
Bis zu sechsjährige Nachbeobachtung deutet auf anhaltenden Vorteil von CPI hin

Prof. Dr. Dr. Solange Peters, Centre hospitalier universitaire vaudois, Lausanne, präsentierte Sechs-Jahres-Ergebnisse zu OS und Lebensqualität aus der Phase-3-Studie CheckMate 227.1 Darin hatten Patient:innen mit neu diagnostiziertem NSCLC randomisiert Nivolumab plus Ipilimumab, Nivolumab alleine (bei PD-L1-Expression < 1 % mit Chemotherapie) oder ausschließlich eine Chemotherapie erhalten.
Auch nach mindestens 73,5 Monaten Nachbeobachtung war weiterhin ein Überlebensvorteil für Nivolumab plus Ipilimumab gegenüber der Chemotherapie zu verzeichnen, erläuterte Prof. Peters. In der Gruppe von Personen mit einer PD-L1-Expression von ≥ 1 % betrug das mediane OS 17,1 Monate (Nivo + Ipi; n = 396) vs. 14,9 Monate (Chemotherapie; n = 397) mit einer Hazard Ratio von 0,78. Die Sechs-Jahres-Raten von OS und PFS erreichten 22 % vs. 13 % und 11 % vs. 2 %.
Betroffene mit PD-L1 < 1 % lebten median 17,4 Monate unter Nivolumab + Ipilimumab (n = 187) vs. 12,2 Monate unter Chemotherapie (n = 186; HR 0,65), mit Sechs-Jahres-OS- und PFS-Raten von 16 % vs. 5 % und 8 % vs. 0 %. Auch bei anderen Parametern wie der Ansprechrate und der Dauer des Ansprechens erwies sich die duale Checkpointblockade der Chemotherapie als deutlich überlegen.
Im Prüfarm fiel darüber hinaus der Anteil der Patient:innen mit einer Reduktion der Tumorlast um mindestens 80 % erheblich höher aus (PD-L1 ≥ 1 %: 15 % vs. 3 %; PD-L1 < 1 %: 8 % vs. 1 %), mit Sechs-Jahres-Überlebensraten in diesen Subgruppen von 59 % vs. 42 % (PD-L1 ≥ 1 %) und 77 % vs. 0 % (PD-L1 < 1 %). Eine hohe Lebensqualität zum Zeitpunkt des Studieneinschlusses war ebenfalls mit einem längeren Überleben assoziiert.
Dies sei die bislang längste Nachbeobachtung einer Phase-3-Erstlinien-Immuntherapiestudie beim metastasierten NSCLC, so Prof. Peters. Die Daten belegen den anhaltenden Nutzen einer Behandlung mit Nivolumab und Ipilimumab, insbesondere wenn es damit gelingt, das Tumorvolumen stark zu reduzieren.
Die PD-L1-Expression scheint teilweise eine bedeutende Rolle für die Prognose unter CPI zu spielen. Im Detail analysierten das Forschende in einer Kohortenstudie, in die sie 516 Personen mit neu diagnostiziertem NSCLC und einer PD-L1-Expression von ≥ 50 % einschlossen, die Pembrolizumab erhalten hatten. Bereits zuvor fiel auf, dass ein PD-L1-Wert von über 90 % mit einer signifikant besseren Prognose assoziiert war. Dr. Dr. Biagio Ricciuti, Dana-Farber Cancer Institute in Boston, stellte Drei-Jahres-Daten vor.2 Insbesondere wurden die Patient:innen mit einer PD-L1-Expression von ≥ 90 % (38,2 %) und die mit 50–89 % (61,8 %) miteinander verglichen.
Kardiovaskuläre Risken
Immunvermittelte Nebenwirkungen sind unter CPI-Therapie nicht selten, darunter auch solche, die das kardiovaskuläre System betreffen. Prof. Dr. Dr. Sai-Ching Yeung, MD Anderson Cancer Center in Houston, und Kolleg:innen analysierten ihre Häufigkeit in einer Kohorte von 1.803 Patient:innen, die zwischen 2016 und 2020 wegen eines metastasierten Lungentumors CPI erhalten hatten.
