Kombinationen erhöhen Wirksamkeit von Osimertinib für die Therapie 

ESMO 2023 Josef Gulden 

Studienupdates betonen die Wirksamkeit von  Kombinationstherapien beim NSCLC. Studienupdates betonen die Wirksamkeit von Kombinationstherapien beim NSCLC. © Vadym – stock.adobe.com

Das NSCLC mit aktivierenden EGFR-Mutationen kann mit spezifischen TKI behandelt werden. Derzeitiger Standard für die Erstlinie ist Osimertinib. Aktuelle Studienupdates heben die Bedeutung von Kombinationstherapien hervor.

Grundlage für die Erstlinienzulassung von Osimertinib bildeten die Daten von ­FLAURA, in der sich der EGFR-TKI einer Chemotherapie als überlegen erwiesen hatte. In einer weiteren Phase-3-Studie, ­FLAURA2, verlängerte sich das PFS, wenn Osimertinib mit der Chemotherapie aus einem Platin und Pemetrexed kombiniert wurde (HR 0,62; p < 0,001). 

Prof. Dr. ­David ­Planchard, Institut Gustave Roussy, Villejuif, berichtete über eine Subgruppenanalyse von 222 der insgesamt 557 Patient:innen, die bei Studieneinschluss asymptomatische Hirnmetastasen aufgewiesen hatten.1 Die auf diese Hirnfiliae bezogenen Endpunkte umfassten u.a. PFS, Ansprechen und Dauer des Ansprechens.

In einer Subpopulation von 78 Personen, die in der Kernspintomografie quantitativ messbare Hirnläsionen aufgewiesen hatten, unterschied sich die zerebrale Ansprechrate zwar mit 88 % vs. 87 % nicht; Komplettremissionen wurden im Chemotherapie-Arm aber mit 48 % vs. 16 % dreimal so häufig erzielt wie unter alleinigem Osimertinib. Die Dauer der Remissionen war unter der Kombination noch nicht erreicht und betrug unter der Monotherapie 20,9 Monate. Ähnliches galt für das zerebrale PFS (Median nicht erreicht vs. 17,3 Monate); das Risiko für intrakranielle Progression oder Tod verringerte sich damit um 60 % (HR 0,40; 95%-KI 0,19–0,84). 

Die Daten stützen die Addition einer Platin-Pemetrexed-Chemotherapie zu Osimertinib als neuen Erstlinienstandard für Erkrankte mit EGFR-mutiertem, fortgeschrittenem NSCLC, einschließlich Personen mit Hirnmetastasen, folgerte Prof. ­Planchard.

Unter Verzicht auf eine Chemotherapie lässt sich Osimertinib auch mit antiangiogenen Substanzen kombinieren, die den VEGF-Signalweg inhibieren. Genau das versuchten Forschende in mehreren Phase-2-Untersuchungen.

In einer japanischen Studie erhielten 122 Erkrankte mit nicht-squamösem NSCLC Osimertinib und in rund der Hälfte der Fälle zusätzlich den Anti-VEGF-Rezeptor-Antikörper Ramucirumab, so Dr. ­Yoshiro ­Nakahara, Kitasato University School of Medicine, Sagamihara.2 Weder hinsichtlich des PFS noch bei den Responseraten oder der Dauer des Ansprechens ergaben sich nennenswerte Unterschiede zwischen den beiden Armen. In einer Post-hoc-Subgruppenanalyse schienen jedoch Patient:innen mit Hirnmetastasen zumindest einen numerischen Vorteil aus der Kombination zu ziehen (HR 0,655; 95%-KI 0,296–1,451). 

Dr. ­Nakahara betonte, dass die Studie während der kritischen Phase der COVID-19-Pandemie durchgeführt wurde und dass die Teilnehmenden zweimal pro Woche in die Klinik kommen mussten; möglicherweise habe dies zu einer suboptimalen Applikation von Ramucirumab geführt.

In der Phase-2-Studie ­RAMOSE erhielten 147 therapienaive Erkrankte mit fortgeschrittenem NSCLC ebenfalls Osimertinib mit oder ohne Ramucirumab, erläuterte Prof. Dr. Dr. ­Xiuning ­Le, M. D. Anderson Cancer Center, Houston.3 Weder Ansprechen noch Krankheitskontrollrate unterschieden sich in der Interimsanalyse zwischen den Armen. 

