Mit Kombination in der Erstlinie des EGFR-mutierten mNSCLC Resistenzen vermeiden

Birgit-Kristin Pohlmann

Um Resistenzen zu vermeiden, wurden EGFR-Hemmer in zwei Studien mit anderen Therapien kombiniert. Um Resistenzen zu vermeiden, wurden EGFR-Hemmer in zwei Studien mit anderen Therapien kombiniert. © Kateryna_Kon – stock.adobe.com

Viele Patienten mit EGFR-Mutationen bauen Resistenzen gegen EGFR-TKI auf. Präklinische und klinische Daten deuten an, dass eine zusätzliche Blockade des VEGF-Rezeptors eine potente Behandlungsoption beim metastasierten nicht-kleinzelligen Lungenkarzinom darstellen könnte.

Wie kann man Therapieresistenzen beim metastasierten nicht-kleinzelligen Lungenkarzinom (mNSCLC) vermeiden und somit das Überleben verlängern? Dieser Frage gingen Forscher in der RELAY-Studie nach. In dieser multizentrischen doppelblind randomisierten Studie erreichte die Erstlinientherapie aus dem Tyrosinkinasehemmer (TKI) Erlotinib und dem Angiogenesehemmer Ramucirumab gegenüber der TKI-Monotherapie (Erlotinib plus Placebo) bei Patienten mit einer EGFR-Mutation im Exon 19 (Exon19del) bzw. Exon 21 (L858R) eine statistisch signifikante Verlängerung des progressionsfreien Überlebens (PFS).

Mit median 19,4 Monaten blieben die Patienten sieben Monate länger ohne Progress (HR 0,59; p < 0,0001). Der PFS-Vorteil zeigte sich konsistent in allen untersuchten Subgruppen, unter anderem unabhängig vom EGFR-Mutationstyp. Die mediane Überlebenszeit war noch nicht erreicht.

Der Referent Professor Dr. Kazuhiko ­Nakagawa von der Kindai Universität, Osaka, wies darauf hin, dass Ramucirumab das Nebenwirkungsspektrum insgesamt nicht klinisch relevant erhöhte. Allerdings seien spezifische Nebenwirkungen wie Blutungen/Hämorrhagien und Proteinurien deutlich häufiger (alle Grade: 55 vs. 26 % bzw. 34 vs. 8 %). Er verwies zudem auf ein erhöhtes Risiko für einen deutlichen Anstieg des Blutdrucks (Grad 3: 24 vs. 5 %).

In einer zweiten Phase-III-Studie – ebenfalls zur Erstlinientherapie bei Patienten mit EGFR-mutiertem (Ex19del; L858R) mNSCLC – wurde die Kombination aus TKI und Chemotherapie getes­tet, um Resistenzen gegen die TKI-Monotherapie zu umgehen. Dazu kombinierten die Wissenschaftler Gefitinib mit Pemetrexed und Carboplatin und verglichen das Dreiergespann mit der Gefitinib-Monotherapie.

Chemo lässt Überleben steigen – und Toxizitäten

Die Kombinationstherapie verdoppelte das mediane PFS von acht auf 16 Monate (HR 0,51; p < 0,0001). Das mediane Gesamtüberleben (OS) war zum Auswertungszeitpunkt (medianer Follow-up 17 Monate) im Kombinationsarm noch nicht erreicht und betrug im Gefitinibarm 17 Monate (HR 0,45; p < 0,0001), wie Professor Dr. Vanita ­Noronha, Tata Memorial Center, Mumbai, erläuterte. Allerdings, so Prof. Noronha, erhöhte die Chemotherapie die Toxizität: So hatten ≥ 75 % der Patienten eine Nebenwirkung vom Grad 3 oder höher (vs. 49,4 % im Gefitinibarm; p < 0,001) und gut die Hälfte eine klinisch relevante ≥ Grad-3-Nebenwirkung (vs. 25,3 %; p < 0,001).

Bemerkenswert an dieser Studie ist laut Diskutant Professor Dr. ­Maurice Pérol, Léon Bernard Cancer Center, Lyon, dass das Patientenkollektiv deutlich schlechter war als in der RELAY-Studie und vielen Vorgängerstudien. Als Beispiel nannte er die Zulassungsstudie von Osimertinib. So hatten knapp 20 % der Patienten Hirnmetastasen. Gut 20 % der Teilnehmer befanden sich in einem schlechten Allgemeinzustand (ECOG PS 2) und nur etwa 2 % hatten keine Einschränkungen (ECOG PS 0).

Neue Therapiesequenzen werden möglich

Prof. Pérol kritisierte, dass die zwei Kombinationen nicht gegen Osimertinib geprüft wurden, sieht aber in beiden eine potenzielle Erstlinientherapie für das EGFR-mutierte mNSCLC. Vorteile haben beide Kombinationstherapien laut dem Experten möglicherweise mit Blick auf die Sequenz. Bei Progress biete sich als Zweitlinie jeweils die Weiterbehandlung mit Osimertinib an, gefolgt in der dritten Linie von einer platinbasierten Chemotherapie. Bei einer Erstlinie mit Osimertinib stehe dagegen in der dritten Linie derzeit keine validierte Therapieoption zur Verfügung.

Weitere Studien sind notwendig – unter anderem zur Kombinationstherapie mit Osimertinib, so Prof. Pérol. Langfristiges Ziel sei es, die Therapie zu personalisieren. Aktuell empfiehlt er, die Behandlungsentscheidung individuell abzuwägen – unter Berücksichtigung der gesamten Therapiesequenz sowie potenzieller Toxizitäten und Einschränkungen für die Lebensqualität der Patienten.

Quellen:
Nakagawa K et al. J Clin Oncol 2019; 37 (suppl; abstr 9000)
Noronha V et al. J Clin Oncol 2019; 37 (suppl; abstr 9001)
55th Annual Meeting of the American Society of Oncology (ASCO)

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