Etwa ein Viertel von ihnen (26 %) hatte bereits vor Beginn der Therapie an einer kardiovaskulären Erkrankung gelitten; von den verbleibenden 1.334 Personen wurde bei 522 (39,1 %) im Verlauf oder nach der Behandlung mit mindestens einem CPI eine Herz-Kreislauf-Erkrankung dokumentiert. Die häufigsten Diagnosen waren Tachyarrhythmien (20,4 %), Erkrankungen des Perikards (9,4 %) und Herzinsuffizienz (5,2 %). Am raschesten nach Beginn der Therapie traten Myokarditiden (nach median 2,8 Monaten), Tachyarrhythmien (4,3 Monate), Endokarditiden (5,0 Monate), Perikard-Erkrankungen (5,4 Monate) und Kardiomyopathien (5,8 Monate) auf. Die Behandlung mit mehreren CPI war gegenüber einer einzelnen Substanz mit einem höheren kumulativen Risiko für das Auftreten von Perikard-Erkrankungen (p = 0,022), Reizleitungsstörungen (p < 0,001), Myokardinfarkten (p = 0,014) und Tachyarrhythmien (p = 0,002) assoziiert.
Die Therapie von Lungenkrebs-patient:innen mit CPI wird in Zukunft ebenso zunehmen wie die Überlebenszeiten – das erfordert dringend ein besseres Verständnis der damit einhergehenden kardiovaskulären Risiken, so Prof. Yeung, um die adäquate langfristige Betreuung zu sichern.
Quelle:
Yeung S-C et al. IASLC WCLC 2023; OA14.06
Vielversprechende Daten dank PD1-Inhibitor
Nach einem medianen Follow-up von 43,7 Monaten schnitt die Subgruppe mit PD-L1 ≥ 90 % durchweg besser ab, mit einem medianen OS von 30 Monaten vs. 18,6 Monate (HR 0,70; p < 0,01) und einem medianen PFS von 9,0 Monaten vs. 5,4 Monate (HR 0,69; p < 0,001). Nach drei Jahren lebten noch 46,6 % vs. 31,8 % der Erkrankten, 29,2 % vs. 13,8 % waren progressionsfrei.
Analysen des Tumorgenoms und des Immunphänotyps im Krebsgewebe wiesen auf markante Unterschiede hin: Beispielsweise fanden sich in Tumoren mit PD-L1 ≥ 90 % signifikant mehr CD8+ und PD1+ T-Lymphozyten sowie PD-L1+ Immunzellen als in denjenigen Geschwulsten, die PD-L1 weniger stark exprimierten. Diese Befunde, so Dr. Ricciuti, könnten künftig Therapiewahl sowie Interpretation und Design klinischer Studien beeinflussen.
Prof. Dr. Shirish M Gadgeel, Henry Ford Cancer Institute, Detroit, präsentierte eine Metaanalyse mehrerer Phase-3-Studien.3 Er konzentrierte sich dabei auf 442 Patient:innen mit neu diagnostiziertem metastasiertem NSCLC und PD-L1-Expression < 1 %. Die Teilnehmenden hatten randomisiert eine Chemotherapie mit oder ohne Pembrolizumab erhalten.
Die Fünf-Jahres-Daten ergaben einen Vorteil der Immuntherapie hinsichtlich des OS mit median 18,3 Monaten vs. 11,4 Monate (HR 0,64; 95%-KI 0,51–0,79) und des PFS mit median 6,5 Monaten vs. 5,5 Monate (HR 0,66; 95%-KI 0,54–0,81). Darüber hinaus punktete die zusätzliche Checkpoint-Inhibition bei
- dem PFS2 (median 14,4 Monate vs. 9,2 Monate; HR 0,55; 95%-KI 0,44–0,68)
- den Ansprechraten (50,6 % vs. 33,2 %) und
- der Dauer des Ansprechens (median 7,6 Monate vs. 5,5 Monate) .
Auch im Falle einer niedrigen bis fehlenden PD-L1-Expression ist die Behandlung mit einem PD1-Inhibitor zusätzlich zu einer Chemotherapie in der Erstlinie also mit einem klinisch relevanten Vorteil verknüpft, resümierte Prof. Gadgeel. Das gilt für Plattenepithel- ebenso wie für Adenokarzinome – beide Histologien waren in den hier analysierten Studien vertreten.
Quellen:
1. Peters S für Ramalingam SS et al. IASLC WCLC 2023; OA14.03
2. Ricciuti B et al. IASLC WCLC 2023; OA14.04
3. Gadgeel S et al. IASLC WCLC 2023; OA14.05
Falls Sie diesen Medizin Cartoon gerne für Ihr nicht-kommerzielles Projekt oder Ihre Arzt-Homepage nutzen möchten, ist dies möglich: Bitte nennen Sie hierzu jeweils als Copyright den Namen des jeweiligen Cartoonisten, sowie die „MedTriX GmbH“ als Quelle und verlinken Sie zu unserer Seite https://www.medical-tribune.de oder direkt zum Cartoon auf dieser Seite. Bei weiteren Fragen, melden Sie sich gerne bei uns (Kontakt).