Das PFS fiel mit median 24,8 Monaten vs. 15,6 Monaten in der Prüfgruppe signifikant länger aus (HR 0,55; p = 0,026); nach zwölf Monaten waren mit Ramucirumab 77 % und in der Kontrolle 62 % der Patient:innen progressionsfrei am Leben. In der Gruppe von Personen mit Hirnmetastasen betrug das PFS median 17,9 Monate vs. 13,8 Monate (p = 0,225). Das Regime aus Osimertinib und Ramucirumab scheint damit ähnlich wirksam zu sein wie das ­FLAURA2-Protokoll, resümierten die Studienautor:innen.

Mit Afatinib gegen seltene EGFR-Mutationen

Neben den häufigen EGFR-Alterationen wie Deletionen in Exon 19 und der L858R-Punktmutation gibt es zahlreiche seltenere Mutationen. Afatinib ist ein EGFR-TKI mit einem ungewöhnlich breiten Wirkspektrum und wurde daher in der japanischen Phase-3-Studie ­ACHILLES bei therapienaiven NSCLC-Erkrankungen mit seltenen sensibilisierenden EGFR-Mutationen getestet. Die insgesamt 109 Patient:innen, so Dr. ­Satoru ­Miura, Niigata Cancer Center Hospital, erhielten 2:1 randomisiert Afatinib oder eine Platin-Pemetrexed-Chemotherapie. Nach median 12,5 Monaten Follow-up fiel zwar der Unterschied bei der Ansprechrate mit 61,4 % vs. 47,1 % nicht-signifikant aus (p = 0,2069), das PFS hingegen wurde durch Afatinib mit median 10,6 Monaten versus 5,7 Monate beinahe verdoppelt (HR 0,422; p = 0,0007). Häufigste Nebenwirkungen unter dem TKI umfassten Diarrhö, Hautausschlag und Paronychien. Afatinib kann damit als ein Standard für die Behandlung des NSCLC mit seltenen EGFR-Mutationen gelten.

Quelle:
Miura S et al. ESMO Congress 2023; Abstract LBA66

Die Kombination liegt vorne

In der randomisierten chinesischen Studie ­ATTENTION, die Prof. Dr. ­Yi ­Hu, Chinese PLA General Hospital, Peking, präsentierte, setzten die Autor:innen – ebenfalls in der Erstlinie – anstelle von Osimertinib den Drittgenerations-EGFR-TKI Aumolertinib ein.4 104 Erkrankte erhielten die Substanz randomisiert mit oder ohne den VEGF-Rezeptor-Inhibitor Apatinib. 

Die Kombination resultierte in einem leichten Vorteil bezüglich der Ansprechraten (72,9 % vs. 64 %). Das intrakranielle Ansprechen in der Gruppe von Patient:innen mit Hirnmetastasen betrug 81,8 % vs. 62,6 %. Das PFS fiel im Prüfarm tendenziell besser aus als in der Kontrolle; die Daten sind aber noch nicht reif. Das Zusammenspiel von EGFR- und VEGFR-Hemmung scheint die Wirksamkeit zu verbessern, resümierte Prof. Hu.

Auch beim EGFR-mutierten NSCLC, das nach einem EGFR-TKI progredient wird, prüfen Forschende neue Kombinationstherapien. Prof. Dr. ­Myung-Ju ­Ahn, Samsung Medical Center (SMC) – Sungkyunkwan University School of Medicine, Seoul, präsentierte die Phase-3-Studie ­ATTLAS:5 Darin hatten 228 Patient:innen 1:2 randomisiert 

  • eine Platin-Pemetrexed-Chemotherapie mit Pemetrexed-Erhaltung oder 
  • die Kombination aus dem PD-L1-Inhibitor Atezolizumab, dem VEGF-Antikörper Bevacizumab sowie Paclitaxel und Carboplatin (mit Atezolizumab/Bevacizumab-Erhaltung) 

bekommen. Nach median 26,1 Monaten war der Immunchemotherapie-Arm deutlich überlegen – sowohl in Bezug auf die Ansprechraten (69,5 % vs. 41,9 %; p < 0,001) als auch hinsichtlich des PFS (median 8,5 Monate vs. 5,6 Monate; HR 0,62; p = 0,004). Letzterer Vorteil war umso größer, je höher die PD-L1-Expression in den Tumoren ausfiel. Beim Gesamtüberleben gab es allerdings noch keinen Unterschied zwischen den Gruppen (median 20,6 Monate vs. 20,3 Monate; p = 0,975).

Quellen:
1.    Planchard D et al. ESMO Congress 2023; Abstract LBA68
2.    Nakahara Y et al. ESMO Congress 2023; Abstract LBA70
3.    Le X et al. ESMO Congress 2023; Abstract LBA71
4.    HuY et al. ESMO Congress 2023; Abstract LBA69
5.    Ahn MJ et al. ESMO Congress 2023; Abstract LBA67

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