
Roboterassistierte Chirurgie ist Radiotherapie überlegen

Bei der Therapie eines nicht-kleinzelligen Lungenkarzinoms im Stadium I gilt die Operation als Goldstandard, wenngleich für gebrechliche Patient:innen auch eine stereotaktische Bestrahlung infrage kommt. Weil es keine randomisierten Studien zu diesen beiden Optionen gibt, verglichen italienische Kolleg:innen zwei Kohorten von Patient:innen, die zwischen 2015 und 2021 entweder minimalinvasiv operiert (mittels video- oder roboterassistierter Thoraxchirugie; VATS bzw. RATS) oder stereotaktisch bestrahlt worden waren (SBRT).1
Die einfache Kaplan-Meier-Analyse, so Andrea Bille, Guys Hospital, London, zeigte nach fünf Jahren eine Überlegenheit der RATS, nicht aber der VATS gegenüber der SBRT beim krankheitsfreien Überleben (p < 0,001). Jeweils 313 Patient:innen aus der Gruppe mit RATS bzw. SBRT wurden in eine Propensity-Score-gematchte Analyse aufgenommen, um wenigstens teilweise für die fehlende Randomisierung zu kompensieren, aber das Ergebnis war ähnlich (p < 0,0001). In einer multivariaten Analyse war das Risiko für Progression oder Tod unter der Bestrahlung beinahe verdreifacht (HR 2,918; p < 0,0001).
Eine valide Option
Das minimalinvasive chirurgische Vorgehen mit Lymphadenektomie ist also beim NSCLC im Stadium I auch bei Patient:innen mit nicht so gutem Allgemeinzustand nach wie vor eine sehr valide Option mit akzeptabler postoperativer Morbidität und Mortalität, resümierte der Referent. Weitere Studien seien aber notwendig.
Die Nicht-Unterlegenheit einer sublobaren Resektion gegenüber einer Lobektomie beim NSCLC im Stadium I wurde bereits in einer randomisierten Studie gezeigt. Ob das auch bei Vorliegen von Hochrisiko-Eigenschaften gilt, untersuchten US-amerikanische Kolleg:innen ebenfalls retrospektiv mit Propensity-Score-gematchten Daten aus der National Cancer Database (NCDB).2 Wie Camille A. Mathey-Andrews, Massachusetts General Hospital, Boston, berichtete, hatten sich 278 Patient:innen darin zwischen 2010 und 2020 einer sublobaren Resektion (24 %) oder einer Lobektomie (76 %) unterzogen und drei Hochrisiko-Eigenschaften aufgewiesen: viszerale Pleura-Invasion, lymphovaskuläre Invasion und einen hohen Tumorgrad.
Das Fünf-Jahres-Gesamtüberleben war zwischen beiden chirurgischen Strategien vergleichbar – sowohl in der einfachen (67 % vs. 70 %; p = 0,96) als auch in der multivariaten und in der Propensity-Score-gematchten Analyse (69 % vs. 70 %; p = 0,82). Darüber hinaus unterschieden sich positive Resektionsränder, stationäre Wiederaufnahme binnen 30 Tagen postoperativ und 30- bzw. 90-Tage-Mortalität nicht.
Die Vortragende betonte abschließend, dass somit initial unbekannte Hochrisiko-Eigenschaften, die nach sublobärer Resektion in der Pathologie gefunden werden, keinen Grund für eine nachträgliche Lobektomie darstellen.
Quellen:
1. Farinelli E et al. IASLC WCLC 2023; Abstract OA11.05
2. Mathey-Andrews CA et al. IASLC WCLC 2023; Abstract OA11.06
Falls Sie diesen Medizin Cartoon gerne für Ihr nicht-kommerzielles Projekt oder Ihre Arzt-Homepage nutzen möchten, ist dies möglich: Bitte nennen Sie hierzu jeweils als Copyright den Namen des jeweiligen Cartoonisten, sowie die „MedTriX GmbH“ als Quelle und verlinken Sie zu unserer Seite https://www.medical-tribune.de oder direkt zum Cartoon auf dieser Seite. Bei weiteren Fragen, melden Sie sich gerne bei uns (Kontakt).