicht-plattenepithelialen Karzinomen lag die Testrate bei 93 %, bei denen mit Plattenepithel-Histologie bei 60 %. Am häufigsten wurde nach EGFR-Mutationen und ALK-Translokationen gefahndet: Hier lagen die Testraten bei den nicht-plattenpithelialen Karzinomen bei 72 bzw. 70 %. Eine Testung auf ROS-Translokationen erfolgte dagegen bei nur 58 % aller Nicht-Plattenepithelkarzinome. Noch niedriger war die Testfrequenz im Falle der PD-L1-Expression mit 42 % und bei BRAF-Mutationen mit 29 %. Prof. Griesinger wies darauf hin, dass bei einem Viertel der Patienten keine Testung vorgenommen werden konnte, da nicht genügend Tumormaterial zur Verfügung stand.

Bei 14,9 % der Patienten mit nicht-plattenepithelialen Tumoren wurden EGFR-Mutationen, bei 8,3 % ALK-Translokationen nachgewiesen. ROS-Translokationen waren mit einem Anteil von nur 2,9 % selten. Knapp ein Viertel der Patienten mit Tumoren von nicht-plattenepithelialer Histologie wies eine PD-L1-Expression von 50 % und höher auf. Prof. Griesinger kritisierte, dass Patienten mit EGFR-mutierten Tumoren nur in knapp zwei Drittel der Fälle (65,4 %) einen EGFR-TKI, meist Afatinib, in der ersten Therapielinie erhielten. Noch verbesserungsbedürftiger ist die Situation bei ALK-positiven Tumoren, bei denen nur 42,1 % der Patienten einen ALK-Inhibitor bekamen.

Patienten ohne onkogene Treibermutationen und mindestens 50%iger PD-L1-Expression erhalten heute bereits in drei Viertel der Fälle Pembrolizumab als Erstlinientherapie – ein im Vergleich zu 2016 enormer Anstieg. Häufigste Zytostatikaregime bei nicht getesteten Patienten bzw. Patienten mit Wildtyp-Tumoren sind Platin/Pemetrexed im Falle der nicht-plattenepithelialen Lungenkarzinome und Carboplatin/Paclitaxel oder Carboplatin/Gemcitabin bei den Plattenepithelkarzinomen.

Positive Testung führt nicht immer zu optimierter Therapie

„Die Testraten auf molekulare Alterationen in Deutschland liegen weiterhin deutlich unter 100 %, obwohl am CRISP-Register hoch spezialisierte Zentren teilnehmen“, kritisierte Prof. Griesinger abschließend. Außerdem bestehe therapeutischer Nachholbedarf, da nicht jeder positiv getestete Patient einen Tyrosinkinase-Inhibitor erhält.

1. Griesinger F et al. Pneumologie 2018; 72: Abstract V242

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Der molekulare Fingerabdruck wird zu selten getestet. Der molekulare Fingerabdruck wird zu selten getestet. © fotolia/ktsdesign